Alexander Otto stimmt bei der Mitgliederversammlung am Sonntag für HSVPlus. Dennoch soll es laut dem Unternehmer bei einer Mehrheit keinen großen Jubel geben. Es sei wichtig, die unterlegene Fraktion mitzunehmen.
Hamburg. Sein Wort hat in der Stadt und beim HSV Gewicht: Unternehmer Alexander Otto, 45, war von 2009 bis 2013 Aufsichtsrat beim HSV, zuletzt als Chef.
Hamburger Abendblatt: Herr Otto, wie werden Sie sich bei der Mitgliederversammlung entscheiden?
Alexander Otto: Ich werde für HSVPlus stimmen. Für den HSV ist es wichtig, dass sich die Strukturen im Verein ändern. In der jetzigen Form halte ich den Verein für nicht zukunftsfähig. Der Rat mit elf Mitgliedern ist viel zu groß, um schnelle Entscheidungen zu treffen. Es findet ein ständiger Wahlkampf im Verein statt. Zudem wird das operative Geschäft des Vorstands zu sehr eingeschränkt, wenn Transferentscheidungen von bereits 500.000 Euro zustimmungspflichtig sind. Und für den Amateursport ist es besser, unabhängig von Erfolg und Misserfolg der Profis zu sein. Wobei auch HSVPlus noch optimierungsfähig ist. Aber trotz gewisser Restrisiken sollte man sich jetzt für diesen Weg entscheiden.
Sie haben nach einer Wahlperiode entschieden, nicht mehr anzutreten. Hing dies auch mit einer gewissen Frustration über die Struktur zusammen?
Otto: Die Struktur war sicher ein Grund, wobei ich ausdrücklich sage, dass ich mit allen Räten gut zusammengearbeitet habe, unabhängig davon, ob sie aus der Wirtschaft, von den Supporters oder aus dem Amateurbereich kamen. Aber das Amt war für mich zu zeitintensiv. Ich habe als Aufsichtsratschef fast 20 Prozent meiner Arbeitszeit auf den HSV verwendet, das war mit meiner Position in meinem Unternehmen auf Dauer nicht zu vereinbaren. Ich hoffe sehr, dass sich diese Belastung für die Räte in der neuen Struktur ändern wird.
Können Sie HSV-Mitglieder verstehen, die einen noch stärkeren Einfluss durch die Millionen von Investor Klaus-Michael Kühne fürchten?
Otto: Die Sorgen der HSV-Mitglieder muss man auf jeden Fall ernst nehmen. Die Mitglieder müssen immer die tragende Säule des Vereins bleiben. Frisches Geld hilft ohne Frage, aber es löst nicht alle Probleme. Viel wichtiger ist ein handlungsfähiger Vorstand, der schnelle, klare und transparente Entscheidungen trifft. Der FC Augsburg arbeitet mit einem viel kleineren Etat erfolgreicher als der HSV. Das zeigt, dass Geld eben nicht alles ist.
Wie groß ist die Gefahr, dass der Verein sich noch mehr entzweit?
Otto: Diese Gefahr ist angesichts der aufgeladenen Stimmung sehr groß. Es darf nach diesem Sonntag keine Sieger und Verlierer geben. Ich kann nur an alle Beteiligten appellieren, nicht in Triumphgeheul auszubrechen, wenn man Erfolg hat. Gerade dann wird es sehr wichtig sein, die unterlegene Fraktion mitzunehmen.
Sie haben maßgeblich das Projekt HSV Campus, den Bau eines neuen Nachwuchsleistungszentrums am Volkspark, vorangetrieben. Doch noch immer gibt es nicht den ersten Spatenstich. Wo liegt das Problem?
Otto: Die Vertragskonstruktion gerade beim Grundstück war kompliziert. Doch jetzt geht es voran. Vor allem Joachim Hilke als Vorstand kümmert sich intensiv darum.
Aber die mit der Anleihe aufgenommenen mehr als 17 Millionen Euro sind in den laufenden Geschäftsbetrieb geflossen. Ist es angesichts der Finanzlage beim HSV denkbar, dass Sie sich hier finanziell verstärkt engagieren?
Otto: Der HSV – und vor allem die Nachwuchsarbeit – liegt mir sehr am Herzen, zumal wir hier etwas wirklich Nachhaltiges schaffen wollen, damit sich der HSV in den nächsten Jahren besser aufstellen kann. Der Campus wird nicht sofort Tore schießen, aber auf Sicht helfen, sehr gute Talente an den Verein zu binden. Daher bin ich in dieser Frage auf jeden Fall gesprächsbereit.