Der frühere HSV-Profi schwärmt von seinem einstigen Bayernkollegen Santa Cruz, der sich in dieser Woche für oder gegen einen Wechsel nach Hamburg entscheiden will. Der Stürmer wäre zu einem Gehaltsverlust bereit.

Hamburg Am Wochenende wollte es Zé Roberto dann doch ganz genau wissen. Der frühere HSV-Profi, der in zwei Wochen seinen 39. Geburtstag feiert und derzeit seine Karriere in Brasilien bei Grêmio Porto Alegre ausklingen lässt, griff zum Telefonhörer und fragte in seiner einstigen Wahlheimat mal ganz direkt nach: „Stimmt es wirklich, dass der HSV kurz vor der Verpflichtung von Roque Santa Cruz steht?“

Es stimmt – und Zé Robertos Segen, das wird während des Gesprächs schnell klar, hat der HSV in jedem Fall. „Santa Cruz ist genau der Profi, den der HSV unbedingt braucht. Er ist der Schlüsselspieler, der aus einem ordentlichen Team eine europataugliche Mannschaft macht“, lobt der Brasilianer, der mit Santa Cruz von 2002 bis 2006 vier Jahre lang gemeinsam beim FC Bayern gespielt hat. In dieser Zeit haben die beiden Südamerikaner, die sich auch außerhalb des Spielfelds gut verstanden haben, immerhin dreimal das Double aus Meisterschaft und Pokalsieg gewonnen. „Damals war Roque ein ganz junges Talent, der leider immer wieder Probleme mit Verletzungen hatte. Aber durch seine erfolgreiche Zeit in England und in Spanien ist er zu einem erfahrenen Stürmer gereift, der jeder Mannschaft in der Bundesliga gut tun würde“, sagt Zé Roberto.

Tatsächlich ist der HSV nicht der einzige Verein in Deutschland, der ernsthaft über eine Verpflichtung des Paraguayers nachgedacht hat. Neben dem FC Schalke, der kurz vor einem Transfer des Mainzers Adam Szalai steht, und Bayer Leverkusen soll sich auch Eintracht Frankfurt bei Santa Cruz‘ Berater Jan van Baal nach dem 31 Jahre alten Angreifer erkundigt haben. In einem Gespräch zwischen van Baal und HSV-Sportchef Oliver Kreuzer soll der Niederländer allerdings bekräftigt haben, dass sich Santa Cruz von allen deutschen Interessenten auf den HSV festgelegt, dabei aber noch nicht endgültig entschieden hätte, ob er nach sechs Jahren in England und Spanien in die Bundesliga zurück möchte.

„Wir haben Roque ein sehr gutes Angebot gemacht, über das er nun bis zum Ende der Woche nachdenken will“, sagt Kreuzer, der einer Realisierung des Königtransfers offenbar optimistisch entgegensieht: „Einer unserer Vorteile ist, dass Santa Cruz zu schätzen weiß, dass in Deutschland verlässlich das Gehalt gezahlt wird.“ Genau das soll beim FC Málaga, wo der Torjäger in der vergangenen Saison gespielt hat, nicht der Fall gewesen sein. Allerdings scheint auch eine Rückkehr nach England, wo Santa Cruz in 86 Premier-League-Spielen für die Blackburn Rovers und Manchester City immerhin 26 Tore erzielte, nicht ausgeschlossen. Nach Abendblatt-Informationen soll besonders Stoke City großes Interesse haben.

In Deutschland habe sich Santa Cruz eigentlich immer sehr wohl gefühlt, sagt Zé Roberto, der in München-Grünwald seinerzeit in unmittelbarer Nachbarschaft wohnte. Häufig seien die beiden Kumpel auch mit ihren Familien zum Italiener um die Ecke gegangen, erinnert sich der Brasilianer, der zudem sicher ist, dass sich Santa Cruz auch in Hamburg sehr wohl fühlen würde: „Die Stadt dürfte Roque gefallen. Er spricht auch sehr gut Deutsch, hätte deshalb überhaupt keine Eingewöhnungsprobleme zu befürchten.“ Ohnehin habe das einstige Supertalent, das bereits mit 17 Jahren von Olimpia Asunción zu Bayern wechselte, keinerlei Starallüren, sei aufgeschlossen und einfach zu integrieren – auf und abseits des Platzes.

„Roque ist genau der Typ von Stürmer, der dem HSV seit Paolo Guerreros Weggang gefehlt hat“, sagt Zé Roberto. Santa Cruz habe eine herausragende Technik, sei stets anspielbar, sehr beweglich, präsent und zudem noch extrem abschlusssicher. Nicht zu vergessen sei seine Kopfballstärke, sagt Zé Roberto, der daran erinnert, dass Santa Cruz immerhin 1,91 Meter groß sei. Mit ihm im Sturm, van der Vaart im Mittelfeld und René Adler im Tor habe der HSV endlich die lange vermisste Achse, die eine gute Mannschaft brauche. Sein Fazit: „Wenn der Transfer tatsächlich klappt, muss das Ziel des HSV in der kommenden Saison definitiv der internationale Wettbewerb sein.“

Das sehen auch Sportchef Kreuzer und Trainer Thorsten Fink so, die sich auch von der Verletzungsanfälligkeit des Südamerikaners nicht abschrecken lassen wollen. Immer wieder hatte Santa Cruz mit Problemen an der Achillessehne, am Knie und mit der Wadenmuskulatur zu kämpfen. Seine schlimmste Verletzung, ein Kreuzbandriss und ein Teilabriss des Innenbandes am rechten Knie, zog er sich bereits zu seiner Zeit bei Bayern München zu.

Zu große Sorgen machen sich Kreuzer und Fink wegen der umfangreichen Krankenakte allerdings nicht. Die beiden verweisen darauf, dass Santa Cruz in der vergangenen Saison immerhin 31 Spiele in der Primera División für den FC Málaga gespielt hätte, im Jahr zuvor waren es sogar 33 Partien für Real Betis Sevilla. In Hamburg würde er unter Trainer Fink im präferierten 4-2-3-1-System im Sturm gesetzt sein, Artjoms Rudnevs bliebe lediglich die kurioserweise für Santa Cruz so typische Rolle des Edeljokers. Angreifer Nummer drei und vier, Maxi Beister und wohl auch Basel-Neuzugang Jacques Zoua, könnten ebenfalls auf den Flügeln spielen.

Obwohl sich der HSV und Santa-Cruz-Berater van Baal noch immer über die Finanzen uneins sind, soll es laut Kreuzer eine zügige Lösung geben. Trotz der wirtschaftlichen Schieflage des Vereins wären die Hamburger bereit, den begehrten Angreifer als einen von dann drei Spielern mehr als drei Millionen Euro Gehalt zu bieten. Und obwohl es noch keine offizielle Beschlussvorlage für den Aufsichtsrat gibt, wurde für eine finale Zustimmung bei den Kontrolleuren bereits mündlich geworben. „Es kann jetzt alles ganz schnell gehen“ sagt Sportchef Kreuzer.

Unter den HSV-Anhängern hat sich die ursprünglich vorsichtige Zuversicht und hoffnungsvolle Vorfreude längst zu einem regelrechten Hype entwickelt. Im Internet wurde bereits gefordert, dass im Falle einer Verpflichtung als Tor-Jingle ein Song der Sportfreunde Stiller gespielt wird. Der eindeutig zweideutige Titel: „Ich, Roque!“