Der HSV hat sich wohl bereits mit van der Vaart geeinigt. Der Transfer droht aber an der zu hohen Ablöseforderung von Tottenham zu scheitern.

Hamburg. Der HSV bastelt an der ganz großen Nummer und bemüht sich intensiv um die Verpflichtung des niederländischen Fußball-Nationalspielers Rafael van der Vaart. Zwar wollte Vorstandschef Carl-Edgar Jarchow am Mittwoch nicht bestätigen, dass sich der HSV und der Profi von Tottenham Hotspur – wie in diversen Medien berichtet – schon handelseinig seien. Er deutete aber an, dass die Verhandlungen offenbar weit fortgeschritten sind. „Es bleibt nur wenig Zeit, am Ende hängt alles von Tottenham Hotspur ab“, sagte er zum Kampf um den Fan-Liebling. Indes ist Eile geboten: Transferschluss ist am Freitag (18 Uhr).

+++ Das lange Warten auf den Star: Bei Anruf van der Vaart +++

"Wenn sich die Chance ergibt, werden wir alles versuchen, sie zu ergreifen“, sagte Jarchow. Knackpunkt ist das Geld: Übereinstimmenden Medienberichten zufolge pokert der englische Premier-League-Club, bei dem van der Vaart bis 2014 Vertrag hat. Dessen als Zocker bekannter Clubchef Daniel Levy habe seine Ablöseforderung für den 29 Jahre alten Ex-Hamburger auf 18 Millionen Euro erhöht, hieß es. Das kann der HSV, der für jeweils vier Millionen Euro gerade Petr Jiracek und Milan Badelj geholt hat, nicht bezahlen. Investor Klaus-Michael Kühne soll aber bereit sein, einen Großteil des Deals zu stemmen, sollten sich die Klubs auf zehn bis etwa zwölf Millionen Euro Ablöse einigen.

"Wir sind nicht ständig in Kontakt, aber ich stehe auch mit Herrn Kühne in Kontakt“, meinte Jarchow über den Milliardär, der als großer van-der-Vaart-Fan gilt und nur zu gern seinen Lieblingsspieler dem kriselnden Bundesliga-Dino zur Verfügung stellen würde. Dafür soll er inzwischen auch bereit sein, einen erheblichen Anteil von Gehalt und Ablöse zu übernehmen. Und Jarchows Vorstandskollege Joachim Hilke habe mit einem Vertrauten van der Vaarts, der von 2005 bis 2008 in 74 Punktspielen 29 Tore für den HSV erzielte und zum Publikumsliebling avancierte, einen unterschriftsreifen Dreijahresvertrag ausgehandelt.

Jiracek unf Badelj sollen gegen Werder Bremen auflaufen

Solange der Oranje-Boy nicht da ist, plant der ohnehin skeptische Trainer Thorsten Fink („ich halte den Transfer wegen der aufgerufenen Summen nicht für realistisch“) mit Jiracek unf Badelj als Strategen im Mittelfeld. Am Mittwochnachmittag trainierten beide Neuen erstmals mit, am Sonnabend im Nordderby bei Werder Bremen sollen sie zum Einsatz kommen. „Sie werden spielen“, sagte Fink über seine Hoffnungsträger.

Der tschechische Kämpfertyp Jiracek und der kroatische Spielmacher Badelj sollen das beim Pokal-Aus in Karlsruhe und bei der Heimpleite gegen Nürnberg deutlich zutage getretene Vakuum im Mittelfeld füllen und für Impulse im Offensivspiel sorgen. „Er ist eine Laufmaschine, ein ruhiger Antreiber mit Herz und Mentalität. Genau solche Typen wollen wir haben“, meinte Fink über den Ex-Wolfsburger Jiracek. Und zu Badelj, der am Dienstagabend Dinamo Zagreb noch in die Champions League führte und am Mittwoch in die Hansestadt weiterreiste, sagte er: „Mit seiner Hilfe wollen wir neue Impulse und Reize setzen.“

+++ Aufsichtsrat gibt grünes Licht: Jiracek wechselt zum HSV +++

Das Duo präsentierte sich vor ein paar hundert Trainingskiebitzen motiviert. „Ich bin mir nicht sicher, was wir erreichen können, aber ich möchte das Maximum herausholen“, sagte Badelj auf Englisch. Vom ehemaligen HSV-Profi und Nationalteamkollegen Ivica Olic habe er „nur Gutes“ über Hamburg gehört, verriet der 23-Jährige. Der drei Jahre ältere Jiracek will „so schnell wie möglich in der Tabelle nach oben kommen“, sagte der Tscheche, für den dessen Landsmann und HSV-Torwart Jaroslav Drobny das Dolmetschen übernahm. „In Tschechien weiß jeder: Der HSV ist ein großer Verein mit großer Tradition“, ergänzte Jiracek, der auch schon ein wenig Deutsch spricht.

Unterdessen hat sich der HSV-Aufsichtsrat vor den wegen seiner Transferpolitik in die Kritik geratenen Sportdirektor Frank Arnesen gestellt. „Wir setzen langfristig auf Arnesen“, gab Aufsichtsratschef Alexander Otto schon vor der Sitzung des Gremiums am Dienstagabend bekannt. Anschließend wurde der Jiracek-Einkauf genehmigt und über die weitere Vorgehensweise in Sachen van der Vaart beraten.