Nach dem glücklichen Sieg in Augsburg denkt der HSV schon an das Duell mit den Bayern. Van der Vaart macht die Übermannschaft keine Angst.

Augsburg/Hamburg. Der Hamburger SV war gerade in die vorderen Regionen der Fußball-Bundesliga marschiert, besser: gestolpert, da blies Rafael van der Vaart zur Attacke auf Tabellenführer FC Bayern München. Mit einem breitem Grinsen im Gesicht und dicken Schweißperlen auf der Stirn stellte sich der HSV-Superstar nach dem äußerst glücklichen 2:0 (1:0)-Erfolg beim FC Augsburg vor die Presse, lächelte verschmitzt und verkündete: „Wir können jedes Spiel gewinnen - auch gegen die Bayern.“

Weil der HSV aber auch jedes Spiel verlieren kann, haben die Hanseaten zunächst unter der Woche im DFB-Pokal spielfrei. Erst dann kommt es am nächsten Wochenende zum Nord-Süd-Schlager gegen den Fußball-Rekordmeister aus München. „Wir sind Vierter, wir müssen den Moment genießen, morgen geht es wieder weiter. Dann müssen wir unsere Gedanken auf die Bayern lenken“, sagte van der Vaart: „Nächste Woche kann alles passieren.“

Seit sieben Spielen wirkt der „kleine Engel“ nun wieder in der Hansestadt. Mit 13 Punkten in dieser Zeit holte der 29-Jährige den einstigen Abstiegskandidaten aus dem Sumpf. Und obwohl der HSV - trotz van der Vaart - spielerisch nur selten glänzt und wie gegen Stuttgart am letzten Wochenende (0:1) nicht immer gefestigt wirkt, kommt dem Bundesliga-Dino das Spiel gegen die Übermannschaft FC Bayern scheinbar gerade recht.

„Wenn wir so Gas geben wie gegen Dortmund (3:2, d. Red.), können wir auch die Bayern schlagen“, sagte HSV-Toptorjäger Heung-Min Son, der Hamburg beim FCA mit einem sehenswerten Tor (13.) auf die Siegerstraße gebracht hatte: „Wir machen ein Foto von der Tabelle, das nehme ich als Hintergrund für meinen Handy-Bildschirm. Das gibt vielleicht noch mehr Motivation.“

Bis zum Duell mit dem Spitzenreiter, das zeigte der glanzlose Sieg in Augsburg durch Sons fünften Saisontreffer und ein Tor von Artjoms Rudnevs (63.), bleibt dem HSV aber noch viel Arbeit. „Kein überragender Fußball, aber trotzdem gewonnen“, resümierte van der Vaart, der bis zu seiner Vorlage zum 2:0 („ein absolutes Traumtor“) nicht groß in Erscheinung getreten war.

Hamburgs Trainer Thorsten Fink wollte sich für den glücklichen Dreier nicht entschuldigen: „Wir haben den Sieg nicht gestohlen. Heute hat die Effektivität gesiegt.“ Vielleicht meinte der 44-Jährige aber auch „Effizienz“, denn die Hanseaten machten aus ziemlich wenig ganz viel.

Und so kam es, dass die HSV-Akteure nach Schlusspfiff mit zufriedenen Gesichtern durch die Katakomben der Augsburger Arena flanierten, während die Miene von FCA-Trainer Markus Weinzierl ziemlich genau das ausdrückte, was sein Torwart Simon Jentzsch als „beschissenes Ergebnis“ und „beschissenen Tag“ klassifizierte.

Nicht zum ersten Mal in dieser Saison verschenkte das lange Zeit überlegene Kellerkind aus Schwaben durch seine nicht vorhandene Chancenverwertung mögliche Punke. „Am Ende konnte man das Gefühl haben, wir hätten noch drei Stunden länger spielen können und es wäre kein Tor gefallen“, meinte Jentzsch.

Weinzierl lobte zwar die gute Leistung seiner Mannschaft, kritisierte aber zugleich die Unzulänglichkeiten vor dem gegnerischen Tor. „Was Qualität und individuelle Klasse ist, haben wir beim 0:2 gesehen“, sagte der 37-Jährige. Vielleicht hilft der Anschauungsunterricht dem FCA ja beim nächsten Mal.