Der HSV will über den Umweg Relegation den Klassenerhalt in der Bundesliga schaffen. Gegen Greuther Fürth ruhen am Donnerstag im Hinspiel die Hoffnungen der Fans auch auf Rafael van der Vaart.

Hamburg. Besondere Spiele erfordern besondere Maßnahmen: Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz sah sich am Mittwochvormittag trotz seines vollen Terminkalenders genötigt, HSV-Trainer Mirko Slomka einen persönlichen Besuch in der Kabine der Imtech-Arena abzustatten, um ihm für die anstehende Relegation alles Gute zu wünschen. „Das ist eine Geste, die sich quasi auf alle Bürger Hamburgs übertragen lässt, denn die Unterstützung war zuletzt ja geradezu unerbittlich“, erklärte der Fußballlehrer.

Diese wird auch im Hinspiel gegen die SpVgg Greuther Fürth (20.30 Uhr/ARD und Liveticker auf abendblatt.de) vonnöten sein, um eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel drei Tage später zu schaffen. Das Stadion ist nahezu ausverkauft, die Grundlage für den „zwölften Mann“ auf den Rängen also vorhanden. Dem Aufruf einiger Fans, in blauer Kleidung zum Spiel zu kommen, schloss sich der Club begeistert an.

„Die Spannung ist da, der Druck auch. Wir sind als Bundesligist natürlich der Favorit und wollen im Hinspiel mit voller Energie vorlegen“, stellte Slomka unmissverständlich klar. Fünf Pleiten in Serie? Egal. Schlechteste Platzierung der Club-Geschichte? Geschenkt. Mit 75 Gegentoren Schießbude der Liga? Nebensächlich. Trotz einer Saison zum Gruseln herrscht vor dem Abstiegsthriller in der Relegation nicht nur bei Slomka Zuversicht und wilde Entschlossenheit.

„So ein geiler Klub wie der HSV muss drinbleiben. Egal wie. Wir müssen uns für alle den Arsch aufreißen“, sagte Kapitän Rafael van der Vaart. Und auch Club-Idol Uwe Seeler fordert nach den vielen blutleeren Auftritten der vergangenen Monate maximalen Einsatz. „Das ist Abstiegskampf, da muss man kratzen und beißen und das letzte Hemd ausziehen“, sagte Seeler, der seit Wochen um sein Erbe bangt: „Meine Daumen tun schon ganz weh vom vielen Drücken.“

Arslan und Zoua fallen aus

Die Hamburger Hoffnungen ruhen neben dem genesenen Top-Torjäger Pierre-Michel Lasogga (13 Saisontore), auf dem wiedererstarkten van der Vaart – und dem heftig umworbenen Hakan Calhanoglu. „Ich fühle mich auf dem Platz deutlich besser als noch vor ein paar Wochen“, sagte van der Vaart: „Ich denke, meine wichtigen Tore schieße ich noch in den nächsten beiden Spielen.“ Lange Zeit kauerte der als Spiritus Rector geholte Mittelfeldmann in einem Leistungsloch, jetzt lässt sich beim Niederländer ein Aufwärtstrend ausmachen.

Zudem schwor der HSV-Kapitän vor den zwei richtungsweisenden Spielen seinem Klub die Treue. „Ich bin 2012 zum HSV zurückgekommen, um hierzubleiben. Auch wenn die Saison enttäuschend verlief. Mein Vertrag läuft noch bis 2015. Ich werde nicht weglaufen“, sagte der niederländische Nationalspieler.

Verzichten muss der HSV im Hinspiel auf Tolgay Arslan und Jacques Zoua. „Bei Tolgay sieht es nicht so gut aus, er hat sich die Kniekehle leicht gezerrt. Wir kämpfen darum, dass er uns am Sonntag im Rückspiel helfen kann“, sagte Slomka. Das Gleiche treffe auf den Stürmer zu. Bei Mittelfeldspieler Ivo Ilicevic ist der Coach optimistisch: „Er hat nur eine Verhärtung.“

Neue Elemente im Offensivspiel

Slomka verriet, dass seine Mannschaft „ein paar neue Elemente ins Offensivspiel“ einfließen lassen werde. „Ich hoffe, die Fürther damit überraschen zu können.“ Sein Team soll „sehr energisch und entschlossen auftreten, wir brauchen aber auch Spaß und Spielfreude“. Die ist bei Marcell Jansen getrübt. Die Abwehrakteur gehört nicht zu den 27 Nationalspielern, die Bundestrainer Joachim Löw ins WM-Trainingslager nach Südtirol mitnimmt. Er steht nur noch auf Abruf. „Eine überraschende Nachricht, über die ich nachdenken und mit Jogi Löw sprechen muss“, sagte Slomka. „Natürlich ist die Entscheidung enttäuschend. Doch jetzt zählt sowieso nur der Klassenerhalt!“, twitterte Jansen.

Die Hamburger müssen gegen die Franken vorlegen, denn auswärts ist mit ihnen derzeit kein Staat zu machen. Neun Partien nacheinander haben sie in der Fremde verloren. Anders die Fürther: Sie müssen grübeln, um sich an eine Auswärtsniederlage zu erinnern. Das war vor gut drei Monaten in Kaiserslautern.

HSV-Sportchef Oliver Kreuzer fordert deshalb, ein Gegentor partout zu vermeiden. „Ein 2:0 wäre gut“, meint er. Trainer Slomka hält sich am Positiven fest. „Unsere Formkurve zeigt nach oben“, versichert der Coach, dem eine Statistik besonders gefällt: In zehn der bisherigen 15 Relegationsduelle blieb der Erstligist oben.

Mit Material von dpa und sid