Der Norden liegt am Boden: Die Traditionsclubs HSV und Werder Bremen sitzen im Tabellenkeller fest. Beiersdorfer will nichts beschönigen und fordert mehr Engagement. Für Dutt zählen nur drei Punkte.

Hamburg/Bremen. Der Fußball-Norden zittert um seine Traditionsklubs: Die beiden großen Rivalen HSV und Werder Bremen befinden sich im parallelen Sinkflug. Bremen ist mit Abstand die Schießbude der Liga (15 Gegentore), der HSV stellt den Harmlos-Angriff (nur ein Treffer), beide Teams haben in dieser Saison noch nicht ein Bundesliga-Spiel gewonnen und dümpeln als Vorletzter und Letzter im Tabellenkeller herum. Während bei den Fans die Angst vor der nächsten Horror-Spielzeit umgeht, stehen die beiden Trainer Robin Dutt und Joe Zinnbauer vor richtungweisenden Spielen.

„Wir wollen gewinnen – fertig, aus. Es zählen nur drei Punkte“, sagte Dutt, der mit 42 Punkten nach 40 Spielen so schlecht gestartet ist wie noch kein Trainer zuvor in Bremen, vor dem Kellerduell gegen seinen Ex-Klub SC Freiburg (Sonnabend, 15.30 Uhr/Sky). Unter der Woche sei niemand „mit einem Lächeln durch die Katakomben gelaufen“.

Auch Sportchef Thomas Eichin guckte ungewohnt finster und präsentierte sich dünnhäutig. Gleichzeitig erhöhte der 47-Jährige den Druck auf Trainer und Mannschaft: „Ein Sieg ist Pflicht, das weiß auch jeder.“ Die Nerven liegen zunehmend blank.

Denn schon seit Jahren hecheln sowohl Werder als auch der HSV den eigenen hohen Ansprüchen hinterher. Früher waren die einstigen Aushängeschilder des Nordens Dauergast im internationalen Geschäft, 2009 spielten sie im Halbfinale des DFB-Pokals und des Uefa-Cups gegeneinander, zusammen haben sie 22 große Titel geholt – doch die Gegenwart im Norden sieht düster aus.

„Wir müssen härter und schneller arbeiten“


Der HSV versucht jetzt mit einem neuen Sportdirektor die Wende zum Guten einzuleiten. Peter Knäbel vervollständigt neben Klubboss Dietmar Beiersdorfer und Nachwuchschef Bernhard Peters die sportliche Führung der Hanseaten – und will wieder angreifen. „Der HSV ist ein Puzzle aus 1000 Teilen, das gefallen und zersprungen ist. Das gilt es jetzt zusammenzusetzen“, sagte Knäbel bei seiner Vorstellung. Mittelfristig soll der HSV wieder zum „Hoch im Norden“ werden: „Alle anderen Vereine arbeiten sehr hart. Wir müssen härter und schneller arbeiten.“

Zinnbauer bemüht vor der Partie bei der wiedererstarkten Borussia aus Dortmund (Sonnabend, 15.30 Uhr im Liveticker bei abendblatt.de) schon das Prinzip Hoffnung. „Wenn wir so weitermachen, werden wir auch belohnt“, sagte der Nachfolger von Mirko Slomka: „Die Mannschaft hat gezeigt, dass etwas in ihr steckt und dass sie will. Jetzt müssen wir sehen, dass wir System reinbringen.“ Immerhin könnte gegen den BVB Kapitän Rafael van der Vaart nach überstandenen Wadenproblemen in die Mannschaft zurückkehren.

Wie in Bremen werden die Sorgen auch in der HSV-Führungsetage immer größer. „Die Situation ist schwierig, da brauchen wir nichts zu beschönigen, wir sind Tabellenletzter“, sagte Beiersdorfer: „Jetzt ist jeder, im Verein und in der Kabine, gefordert, noch eine Schippe draufzulegen. Wir müssen versuchen, aus dieser Spirale rauszukommen.“ Aufgeben gilt natürlich in beiden Städten nicht. „Es gab keine Anzeichen, dass jemandem die Knie schlottern“, sagte Eichin. Doch ohne einen Sieg geht das Zittern im Norden weiter.