Krisenduell in Hamburg: HSV gegen Köln, der Vorletzte empfängt den Letzten. Für die Trainer Michael Oenning und Stale Solbakken gilt: Verlieren verboten.

Hamburg/Köln. Es ist das Duell der Fehlstarter. Wenn am Samstag (15.30 Uhr/Sky und Liga total!) der Hamburger SV auf den 1. FC Köln trifft, empfängt der Vorletzte den Letzten der Fußball-Bundesliga. Beide Teams haben erst einen kümmerlichen Punkt geholt, der Druck auf die Trainer ist vor dem Krisengipfel enorm. Für HSV-Trainer Michael Oenning und seinen Kollegen Stale Solbakken gilt: Verlieren verboten!

„Das Team, das nicht zu ängstlich spielt, wird dieses Spiel gewinnen“, sagte Solbakken, der bei seiner Mannschaft in der Partie gegen den 1. FC Kaiserslautern (1:1) gute Ansätze erkannt haben will. „Ich hoffe, dass wir auf unsere letzte Leistung aufbauen können, die war akzeptabel.“

Das kann Oenning nun wahrlich nicht behaupten. Das 0:5-Debakel bei Bayern München offenbarte einmal mehr die Schwächen des HSV: Keine Ordnung in der Defensive, keine Sicherheit im Spielaufbau, kein Tempo und keine Kreativität vor dem gegnerischen Tor. „Man braucht einen ehrlichen Umgang mit der Niederlage, um die Fehler abzustellen“, sagte Oenning, „aber man darf auch nicht den Fehler machen, sich selbst niederzumachen, so dass nichts übrig bleibt.“ Mit dem Blick auf die Tabelle fügte er noch hinzu: „Es würde uns schon helfen, wenn wir das Spiel gewinnen.“

Eine Einschätzung, die auch auf die Kölner zutrifft. Im Umfeld der beiden Traditionsklubs herrscht nach dem völlig vermurksten Saisonstart Unruhe, das Abstiegsgespenst wird bereits an die Wand gemalt. Trotzdem: Glaubt man den Verantwortlichen an Rhein und Elbe, muss sich weder Solbakken noch Oenning Sorgen um seinen Job machen. FC-Sportdirektor Volker Finke sagte unlängst: „Ich habe Stale für zwei Jahre geholt und nicht für zwei oder drei Spiele.“ Auch Oenning darf in Hamburg weiter verlieren. Sportchef Frank Arnesen bekannte sich öffentlich zu seinem Trainer. Der eigentlich stets smarte Däne forderte stattdessen seine Spieler auf, zu zeigen, dass „sie Eier haben“. Gelassenheit hört sich anders an.

Genau diese wollen die Kölner in der Causa Lukas Podolski demonstrieren. Das menschgewordene Heiligtum der Stadt ist angefressen, seit ihm Solbakken die Kapitänsbinde vom Arm gerissen hat. Zuletzt baggerte der türkische Spitzenklub Galatasaray Istanbul heftig an Podolski, eine Ablösesumme von zwölf Millionen Euro stand im Raum. Auch der FC Arsenal soll Interesse haben.

Doch FC-Präsident Wolfgang Overath beendete alle Spekulationen. „Wir werden ihn nicht freigeben“, sagte Overath der Bild-Zeitung, „die Fans lieben ihn, und er ist das Aushängeschild des Vereins.“ Doch bei Solbakken klingt das schon nicht mehr so sicher: „Ich denke, dass er bleibt.“ Der Stürmer selbst hält sich auffallend zurück. Es ist nicht ausgeschlossen, dass das Thema noch bis zum Ende der Transferperiode (31. August) weiterköcheln wird.

In Hamburg sorgt ein pikanter Vorfall aus der Kabine neben der löchrigen Abwehr für zusätzlichen Zündstoff. Die Sport Bild berichtete, dass Oenning in der Vorbereitung auf das Bayern-Spiel vor Stürmer Miroslav Klose gewarnt hatte, der seit Sommer aber für Lazio Rom kickt. „Ein freudscher Versprecher“, sagte Oenning, der in der vergangenen Saison gegen Köln seinen bisher einzigen Sieg mit dem HSV gefeiert hatte (6:2). „Grundsätzlich ist das eine Katastrophe, dass Interna nach außen gelangen.“ Dann versuchte Oenning noch vergeblich zu versichern, dass ihn diese Debatten nicht interessieren.

Solbakken und Oenning: Beide haben neben der heiklen Tabellensituation noch ganz andere Probleme. Nur ein Sieg könnte ihnen etwas Luft verschaffen.