Nach schwachem Saisonstart und einem erneuten Debakel beim 2:6 in Dortmund ist Trainer Thorsten Fink zunehmend in die Kritik geraten. Der Verein zog nun die Reißleine am späten Montagabend.

Hamburg. Thorsten Fink ist als Trainer des HSV entlassen worden. Das teilte der Verein dem 45-Jährigen am späten Montagabend mit. Die Entscheidung deutete sich bereits im Laufe des Tages an. Fink bekam weder von Sportdirektor Oliver Kreuzer noch von HSV-Boss Carl-Edgar Jarchow Vertrauen für die Zukunft zugesprochen.

Die HSV-Offiziellen kritisierten vor allem Finks Abwesenheit beim Training, da er lieber zu seiner Familie nach München reiste. Der Flug von Fink zu seiner Familie in München nur einen Tag nach der 2:6-Niederlage bei Borussia Dortmund sei aber nicht gut gewählt gewesen, sagte Kreuzer. Die Mannschaft absolvierte am Sonntagmorgen einen Waldlauf ohne den Coach. „Zugegebenermaßen ist das etwas unglücklich, die Entscheidung getroffen zu haben, zur Familie zu fliegen“, meinte der Sportdirektor.

Auch Jarchow rückte von Fink ab

Deutliche Worte findet jedoch auch der Vorstandsvorsitzende Carl Jarchow. „Ich habe grundsätzlich immer einen langen Atem. Im Vorstand erwarten wir aber schon, dass gewisse Dinge umgesetzt werden. In Dortmund hat sich das Debakel von Hoffenheim wiederholt – die Defensive ist unser Schwachpunkt, diese Fehler müssen wir umgehend abstellen“, sagte Jarchow am Montag und nahm Fink ausdrücklich in die Verantwortung: „Das ist sein Job.“ Das Team müsse jetzt schleunigst anfangen zu punkten.

„Teams wie Werder Bremen oder Eintracht Braunschweig, die mit Sicherheit unsere Kragenweite sein müssten, haben es uns vorgemacht und in Dortmund weit weniger Gegentreffer bekommen“, sagte Jarchow zerknirscht. Aufsteiger Braunschweig kassierte beim Vizemeister zwei, Bremen lediglich einen Treffer.

Nach fünf Spielen fehlt dem Hamburger Spiel eine klare Linie, ein Korsett, an dem sich die Spieler orientieren können. Mit seinen taktischen Varianten scheint Fink, der gegen Dortmund bereits mit dem vierten Systemwechsel im fünften Spiel überraschte, seine Profis zu überfordern. Gerade einmal 20 Minuten waren bei der Borussia gespielt, bis Fink von der unorthodoxen Dreier-Kette wieder auf das gewohnte System mit vier Verteidigern umstellte. „Vielleicht war es ein kleines Risiko, mit Dreier-Kette zu spielen“, analysierte Kreuzer mit finsterer Miene.