Im Video: „Matz ab“-Analyse zur HSV-Niederlage. „Wir stehen in der Kritik, wir spielen katastrophal. Da kann der Trainer nichts für“, sagte Rafael van der Vaart nach dem 0:3 in Hoffenheim.

Sinsheim. Die Spieler des HSV haben sich nach der fünften Bundesliga-Niederlage in Serie ausdrücklich hinter ihren in die Kritik geratenen Trainer Bert van Marwijk gestellt. „Wir stehen in der Kritik, wir spielen katastrophal. Da kann der Trainer nichts für“, sagte Rafael van der Vaart nach dem 0:3 (0:2) bei 1899 Hoffenheim beim Pay-TV-Sender „Sky“. „Sein System verstehen wir. Am Ende des Tages fehlt die Qualität.“

Nach Meinung des Spielmachers müsse van Marwijk nur für die Fehler in der Vereinspolitik der vergangenen Jahre büßen. „Es sind so viele Trainer über die Jahre hier beim HSV gewesen“, meinte van der Vaart. Auch Milan Badelj erklärte: „Meine Meinung ist: Der Trainer ist nicht schuld.“

Dem erst seit September amtierenden van Marwijk wird in Hamburg neben dem Absturz auf Platz 16 vor allem vorgeworfen, dass er vermeintlich zu wenig und zu lasch trainieren lässt. Gegen diese Kritik wehrte er sich bereits in der vergangenen Woche. Am Sonnabend nach dem Spiel erklärte der Niederländer: „Ich bin kein Typ, der aufgibt. Ich habe mir noch keine Gedanken gemacht über meinen Job und werde das auch nicht machen. Es gibt jetzt nur eine Aufgabe: Alle zusammenhalten und das nächste Spiel gewinnen! Aber wenn man denkt, dass es ein anderer besser kann, dann müssen die mir das sagen.“

Mit „die“ meinte van Marwijk in erster Linie Sportchef Oliver Kreuzer. Der stellte sich aber hinter den Trainer - schließlich hat er ihn ja auch an die Elbe geholt. „Ständig immer alles auf den Trainer zu schieben, das hat man in den letzten Jahren immer gemacht. Immer war der Trainer schuld, immer wieder ist man auf die Trainer los“, sagte Kreuzer: „Das ist der richtige Trainer für diesen Verein. Da muss man andere Dinge hinterfragen.“

Dem Tabellen-16. droht nach der erneuten Pleite nun sogar der Absturz auf einen der beiden Abstiegsplätze am Sonntag. Die Tore von Roberto Firmino (4.), Niklas Süle (44.) und Andreas Beck (61.) bescherten einem erschreckend schwachen und völlig verunsicherten HSV bereits die fünfte Niederlage nacheinander – eine solche Negativserie hatte der Traditionsclub zuletzt in der Saison 1970/71 erlebt.

Van Marwijk stellte die Mannschaft im Vergleich zur 0:3-Pleite gegen Schalke 04 auf gleich vier Positionen um: Jacques Zoua spielte im Sturm für den verletzten Torjäger Pierre-Michel Lasogga, der wiedergenesene Dennis Diekmeier in der Abwehr für den angeschlagenen Marcell Jansen (Knie-Prellung). Dazu waren die beiden Winter- Neuzugänge Ouasim Bouy und Ola John zum ersten Mal von Beginn an dabei, Tolgay Arslan und Ivo Ilicevic blieben dafür draußen.

Erfolg brachten diese Maßnahmen jedoch nicht. Die Hamburger wurden zu Beginn geradezu überrollt von den deutlich spielstärkeren Hoffenheimern, bereits in der ersten Minute hatte Kai Herdling per Freistoß die erste gute Chance für die TSG.

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Beim fast schon folgerichtigen Führungstreffer hatten die geplagten Gäste das Pech, dass Torschütze Roberto Firmino beim Pass von Kevin Volland im Abseits stand. Es hatte sich zuvor aber auch kein Hamburger die Mühe gemacht, den Vorbereiter bei dessen Lauf durchs Mittelfeld zu stören. Die Mannschaft des HSV bestätigte somit gleich zu Beginn die am häufigsten gegen sie vorgebrachte Kritik: Dass sie sich nicht energisch gegen die Krise wehrt und stattdessen emotions- und leidenschaftslos ihren Stiefel herunterspielt.

Auch als die TSG nach einer Viertelstunde ihren Würgegriff lockerte und dem HSV mehr Spielanteile gestattete, wusste der damit nichts anzufangen. Im Gegenteil: Ausgerechnet im Duell der beiden schwächsten Abwehrreihen der Liga lag das Hauptproblem der Hamburger diesmal im völlig uninspirierten und trägen Spiel nach vorn. Hinten kamen dann noch Schwächen bei Standardsituationen hinzu – das 2:0 durch den 18 Jahre alten Süle fiel nach einem Eckball.

Hoffenheims Trainer Markus Gisdol hatte seine Mannschaft nach dem 0:4 von Nürnberg auf fünf Positionen verändert und neben Volland und Herdling auch David Abraham, Sejad Salihovic sowie und Tobias Strobl von Beginn an gebracht. Der TSG merkte man die jüngsten Rückschläge nie an, die blutjunge Mannschaft beherrschte den harmlosen HSV auch in der zweiten Halbzeit, ohne sich dabei zu verausgaben. Das 3:0 von Beck nach einem schönen Angriff über Salihovic und Roberto Firmino zerstörte auch die letzten Hoffnungen der Hamburger. Deren Fans sangen danach nur noch: „Wir haben die Schnauze voll.“