Der Trainer von Borussia Dortmund will mehr Leidenschaft bei den Hamburgern entdeckt haben. Nach dem Spiel gegen den HSV hat er einen besonderen Wunsch.

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Dortmund/Hamburg. Natürlich: Der HSV ist für Borussia Dortmund der Angstgegner. Erst im Februar, als Trainer Mirko Slomka übernahm, gewann der HSV plötzlich gegen das Starensemble aus dem Westfalenpark mit 3:0. Für den Hamburger SV war es zu dem Zeitpunkt der erste Sieg nach sieben Niederlagen in Serie. Und die Bundesliga-Statistik der vergangenen 51 Jahre zeigt: 33 Siege für den BVB, einer mehr für den HSV. Und wer es vor dem Spiel am Sonnabend zwischen Borussia Dortmund und dem HSV (15.30, live bei Sky und im Liveticker bei abendblatt.de) genau wissen will, der kann sich hier alle Statistik-Details abholen.

Doch Statistiken taugen für Prognosen nur bedingt. Die Dortmunder kompensieren ihre akute Bundesliga-Schwäche mit einer Champions-League-Stärke, die beeindruckend ist. Beim 3:0-Sieg in Anderlecht zeigten sich gerade die Offensivleute wie Immobile und Ramos in Torlaune. Da will jeder spielen, und die interne Konkurrenz beim BVB kann für den HSV mit seiner durchwachsenen Abwehrleistung nichts Gutes bedeuten.

Trotzdem warnt BVB-Trainer Jürgen Klopp vor dem Tabellenletzten. Er hat da etwas Neues beim HSV entdeckt. „Ihr Spiel ist emotionaler, leidenschaftlicher geworden“, so Klopp. „Dieser Kader in Hamburg hat Qualität.“ Deshalb, so Klopp: „Wir müssen dafür sorgen, dass ihre Qualität nicht zum Vorschein kommt.“ Für die Zeit nach der Partie gegen seinen BVB habe er „ein gutes Gefühl für die Hamburger“, sagte Klopp. An Trainer Joe Zinnbauer, den er aus gemeinsamen Zeiten als Profi beim FSV Mainz 05 kennt, richtete er einen Wunsch: „Ich gehe davon aus, dass ich seine Telefonnummer am Samstag kriege.“

In der Führungsetage ist der Hamburger SV wieder top aufgestellt, auf dem Rasen noch lange nicht. Das Dreigestirn an der Spitze des Vereins mit dem Vorstandsvorsitzenden Dietmar Beiersdorfer, Sportchef Peter Knäbel sowie Struktur- und Nachwuchsorganisator Bernhard Peters verkörpert geballte Fußball-Kompetenz wie lange nicht. Tore können aber auch sie in der aktuellen Saison nicht schießen. Die aber braucht der Tabellenletzte dringend.

So merkwürdig es angesichts der Tabellensituation klingt, die Hamburger sind auf einem besseren Weg. Unter Trainer Josef Zinnbauer ist mehr Biss ins Team gekommen. „Joe macht einen sehr guten Job und ist mit vielen Emotionen dabei. Man sieht, dass sich etwas bewegt. Er bringt eine Mannschaft aufs Feld, und was er dieser erzählt, hat Hand und Fuß“, lobte Beiersdorfer Zinnbauer. Im Unterschied zu Vorgänger Mirko Slomka hat der Vereinschef eine Truppe ausgemacht, die sich „auch als Mannschaft darstellt und fightet“.

Peter Knäbel will einen Platz auf der Trainerbank

„Wir müssen härter und schneller arbeiten als alle anderen“, forderte der am Mittwoch vorgestellte Oliver-Kreuzer-Nachfolger Knäbel. In den sechs Partien dieser Saison ist der HSV sieglos, hat es lediglich auf zwei Punkte und ein Tor gebracht. „Den Fans, dem Club und mir wünsche ich drei Punkte in Dortmund“, verkündete Knäbel, 48. Der Neue will sich am Sonnabend demonstrativ auf die Trainerbank setzen und damit den Schulterschluss mit Team und Coach demonstrieren.

Das Problem in der Aufbruchphase des HSV sind die Rückschläge. Stellt sich nicht bald ein Sieg ein, droht das zarte Pflänzchen Selbstbewusstsein in sich zusammenzufallen. Dann hat auch der engagierte Zinnbauer mit seinen mitreißenden Ansprachen Mühe, das Team bei Laune zu halten. Beiersdorfer möchte zwar auf eine weitere Trainerrotation verzichten, doch bekanntlich hat er Zinnbauer eine Arbeitserlaubnis als Chefcoach vorsorglich nur „bis auf Weiteres“ erteilt.

Rafael van der Vaart hat seine Verletzung auskuriert

6800 HSV-Fans wollen sich am Sonnabend der Übermacht von rund 74.000 BVB-Fans im ausverkauften Stadion stellen. Vermutlich werden sie eine veränderte HSV-Elf sehen. Rafael van der Vaart hat seine Wadenprobleme auskuriert, auch Marcell Jansen und Julian Green können wieder spielen. Klappt es mit der Überraschung nicht, wird der erste Saisonsieg auf das nächste Heimspiel vertagt. Dann reist der Tabellenvierte 1899 Hoffenheim an. Die Kraichgauer variieren bekanntlich fußballerisch zwischen Genie und Wahnsinn.