HSV-Neuzugang Ivo Ilicevic gilt als temperamentvoll. Änis Ben-Hatira geht zu Hertha BSC Berlin, Guy Demel zu West Ham United nach England.
Hamburg. Gestern Nachmittag war alles unter Dach und Fach: Ivo Ilicevic bestand den Medizincheck beim HSV und unterschrieb einen Vier-Jahres-Vertrag. Sein bisheriger Verein, der 1. FC Kaiserslautern, erhält eine Ablösesumme von vier Millionen Euro. "Der HSV ist trotz des letzten Tabellenplatzes ein Riesenklub für mich mit großer Tradition. Er gehört nicht dahin, wo er gerade steht", sagte der 24-Jährige.
Bis Ilicevic mithelfen kann, den HSV in der Tabelle wieder in höhere Gefilde zu befördern, wird es jedoch noch dauern: Erst am 16. Oktober im Spiel beim SC Freiburg kann der gebürtige Aschaffenburger mit kroatischen Wurzeln eingesetzt werden. Am vergangenen Spieltag sah er in der Partie gegen die Bayern nach einem bösen Foul gegen Anatolij Timoschtschuk die Rote Karte und wurde für vier Pflichtspiele gesperrt. Das hielt den HSV jedoch nicht davon ab, ihn als Ersatz für den an Juventus Turin verkauften Niederländer Eljero Elia zu verpflichten. "Die Sperre hat keine Rolle gespielt", sagte Sportchef Frank Arnesen. "Er war unser Wunschspieler. Ivo kennt die Bundesliga, ist sehr talentiert und kann die Position von Elia auf der Außenbahn eins zu eins übernehmen."
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Keine Position mehr beim HSV übernehmen wird hingegen Änis Ben-Hatira, der den Verein kurz vor Transferschluss verlassen hat. Der gebürtige Berliner kehrt zu Hertha zurück, er unterschrieb dort für vier Jahre. Die Ablösesumme soll rund 600 000 Euro plus eine Beteiligung an einem möglichen Weiterverkauf betragen.
Auch der aussortierte Guy Demel, 30, wechselt. Die Verhandlungen mit dem englischen Zweitligaklub West Ham United führten am späten Abend zum Erfolg, wie Berater Carsten Eisen dem Abendblatt bestätigte. Demel erhält einen Vertrag bis 2013. "Ich bin froh, dass der Transfer in letzter Sekunde geklappt hat", sagte Demel.
An Ilicevics sportlichen Qualitäten gibt es beim HSV keine Zweifel. Diese hat der Offensivspieler beim FCK bereits unter Beweis gestellt, wo er vor zwei Jahren zusammen mit dem Ex-Hamburger Sidney Sam die beste Flügelzange der Zweiten Liga bildete. In der vergangenen Saison überzeugte der Offensivmann auch im Fußball-Oberhaus. Der Rechtsfuß zieht die linke Außenbahn zwar vor, fühlt sich aber auf beiden Flügeln wohl, was Trainer Michael Oenning die Variante eröffnet, sowohl mit Marcell Jansen als auch dem Neuzugang agieren zu können. "Er ist in der Lage, dem HSV zu helfen", sagt auch Ex-HSV-Trainer Benno Möhlmann, unter dem Ilicevic in der Saison 2008/09 bei der SpVgg Greuther Fürth spielte. "Ivo ist stark im ,eins gegen eins'", strahlt Torgefahr aus und hat sich auch als Vorlagengeber etabliert. Nur körperlich kann er noch zulegen."
Ilicevic weckte im Winter sogar das Interesse der Bayern, doch der FCK verweigerte die Freigabe. Danach äußerte Ilicevic wiederholt seine Wechselwünsche, was in Kaiserslautern schließlich den Ausschlag gab, ihn zu verkaufen. "Wenn ein Spieler woanders wesentlich mehr verdienen kann und deutlich macht, dass er hier keine Lust mehr hat, muss man sich mit einem Transfer auseinandersetzen", erklärte FCK-Klubchef Stefan Kuntz. Doch es gibt noch einen zweiten Grund: Ilicevic gilt als Spieler, der sich auf dem Platz nicht immer unter Kontrolle hat. Die Rote Karte gegen die Bayern war bereits der dritte Platzverweis in seiner Karriere. "Er muss noch lernen, seine Emotionalität in fußballerische Bahnen zu lenken", drückte sich Kuntz diplomatisch aus. Möhlmann wurde deutlicher: "Im Spiel sollte er sich mehr zusammenreißen, da ist er manchmal ein Heißsporn."
Doch im Pfälzer Umfeld gilt Ilicevic als zugänglicher, positiver Typ, der im Team beliebt ist und sich im Training nicht hängen lässt. Auch in Hamburg machte er eher einen zurückhaltenden Eindruck. "Ich weiß, dass sich so eine Aktion wie gegen Bayern nicht wiederholen darf. Ich bin keiner, der überreagiert oder sich Gelbe Karten wegen Meckerns einfängt", stellt er klar.
Gemeckert hat gestern einzig Arnesen - und zwar über das Verhalten von Wolfsburgs Trainer Felix Magath im Zuge des geplatzten Transfers von Ja-Cheol Koo. "So schlecht sind meine Ohren und mein Deutsch nicht, dass ich das falsch verstanden habe. So geht man nicht mit Kollegen um", empörte sich der Däne. Magath soll einem Verkauf des Südkoreaners zugestimmt haben, am Sonntag jedoch zurückgerudert sein. Magath bestreitet diese Darstellung.