Der künftige Aufsichtsratschef Karl Gernandt und der designierte Vorstandsboss Dietmar Beiersdorfer wollen den Verein auf Vordermann bringen. Aber noch sind sie offiziell nicht im Amt. Und was wird aus Kreuzer?
Hamburg. Der HSV steckt im Moment in einer etwas lähmenden Übergangsphase. Offizieller Start der neuen HSV Fußball AG ist erst am 1. Juli. Zwei drängende Fragen gibt es: Wann endlich bekommt der designierte Vorstandschef Dietmar Beiersdorfer von Zenit St. Petersburg die Freigabe? Und darf Sportchef Oliver Kreuzer dann noch mitwirken, oder ist er aktuell eine „Lame Duck“? Zumindest konnte dieser Tage von Kreuzer noch eine Personalie abgearbeitet werden: Der Vertrag mit Ex-Trainer Bert van Marwijk und dessen Assistent Roel Coumans wurde aufgelöst. „Wir haben uns mit beiden vernünftig geeinigt“, sagte Kreuzer dem Abendblatt.
Ansonsten herrscht bei der Planung eher Stillstand an der Elbe. Der künftige Boss Beierdorfer wird immer mal wieder in Hamburg gesichtet, zum Beispiel im Alstertal Einkaufs-Zentrum. Er jettete dem Vernehmen nach in die Finca des künftigen Ivestors Klaus-Michael Kühne nach Mallorca und zu Verhandlungen mit Noch-Arbeitgeber nach St. Petersburg, aber sein kolportierter Dreijahresvertrag beim HSV liegt noch auf Eis.
Klar ist indes, dass er schon in die Entscheidungen eingebunden wird. Der designierte Aufsichtsratschef Karl Gernandt wiederum, Freund klarer Worte und Kühnes rechte Hand, hatte dem „kicker“ in der Vorwoche gesagt: „Das Ziel ist es, keine Personalentscheidungen mehr zu treffen, bevor Dietmar Beiersdorfer frei ist. Und das wissen die handelnden Personen.“ Die erste Transfer zur neuen Saison, Greuther Fürths Zoltan Stieber, „wäre von unserer Seite so nicht eingefädelt worden“, meinte er.
War das nun ein Transferverbot für Kreuzer? Keinesfalls, wiegelte der Noch-Vorstandsvorsitzende Carl Jarchow ab: „Das ist Unsinn. So etwas gibt es nicht“, sagte er. Und weiter: „Es ist das Interesse aller handelnden Personen, dass der Übergang vernünftig läuft. Natürlich spricht sich Oliver Kreuzer auch mit Dietmar Beiersdorfer ab.“ Bekannt ist nur, dass der Logistik-Milliardär Kühne wenig von Kreuzer hält, er nannte ihn mal abschätzig einen „Drittliga-Manager“. Als heiße Kandidaten auf eine Kreuzer-Nachfolge gelten der frühere Nationaltorwart Jens Lehmann und Ex-HSV-Kapitän Nico-Jan Hoogma.
Lasogga noch in dieser Woche endgültig weg?
Und was sagen die Spieler? Heiko Westermann, der sich als einer der wenigen immer stellt, findet die HSV Fußball AG im „Bild“-Interview „gut so. Ich denke, dass die neuen Bosse frischen Wind bringen. Klar ist, dass wir für die neue Saison gute Spieler brauchen, um ein ordentliches Gerüst zu bauen.“
Im Moment gibt es da allerdings noch einige Baustellen: Pierre-Michael Lasogga soll sich gegen den HSV entschieden haben und vor der Bekanntgabe seines neuen Arbeitgebers in dieser Woche stehen. Und ob man den vom Bundesliga-Shootingstar zum „Bad Boy“ gefallenen Hakan Calhanoglu gegen seinen Willen zum Bleiben zwingt? Bisher stehen den Abgängen von auch Tomas Rincon, Robert Tesche und Zhi Gin Lam als Zugänge Stieber, die zuletzt ausgeliehenen Per Skjelbred, Gojko Kacar und Artjoms Rudnevs sowie aus dem eigenen Nachwuchs Matti Steinmann gegenüber.
Zuspruch bekam das HSV-Plus-Konzept um die Ausgliederung der Profiabteilung auch von Reinhard Rauball, dem Vorsitzenden der Deutschen Fußball Liga: „Ich halte dies für den richtigen Weg. Für den Aufsichtsrat sind qualifizierte Leute benannt worden“, sagte der 67-Jährige dem Abendblatt. Der künftige Aufsichtsratschef Gernandt, Erfolgsmanager von Kühne + Nagel, kündigte via „Bild“ schon mal das große Reinemachen an: „Die Arbeitsliste ist viel, viel länger als ich gedacht habe. In den letzten fünf Jahren ist es drunter und drüber gegangen. Das aufzuarbeiten wird lange dauern“, so der 53-Jährige. „Wenn man das Tohuwabohu sieht, da kriegt man Hautausschlag.“