Nach Petric, Guerrero und Trochowski floppte auch Elia als hängende Spitze. Bekommt jetzt Choupo-Moting eine Chance in der Mitte?
Bremen/Hamburg. Armin Veh wollte nach der unglücklichen 2:3-Niederlage gegen Werder am späten Sonnabend keine Zeit verlieren. Noch vor der gemeinsamen Abfahrt aus dem Weserstadion analysierte der HSV-Trainer gemeinsam mit Kapitän Heiko Westermann und dessen Abwehrpartner Joris Mathijsen minutenlang die bittere Pleite, während die restlichen Kollegen im Mannschaftsbus auf das Trio warten mussten. Die Vielzahl der im Spiel begangenen und nach dem Spiel zu analysierenden Fehler sorgte schließlich dafür, dass sich die geplante Abfahrt um knapp eine Viertelstunde verschob. Es hat Redebedarf gegeben.
Bereits fünf Spieler versuchten sich in dieser Saison in der Mittelfeldzentrale
Ob über die Problematik im zentralen Mittelfeld gesprochen wurde, kann nur gemutmaßt werden. Tatsächlich fällt auf, dass nach sechs Spielen und insgesamt fünf Versuchen noch immer keine Idealbesetzung für die Position der hängenden Spitze gefunden wurde. "Es ist ganz egal, ob man mit einer 4-4-2-, einer 4-1-4-1- oder einer 4-2-3-1-Taktik spielt. Wichtig ist doch nur, dass das jeweilige System mit Leben gefüllt wird", sagte Sportchef Bastian Reinhardt, dem aber nicht entgangenen sein dürfte, dass bislang weder Paolo Guerrero noch Mladen Petric, Piotr Trochowski oder Eljero Elia und nur mit Abstrichen Maxim Choupo-Moting die zentrale Position hinter Ruud van Nistelrooy zufriedenstellend ausfüllten.
Eine Systemfrage will Trainer Veh trotzdem nicht zulassen. "Ich glaube nicht, dass wir keine geeigneten Spieler für dieses System haben", sagte der 49-Jährige, der sich zunehmend genervt zeigt von der öffentlichen Debatte um die vermeintlich richtige Taktik. Man müsse berücksichtigen, dass der zentrale Mittelfeldspieler eigentlich eine hängende Spitze sei, sagte Veh, das Spiel würden beim HSV die beiden Sechser, also die defensiven Mittelfeldspieler, machen. Gegen Bremen waren das David Jarolim und Tomas Rincon.
Gegen Kaiserslautern könnte Choupo-Moting im Zentrum spielen
Einen Versuch mit Elia in der Zentrale dürfte es nach dessen desaströsen Auftritt in Bremen jedenfalls kein zweites Mal geben. "Eljero kann wesentlich mehr", sagte Veh. Statt dem Niederländer, der in Zukunft wieder auf die Flügel weichen soll, darf sich wohl Choupo-Moting Hoffnungen machen, am kommenden Wochenende gegen Kaiserslautern in der Mitte zu starten.
Ob sich auch Mladen Petric Hoffnungen machen darf, wollte Reinhardt gestern nicht beantworten. "Es geht nicht um Mladen, sondern um den HSV", sagte der Sportchef, der eine ganz eigene Meinung zu der Personalrochade in der Mittelfeldzentrale hat. "Wichtig ist, dass es auf den Schlüsselpositionen nicht zu viele Wechsel gibt, und die hat es auch nicht gegeben." Ob die Mittelfeldzentrale als Schlüsselposition zählt, blieb offen.
Schlechte Karten dürfte indes Piotr Trochowski haben. Nach seinem Fehler vor dem Tor zum 2:3 bei Werder Bremen gab es für den Nationalspieler eine für alle sichtbare Standpauke von Veh. „Die Kritik kann ich nachvollziehen, sie ist berechtigt. Das war ein blöder Fehler“, bekannte Trochowski. Sportchef Bastian Reinhardt versuchte zu kitten: „Es gibt keinen, der sich mehr ärgern wird als er selbst.“ Für den gebürtigen Polen wird die Situation durch solche Pannen immer heikler. Am Saisonende läuft sein Vertrag aus, seit mehr als fünf Jahren wartet er beim HSV auf den großen Durchbruch. Der 35-malige Nationalspieler fühlt sich seit langem unverstanden, nun ist auch das Verhältnis zu Coach Veh schwer belastet.