Der HSV-Trainer ist zuversichtlich, die Auswärtsserie von Bayer Leverkusen brechen zu können. Aogo: “Wir müssen gewinnen, egal wie.“

Hamburg. Auswärts pfui, zuhause dagegen hui: Gegen "Heimschreck" Bayer Leverkusen will der Hamburger SV wieder seine Heimstärke ausspielen und gleichzeitig die Auswärtsserie der Rheinländer beenden. Die Mannschaft von Trainer Jupp Heynckes hat keines ihrer bislang sieben Spiele in der Fremde verloren.

„Wir haben ordentlich trainiert, die letzten Heimspiele gut gespielt. Ich bin zuversichtlich“, sagte HSV-Trainer Armin Veh am Donnerstag. Die Begegnung ist für ihn eine besondere: Er trifft auf seinen alten Lehrmeister Heynckes.

Unter dem Bayer-Coach hat Veh als Jungprofi gemeinsam mit Lothar Matthäus in Mönchengladbach gespielt. „Er ist der beste Trainer, den ich je hatte“, sagt der HSV-Coach. „Er konnte Spieler gut einschätzen, war unheimlich ehrgeizig. Aber mit der Zeit ist er auch ruhiger geworden.“

Beim Wiedersehen am Sonnabend in der HSV-Arena (15.30 Uhr, im Liveticker auf abendblatt.de ) brauchen beide Teams die Punkte. Die Leverkusener wollen an Mainz 05 und Spitzenreiter Dortmund dranbleiben. Die Hamburger müssen nach dem bisherigen Auf und Ab – sechs Siege, sechs Pleiten, drei Remis - unbedingt siegen, wollen sie die Europapokalplätze nicht aus den Augen verlieren.

HSV-Spieler Dennis Aogo betont: „Wir müssen alles tun, alle Kräfte bündeln. Egal wie, wir müssen gewinnen.“ Dass ihm und seinen Mannschaftskollegen zuletzt mangelnder Willen und Charakter vorgeworfen wurde, kann Aogo nicht verstehen: „Am Willen kann es nicht liegen, wenn ich sehe, wie sich hier jeder jeden Tag reinhängt.“

Gegen Leverkusen steht Trainer Veh der genesene Collin Benjamin zur Verfügung. Neben dem Rechtsverteidiger könnten auch Angreifer Paolo Guerrero und Mittelfeldspieler David Jarolim in die erste Elf rücken.

In der Bundesliga fehlen dem HSV ein paar Punkte, dafür stimmen die Zahlen in der Saisonbilanz 2009/10. Bei einem Umsatz von 154,4 Millionen Euro (HSV e.V. und Arena KG) weist der Verein ein Plus von 283.000 Euro aus. Der HSV legt damit seit 2003 eine positive Bilanz vor.

„Der Verein steht wirtschaftlich fundamental solide da“, kommentierte Clubchef Hoffmann die Zahlen. Gleichzeitig verdeutlicht er, dass sich der HSV jedoch nicht leisten könne, die Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb zu verpassen. „Wir haben kein vollbepacktes Festgeldkonto“, sagte Hoffmann, „in diesem Fall müsste der Personalaufwand den Einnahmen angepasst werden.“

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Bei der Deutschen Fußball-Liga gehört der HSV längst zu den Musterschülern. Weil der Klub seit 2003 in den Bilanzen seiner Geschäftsjahre, die jeweils am 30. Juni endeten, stets ein positives Ergebnis auswies, kommt bei den Hamburgern inzwischen ein vereinfachtes Lizenzierungsverfahren zur Anwendung. Und auch nach der Saison 2009/10 weist der Verein bei einem Umsatz von 154,4 Millionen Euro (HSV e.V. und Arena KG) ein Plus von 283.000 Euro in seiner dem Abendblatt vorliegenden Bilanz aus. Das Konzernergebnis beträgt 496.000 Euro. "Der Verein steht wirtschaftlich fundamental solide da", kommentiert Klubchef Bernd Hoffmann die Zahlen.

