Aufsichtsrat stimmt für eine Verpflichtung des Niederländers. Am Dienstag müssen die Hamburger gegen Greuther Fürth noch im DFB-Pokal bestehen. Am Mittwoch soll der Niederländer als neuer Coach präsentiert werden.

Hamburg. Die Situation beim HSV ist brandgefährlich. Eigentlich dreht sich in Hamburg alles um die Verpflichtung von Heilsbringer Lambertus „Bert“ van Marwijk, doch die Mannschaft um Kapitän Rafael van der Vaart steht vor einem ganz wichtigen Spiel. Sportlich ist ein Pokalsieg gegen den Zweitliga-Spitzenreiter Greuther Fürth am Dienstag (20.30 Uhr/Sky und im Liveticker auf abendblatt.de) ohnehin alternativlos – und auch finanziell ist der schwer angeschlagene Club auf das Erreichen des Achtelfinales angewiesen.

„Wir haben keine Zeit für schlechte Gedanken. Jetzt zählen nur noch der Pokal und Fürth. Es ist für uns eine ganz wichtige Sache. Schließlich steht viel Geld auf dem Spiel“, sagte Interimstrainer Rodolfo Esteban Cardoso. Blamieren oder kassieren, so lautet das Motto für den HSV vor der Partie in der heimischen Arena. Neben den garantierten 500.000 Euro Prämie winken bei einem Einzug in die nächste Runde dringend benötigte TV-Gelder und Zuschauer-Einnahmen.

Für Cardoso wird das Spiel gegen den Bundesliga-Absteiger definitiv sein letztes als Übergangslösung sein. Bert van Marwijk wird wie erwartet neuer Trainer beim HSV. Der Aufsichtsrat des ins Straucheln geratenen Bundesligisten stimmte am Montag als letztes Gremium der Verpflichtung des 61 Jahre alten Niederländers zu. Der ehemalige Bondscoach kann damit beim Tabellen-16. Nachfolger von Thorsten Fink werden, von dem sich die Hanseaten vor Wochenfrist getrennt hatten. Van Marwijk soll am Mittwoch vorgestellt werden und einen Zweijahresvertrag unterschreiben.

„Ich habe eine SMS von meinem Berater bekommen, dass alles klar geht. Das ist zunächst zwar nur eine mündliche Zusage, aber für mich bedeutet das, dass alles fix ist“, sagte van Marwijk zuvor dem niederländischen Fernsehsender „NOS“ in der Sendung „Studio Voetbal“. Bereits am Wochenende war der Niederländer vorgeprescht, hatte eine Einigung ohne Absprache mit den HSV-Verantwortlichen bestätigt und damit den Deal kurzzeitig gefährdet.

Chef-Kontrolleur Manfred Ertel hält van Marwijk für eine gute Wahl. „Wenn der Vorstand davon überzeugt ist, dass Bert van Marwijk der richtige Mann ist, dann wird sich der Aufsichtsrat zumindest sportlich dem sicher nicht in den Weg stellen“, sagte Ertel im „NDR-Sportclub“. Der Schwiegervater von Ex-Profi Mark van Bommel soll beim HSV jährlich rund 1,4 Millionen Euro verdienen.

Auch HSV-Boss Carl-Edgar Jarchow begrüßt die Trainer-Verpflichtung. „Ich habe mich sehr gefreut über die Entscheidung. Wir haben nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass er die Nummer 1 auf unserer Liste war“, sagte Jarchow, der sich nun ein Ende des Abwärtstrends erhofft: „Wir erhoffen uns von ihm mit seiner Erfahrung und seinem Alter, dass er schnell Stabilität und Ruhe in die Truppe bringt. Ich hoffe, dass er das schafft, und das richtige System findet und nicht allzu oft wieder wechselt.“

Verkrustete Vereinsstrukturen, leere Kassen und eine vollkommen verunsicherte Mannschaft: Auf Europacup-Sieger van Marwijk, der 2002 mit Feyenoord Rotterdam den Uefa-Cup gewann, wartet beim taumelnden Bundesliga-Dino eine Mammutaufgabe. Nach der 0:2-Pleite im Nordderby gegen Werder Bremen und dem Absturz auf den Relegationsplatz herrscht rund um den einst so stolzen Club eine Untergangsstimmung, die es schnellstmöglich zu stoppen gilt.

Zudem muss van Marwijk seinen Landsmann Rafael van der Vaart aus dem Formtief holen. Der HSV-Kapitän, mit dem der frühere Bondscoach 2010 erst Vize-Weltmeister geworden war und sich bei der Europameisterschaft 2012 dann heftig gefetzt hatte, schaffte es zuletzt nicht, seine Rolle als Führungsspieler auszufüllen, präsentierte sich auf dem Platz in extrem schlechter Verfassung.

Ein mögliches Engagement des Welt- und Europameisters Andreas Möller als zweiter Assistent van Marwijks ist unterdessen vom Tisch. „Ich gehe nicht davon aus, dass Andreas Möller Co-Trainer beim HSV wird“, sagte Aufsichtsratschef Ertel. Auch Jarchow und Sportdirektor Oliver Kreuzer sprachen sich gegen den früheren Nationalspieler aus, der unter van Marwijk 2006 beim BVB hospitiert hatte.