Die Klagewelle gegen den HSV reißt nicht ab: Neben Mirko Slomka geht auch Nestor El Maestro gegen seine fristlose Kündigung vor. Dem Verein drohen hohe Abfindungen.
Hamburg. Nach Mirko Slomka klagt auch dessen ehemaliger Co-Trainer Nestor El Maestro gegen die HSV Fußball AG wegen seiner fristlosen Kündigung bei dem Bundesligisten. Dies teilte das Arbeitsgericht Hamburg am Mittwoch mit. Wie Slomka war El Maestro bei den Hanseaten am 16. September trotz eines Vertrages bis zum 30. Juni 2016 nach einem schwachen Saisonstart freigestellt worden.
Gegen diese Kündigung wendet sich El Maestro vor dem Arbeitsgericht Hamburg durch seinen Rechtsanwalt Horst Kletke (Frankfurt/Main). Zugleich wurde beantragt, noch keinen Gütetermin anzuberaumen, weil beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) ein Schlichtungsverfahren versucht werden soll.
Auch Nikola Vidovic hat gegen die HSV Fußball AG geklagt. Dem Slomka unterstellten ehemaligen Athletik-Coach des HSV war am 22. September zum 31. Oktober 2014 gekündigt worden. Auch Vidovics Kontrakt lief bis 2016. Ein Gütetermin findet am 7. November (12.30 Uhr) statt.
Zuvor ging auch der ehemalige Sportchef der Hamburger, Oliver Kreuzer, gegen den HSV vor Gericht. Beide Parteien einigten sich letztlich außergerichtlich. Kreuzer erhielt eine Abfindung in Höhe von 800.000 Euro. Diese Summe soll deckungsgleich mit dem kompletten Gehalt, das der 48-Jährige bis Ende seines Vertrages im Sommer 2016 bekommen hätte, sein, wenn er nicht entlassen worden wäre.
Slomka winkt mindestens 1,4 Millionen Euro
Der HSV ließ sich in Slomkas Vertrag unter dem Punkt "Freistellungsregelung" zwei Klauseln für den Fall einer Entlassung festschreiben. So hätte es lediglich im Fall des Abstiegs die kostengünstige Möglichkeit der sofortigen Trennung im Sommer für die vergleichsweise überschaubare Summe von 300.000 Euro gegeben. Nach dem Klassenerhalt blieb dem AG-Vorstand nun nur noch die Option, Klausel zwei zu ziehen. Demnach stehen dem erfolglosen Trainer vom Tag der Freistellung bis zum Vertragsende im Sommer 2016 noch die Hälfte seines Grundgehalts sowie etwaige Erfolgsprämien zu.
Nach Abendblatt-Informationen darf Slomka, der 1,5 Millionen Euro exklusive Prämien verdient haben soll, sich somit bei seinem noch knapp zwei Jahre laufenden Vertrag auf mindestens 1,4 Millionen Euro freuen. Einzige Einschränkung: Sollte der Hildesheimer bis Sommer 2016 einen neuen Verein übernehmen wollen, müsste er sich ähnlich wie seine Vorgänger Bert van Marwijk und Thorsten Fink über eine vorzeitige Auflösung seines Vertrages einigen.
Am Ende wird sich der HSV mit Slomka – ähnlich wie im Fall Kreuzer – voraussichtlich auf eine höhere als die vertraglich festgelegte Abfindung des Fußballlehrers einigen.
Der ehemalige U23-Trainer Rodolfo Esteban Cardoso verklagte in diesem Jahr ebenfalls den HSV, nachdem ihm gekündigt wurde. Auch hier einigten sich der Verein und der Argentinier außergerichtlich. Inzwischen ist Cardoso wieder als Technik-Trainer beim HSV im Nachwuchsbereich der 15- bis 19-Jährigen tätig.