Die Erträge. Neben den Spielerträgen (49,2 Mio. Euro), Werbeerträgen (24,1 Mio.), der Verwertung medialer Rechte (33,6 Mio.) und dem Handel (10,6 Mio.) weist der HSV in seiner Gewinn- und Verlustrechnung einen Erlös von 8,1 Millionen Euro bei Transferverträgen aus, worunter hauptsächlich der Wechsel von Thiago Neves (für 6,3 Mio. zu Al Hilal Riad) fällt. Unter den Posten "Weitere Aktivitäten" (7,9 Mio. Euro) fallen die Einnahmen für das Ausrichten des DFB-Länderspiels gegen Finnland im Oktober 2009 sowie des Europa-League-Endspiels im Mai. Auch interessant: Die Einnahmen durch Mitgliedsbeiträge sind inzwischen auf stolze 3,2 Mio. Euro gestiegen. Unter der Position "Sonstige Erträge" (12,8 Mio.) sind 2,5 Mio. Euro von insgesamt 12,5 Mio. Euro zu finden, die Investor Klaus-Michael Kühne dem Klub zur Verfügung stellte.

In der laufenden Saison plant der HSV mit einem leicht rückläufigen Umsatz von 143 Mio. Euro, was auch daran liegt, dass neben dem Fehlen in der Europa League auch das Aus im DFB-Pokal frühzeitig erfolgte. Deshalb werden die Einnahmen bei der Verwertung medialer Rechte von 33,6 auf rund 26 Mio. Euro fallen. Dennoch kalkuliert der Klub derzeit noch mit einer schwarzen Null im Juni 2011: "Wir wollen diese Saison mit einem positiven Ergebnis abschließen", sagt Hoffmann.

Die Aufwendungen. Nach 45 Mio. Euro in der Saison 2008/09 ist der Personalaufwand für das Bundesligateam 2009/10 auf 40 Mio. Euro gesunken, was auch daran lag, dass der HSV durch die langwierigen Verletzungen etlicher Spieler (Guerrero, Alex Silva, Benjamin) 3,5 Mio. Euro an Gehältern sparte, da nach sechs Wochen Arbeitsunfähigkeit die Berufsgenossenschaft einspringen muss. In dieser Saison plant der Klub dagegen mit Ausgaben für die Profis in Höhe von 47 Mio. Euro und liegt damit im Ligavergleich hinter den Bayern, Wolfsburg, Schalke im Rahmen der Ausgaben der Konkurrenz in Bremen, Hoffenheim und Leverkusen.

Die Ausgaben für die Geschäftsstelle, worunter auch die Vorstandsgehälter fallen, sind von 11,3 Mio. Euro 08/09 auf 8,9 Mio. Euro gesunken, da der Klub nach der Abfindungszahlung für Dietmar Beiersdorfer die komplette Saison ohne Sportchef absolvierte. In dieser Saison wird mit 8,5 Mio. Euro Ausgaben gerechnet. Unter den Punkt "Sonstige Aufwendungen" (18,5 Mio. Euro) fallen wie üblich die Provisionszahlungen für Vermarkter Sportfive (13,7 Mio. Euro).

Die Verbindlichkeiten. Zum 30. Juni betrug die Restschuld für den Stadionkredit 48,9 Millionen Euro. Bis 2017, bestätigte Hoffmann, werde dieser Kredit bezahlt sein: "Außer der Stadionfinanzierung haben wir keine Bankschulden." Die Verbindlichkeiten "aus Lieferungen und Leistungen" betrugen zum Stichtag 32,2 Millionen Euro, worunter unter anderem die Transferzahlungen für Eljero Elia und Marcus Berg fallen. Diesem Posten standen 19 Millionen Euro "Forderungen aus Lieferungen und Leistungen" gegenüber, worunter aber die Transfererlöse für Jerome Boateng (Manchester City) und Sidney Sam (Leverkusen) in Höhe von zusammen 14 Millionen Euro noch nicht fallen. Diese werden erst im laufenden Geschäftsjahr 2010/11 abgerechnet.

Positiv: Der nicht durch Eigenkapital gedeckte Fehlbetrag in der Konzernbilanz des HSV sank von 1,1 Mio. Euro auf nur noch 621 000 Euro. 2005 hatte dieser noch 21 Mio. Euro betragen.

Die Prognose. Böse Überraschungen sind im laufenden Geschäftsjahr auszuschließen, die Liquidität ist jederzeit gewährleistet, den von Banken eingeräumten Kontokorrentkredit musste der HSV in der jüngsten Vergangenheit sowieso nicht in Anspruch nehmen. Außerdem sind die Betriebsprüfungen bereits bis 2008 abgeschlossen, was kaum ein anderer Klub von sich behaupten kann. Allerdings: Ohne den Europacup wird wieder die Fantasie des Vorstands gefragt sein. "Wir haben kein vollbepacktes Festgeldkonto, um das Verpassen der Qualifikation für einen europäischen Wettbewerb kompensieren zu können", sagt Hoffmann, "in diesem Fall müsste der Personalaufwand den Einnahmen angepasst werden."