Der HSV-Kader nimmt Formen an: Basels Jacques Zoua war bereits am Montag zum Medizincheck, Roque Santa Cruz, Lasse Sobiech und Johan Djourou sollen noch in dieser Woche folgen.
Hamburg Am Sonntag zeigte es sich für Oliver Kreuzer mal wieder, dass es nicht schaden kann, die richtigen Leute zu kennen. So bekam der neue HSV-Sportchef am Abend im voll besetzten Szene-Restaurant Ono im Lehmweg nur dank eines guten Bekannten noch einen Platz. Der Bekannte: Frank Arnesen, der mit seiner Frau Kate am Tisch saß und Kreuzer bereits am Mittag im Hotel Elysée getroffen hatte. Der frühere Sportchef bat seinen Nachfolger dazu und duldete keine Ausrede. „Oliver ist ein richtig guter Junge“, sagt Arnesen, der – zum Leidwesen von Ehefrau Kate – sich bei gutem Essen und einem Glas Wein auch die detaillierten HSV-Pläne seines Nachfolgers anhörte. „Natürlich hatte ich auch einen Plan, Oliver hat aber seinen eigenen. Und genau das ist richtig“, sagt der Skandinavier, der besonders von Kreuzers Transfertempo beeindruckt ist.
Tatsächlich scheint der Neu-Sportchef auf bestem Weg, sämtliche Neuzugänge bis zum Trainingsauftakt am 1.Juli unter Vertrag nehmen zu können. „Es macht nur wenig Sinn, eine Vorbereitung mit der Hälfte der Mannschaft zu beginnen“, sagt Kreuzer. Wie mit Trainer Thorsten Fink vor einer Woche beim Transfergipfel im Elysée-Hotel besprochen, ist die Wahl auf die Stürmer Santa Cruz (zuletzt von Manchester City an Málaga ausgeliehen) und Jacques Zoua (FC Basel) sowie die Innenverteidiger Johan Djourou (zuletzt von Arsenal an Hannover ausgeliehen) und Lasse Sobiech (zuletzt von Dortmund an Fürth ausgeliehen) gefallen. Alle vier Spieler, so der Wunsch von Kreuzer, sollen noch im Laufe dieser Woche in Hamburg unterschreiben.
Als Erster des Wunschquartetts tat dies am Montagabend der Kameruner Zoua. Er will drei Jahre bleiben. Der Offensivallrounder, der für rund eine Million Euro Ablöse aus Basel kommt, hatte am Nachmittag seinen Medizincheck im Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf absolviert. In den verschiedenen UKE-Zentren wurde der 21-Jährige fünf Stunden lang auf Herz und Nieren geprüft. Auf dem Programm standen ein Belastungs-EKG, ein Laktattest, Blutdruckmessungen, eine orthopädische Untersuchung, eine Kernspintomographie von den wichtigsten Gelenken und dem Herzen, dazu ein Herzultraschall, ein Haut-Screening und vieles mehr. Am frühen Abend war es vollbracht, genauso wie die grundsätzliche Einigung mit dem FC Basel.
Sobiech mit dem HSV einig
Möglichst noch in dieser Woche soll auch Santa Cruz, dem der HSV einen mit rund drei Millionen Euro dotierten Zweijahresvertrag bietet, die gesamte Prozedur des Medizinchecks über sich ergehen lassen. Der Paraguayer hat Fink und Kreuzer in mehreren Gesprächen signalisiert, dass er gern nach Hamburg kommen würde, eine Entscheidung sei aber nicht gefallen. Gegenüber „Sport Bild Plus“ gab der Wunschstürmer an, auch seinem Noch-Club Málaga nicht abgesagt zu haben. „Ich bin noch nicht so weit, das mit einem klaren Nein zu beantworten. Auch mein Vater entscheidet mit“, sagte Santa Cruz, der aber noch vor dem Trainingsauftakt des HSV eine endgültige Entscheidung treffen will.
Diese hat Innenverteidiger Sobiech längst getroffen. Dortmunds 22 Jahre alter Abwehrmann, der noch bis zum Wochenende im Urlaub auf Mykonos (Griechenland) weilt, hat sich grundsätzlich mit dem HSV auf einen Wechsel nach Hamburg verständigt, wartet nur noch die Einigung der Vereine ab. „Es stimmt, dass wir viele Gespräche geführt haben. Ich hoffe, dass es jetzt schnell eine Entscheidung gibt“, sagte Sobiech dem Abendblatt.
Der frühere St.-Pauli-Profi, der seinerzeit in Hasan Salihamidzics Wohnung am Grindelberg gewohnt und sich sehr wohl in Hamburg gefühlt hatte, würde nur allzu gern in seine einstige Wahl-Heimat zurückkehren. Und auch Salihamidzics Apartment, in dem in der vergangenen Saison St.-Pauli-Stürmer Daniel Ginczek wohnte, ist wieder frei. Einziger Haken: Bislang konnten sich BVB-Manager Michael Zorc, der viel von Sobiech hält, und Kreuzer noch nicht auf eine Ablösesumme einigen. Geht alles gut, ist der zuletzt an Fürth verliehene Innenverteidiger, der rund eine Million Euro kosten soll, als erster Ersatz mit Stammplatzpotenzial von Heiko Westermann und im besten Fall Djourou eingeplant.
Letztgenannter scheint sich zu Kreuzers härtestem Fall zu entwickeln. Der Schweizer Nationalspieler, den Hannover 96 unbedingt halten will, hat noch einen bis 2015 laufenden Vertrag mit dem FC Arsenal London. Sollte sich Djourou, der Finks Wunsch-Abwehrspieler ist, tatsächlich gegen Hannover und für den HSV entscheiden, müsste sich Kreuzer noch mit Arsenals Offiziellen über die Finanzen einigen. Der HSV-Sportchef wollte bis zum Montagabend weder einen Kauf noch ein erneutes Leihgeschäft ausschließen. „Für uns wäre Johan die große Lösung“, sagt Kreuzer, der entsprechend auch zu einem großen Preis bereit wäre. Im Gespräch ist eine Ablöse von rund drei Millionen Euro.
Bis zum Trainingsauftakt am kommenden Montag soll das Quartett der Neuzugänge komplettiert werden. „Grundsätzlich sollte die Kaderplanung so schnell wie möglich abgeschlossen sein. Das ist unser Ziel und Anspruch“, sagt Kreuzer, der am Tag nach dem Arnesen-Abend von Gespräch zu Gespräch eilte: „Es ist wichtig, frühzeitig ein gewisses Gerüst zur Verfügung zu haben.“ Auf weitere Treffen mit seinem Vorgänger muss der Neu-Sportchef dagegen vorerst verzichten. Arnesen machte sich am Montag auf den Weg nach Eindhoven. Eine zeitnahe Rückkehr ist nicht vorgesehen.