Sportchef hält private Reise zur Familie nach 2:6 für unglücklich. Eine Jobgarantie gibt es zudem nicht. Auch der Vorstandschef findet deutliche Worte.
Hamburg. Sportdirektor Oliver Kreuzer hat HSV-Trainer Thorsten Fink für seine häufigen Reisen zur Familie nach München kritisiert und ihm keine Jobgarantie für die nächsten Wochen ausgestellt. „Das Thema Trainer stellt sich für mich Stand heute nicht“, sagte Kreuzer am Montag. Zugleich schränkte er aber ein: „Was weiß ich, was morgen ist?“
Der Flug von Fink zu seiner Familie in München nur einen Tag nach der 2:6-Niederlage bei Borussia Dortmund sei aber nicht gut gewählt gewesen, sagte Kreuzer. Die Mannschaft absolvierte am Sonntagmorgen einen Waldlauf ohne den Coach. „Zugegebenermaßen ist das etwas unglücklich, die Entscheidung getroffen zu haben, zur Familie zu fliegen“, meinte der Sportdirektor. Mit Blick auf das wichtige Nordderby am Sonnabend gegen Werder Bremen wollte er nicht von „einem Schicksalsspiel“ sprechen: „Thorsten weiß, dass das Derby für uns alle ein brisantes Spiel ist. Schicksal ist etwas anderes.“
Deutliche Worte findet jedoch auch der Vorstandsvorsitzende Carl Jarchow. „Ich habe grundsätzlich immer einen langen Atem. Im Vorstand erwarten wir aber schon, dass gewisse Dinge umgesetzt werden. In Dortmund hat sich das Debakel von Hoffenheim wiederholt – die Defensive ist unser Schwachpunkt, diese Fehler müssen wir umgehend abstellen“, sagte Jarchow am Montag und nahm Fink ausdrücklich in die Verantwortung: „Das ist sein Job.“ Das Team müsse jetzt schleunigst anfangen zu punkten.
„Teams wie Werder Bremen oder Eintracht Braunschweig, die mit Sicherheit unsere Kragenweite sein müssten, haben es uns vorgemacht und in Dortmund weit weniger Gegentreffer bekommen“, sagte Jarchow zerknirscht. Aufsteiger Braunschweig kassierte beim Vizemeister zwei, Bremen lediglich einen Treffer.
Nach fünf Spielen fehlt dem Hamburger Spiel eine klare Linie, ein Korsett, an dem sich die Spieler orientieren können. Mit seinen taktischen Varianten scheint Fink, der gegen Dortmund bereits mit dem vierten Systemwechsel im fünften Spiel überraschte, seine Profis zu überfordern. Gerade einmal 20 Minuten waren bei der Borussia gespielt, bis Fink von der unorthodoxen Dreier-Kette wieder auf das gewohnte System mit vier Verteidigern umstellte. „Vielleicht war es ein kleines Risiko, mit Dreier-Kette zu spielen“, analysierte Kreuzer mit finsterer Miene.
Auf die Frage, wann man über einen Trainerwechsel nachdenken werde, antwortete der Sportchef vielsagend: „Schaun mer mal. Man muss die Gesamtsituation sehen, es gibt keine Deadline. Ich hoffe, dass Fink Antworten hat, die wird er hoffentlich liefern.“