Der Deutschtürke unterschrieb in Leverkusen einen Vertrag bis 2019 – der HSV kassiert knapp 15 Millionen Euro Ablöse.
Hamburg/Leverkusen. Schon am Donnerstagabend war durchgesickert, dass Hakan Calhanoglu den HSV verlassen wird, am Freitagvormittag folgte die offizielle Bestätigung von Bayer Leverkusen. Der Bundesligist einigte sich mit dem HSV auf einen Transfer des 20-Jährigen, der unterm Bayer-Kreuz – vorbehaltlich der medizinischen Untersuchung – einen bis zum 30. Juni 2019 gültigen Vertrag unterzeichnete.
„Wir sind sehr glücklich, dass dieser Transfer nach intensiven und stets fairen Verhandlungen mit dem HSV nun endlich zustande gekommen ist“, so Bayer-04-Geschäftsführer Michael Schade. „Wir haben mit Hakan Calhanoglu unseren Wunschspieler bekommen. Sein frühes und eindeutiges Bekenntnis zu Bayer 04 hat uns ermutigt, die Bemühungen um ihn trotz teilweise schwieriger Begleitumstände nie einzustellen. Umso mehr freuen wir uns jetzt darauf, gemeinsam mit Hakan Calhanoglu unsere ambitionierten Ziele anzugehen.“ Und auch Rudi Völler war voller Erwartungsfreude: Mit ihm haben wir ein schwer ausrechenbares kreatives Element hinzugewonnen“, sagte Bayers Sportdirektor. „Hakan soll und wird unserem Team einen wichtigen Qualitätsschub geben.“
Wer darauf gewettet hatte, dass der Deutschtürke in seinem Statement die Floskel „große Herausforderung“ benutzen würde, sah sich bestätigt: „Ich hatte in Hamburg eine sehr schöne Zeit, aber in Leverkusen kann ich jetzt den nächsten Schritt nach vorne machen.“ Und weiter: „Mit Leverkusen in die Champions League einzuziehen und in der Bundesliga oben mitzuspielen, ist eine große Herausforderung für mich.“
Am Freitag also endete ein, man kann es nicht anders nennen, Schmierentheater mit einem miesen Hauptdarsteller Calhanoglu, der mit seinem Berater Bektas Demirtas (angetrieben wohl von Papa Calhanoglu) einen erpresserisch wirkenden Plan mit der vierwöchigen Krankschreibung ausgeheckt hatte. Garniert wurde die Kampagne unter anderem mit Fotos in der „Sport Bild“, die den Techniker in Heidelberg auf dem Weg zum Psychologen zeigten, nach dem Motto: Seht her, ich bin wirklich krank! In persönlichen Gesprächen konnten sich sowohl Oliver Kreuzer als auch Dietmar Beiersdorfer vom unbedingten Wechselwunsch des HSV-Patienten überzeugen.
Wie schnell sich aber doch eine Heilung einstellen kann bei diesem „Krankheitsbild“, zeigte sich nach dem erfolgreichen Abschluss der Verhandlungen. Nach dem Medizincheck in Leverkusen war am Freitag ein Fototermin angesetzt, an diesem Sonnabend soll Calhanoglu das Training aufnehmen. Als Verlierer des Gezerres um das Ausnahmetalent, das vergangene Saison mit elf Toren und vier Assists der herausragende Spieler beim HSV war, sieht man sich aber im Verein nicht, schließlich musste Bayer im Vergleich zum ersten Angebot in Höhe von 12,5 Millionen Euro noch gehörig Schmerzensgeld draufpacken. Knapp 15 Millionen Euro Einnahme können die klammen Hamburger verbuchen, ein satter Gewinn in nur einer Saison nach den 2,5 Millionen Euro Ablöse für den KSC.
Ein weiterer Verhandlungserfolg für den HSV: Offenbar ist es den Funktionären gelungen, keins der üblichen Beraterhonorare zu zahlen. Einzig durch die eine Million Euro, die nachträglich an den Ex-Club aus Karlsruhe weitergegeben werden müssen, wird die üppige Transfersumme geschmälert. Beim Internetportal „Transfermarkt.de“ wird Calhanoglus Marktwert auf sieben Millionen Euro taxiert.
Auch HSV-Gönner Klaus-Michael Kühne, der ursprünglich strikt gegen einen Verkauf gewesen war, äußerte sich zufrieden: „Es ist richtig, dass ich meine Bedenken aufgegeben habe, und offensichtlich ist es dem Verein gelungen, auf diese Weise den Lasogga-Deal kurzfristig abzuschließen, was ich begrüße“, sagte Kühne auf Abendblatt-Anfrage. „Unverändert strebe ich an, mich im Rahmen der von HSVPlus vorgesehenen Investorenbeteiligung zu engagieren. Ich hoffe daher sehr, dass die neuen Gremien recht bald in Funktion treten können, damit alles seinen gewünschten Verlauf nimmt.“