Das 0:5 bei Bayern München hat tiefe Spuren beim Hamburger SV hinterlassen. Am kommenden Samstag steht das Kellerduell gegen den 1. FC Köln auf dem Programm.

Hamburg. Franz Beckenbauer ist ratlos, Ex-Star Rafael van der Vaart peinlich berührt und der Vorstand muss hektisch Millionen zusammenkratzen - dem Hamburger SV stehen vor dem Kellerduell am Samstag (15.30 Uhr/Sky und Liga total!) gegen Tabellennachbar und Schlusslicht 1. FC Köln turbulente Tage bevor. „Man hat die Situation unterschätzt und die Spieler, die man geholt hat, überschätzt. Bei solchen Stellungsfehlern und auch Schwächen im Zweikampf: Ich weiß nicht, wie das besser werden soll“, orakelte der „Kaiser“ bei Sky.

Ein anderer einstige HSV-Star verfolgte die demütigende 0:5-Niederlage der Hanseaten beim deutschen Rekordmeister Bayern München via TV und war schlichtweg entsetzt. Rafael van der Vaart, mittlerweile bei Tottenham Hotspur in London unter Vertrag, konnte nicht glauben, was da über seine Mattscheibe flimmerte: „Das war ein schrecklicher Auftritt. Mir kam es vor wie Jugendfußball, echt peinlich!“

Nach nur drei Bundesliga-Spieltagen mit nur einem Punkt und dem 17. Tabellenplatz zwingt sich die Führung des Bundesliga-Dinos in der Trainerfrage noch zur Ruhe und stützt Michael Oenning, schließt aber einen Blitztransfer bis zum Monatsende ungeachtet der finanziellen Misere bei den Rothosen nicht mehr aus. Eine panikartige Kehrtwende, denn noch nach dem Debakel in der Münchner Allianz Arena hatte der neue Sportdirektor Frank Arnesen mit Hinweis auf die leeren Kassen derlei Aktivitäten als undurchführbar dargestellt.

„Es kann durchaus, dass wir noch etwas tun. Wir müssen dabei aber kreativ sein“, sagte Klub-Boss Carl Edgar Jarchow. Als Verfügungsmasse kommen eigentlich nur der teure Reservist Guy Demel und der formschwache Eljero Elia in Betracht, der Niederländer zumindest steht schon seit Wochen bei Juventus Turin auf dem Wunschzettel. Doch angesichts der sportlichen Sachzwänge beim HSV wird die Ablösesumme für den Niederländer von jetzt an täglich schrumpfen.

Am Montag wurde in der Hansestadt bekannt, dass die Norddeutschen Verhandlungen mit Slobodan Rajkovic führen. Der 22 Jahre alte Serbe soll als Innenverteidiger für mehr Stabilität sorgen. Rajkovic steht beim FC Chelsea auf der Gehaltsliste, ist aber derzeit an Vitesse Arnheim ausgeliehen. Er wäre bereits der fünfte Profi, den Arnesen von seinem alten Arbeitgeber an die Elbe locken würde.

Nach dem schlechtesten Start der Norddeutschen seit acht Jahren fällt es dem HSV-Coach mittlerweile schwer, in der aktuellen Krisensituation noch etwas Positives zu finden. „Jetzt wissen wir ganz klar, was die Stunde geschlagen hat“, formulierte der 45-Jährige, dem es noch nicht gelungen ist, eine schlagkräftige Stammformation auf die Beine zu stellen.

Zu wackelig und instabil präsentierten sich Routiniers wie Kapitän Heiko Westermann, Mittelfeldspieler David Jarolim und Torjäger Mladen Petric, aber auch die Ex-Chelsea-Profis Jeffrey Bruma, Michael Mancienne und Gökhan Töre. Auch der Norweger Per Skjelbred, per Casting in den Profifußball gerutscht, erwies sich bei seinen ersten 45 Bundesligaminuten als fußballerischer Leichtmatrose.

Und auch die nackten Zahlen sprechen gegen den Fußballlehrer, der schon beim 1. FC Nürnberg nach nur drei Siegen aus 17 Spielen sein Vertragsende nicht mehr erlebte. Oennings letzter und bislang einziger Dreier beim HSV datiert vom 19. März (6:2 gegen den 1. FC Köln), zehn Gegentore in drei Spielen ist der aktuell schlechteste Wert der Liga.

Noch aber hält der Däne seine schützende Hand über den Trainer, denn eigentlich kann man sich an der Elbe einen neuen Coach - es wäre der zehnte in zehn Jahren - augenblicklich gar nicht leisten: „Ich habe in den vergangenen Tagen jedes Training verfolgt. Da wurde sehr gut gearbeitet - von allen.“