Im Spiel Werder Bremen gegen den HSV kommt es auf drei Positionen an - Veh lässt ordentlich rotieren (Liveticker auf abendblatt.de ab 18.30 Uhr).
Hamburg. Die Statistik lügt nie. Sagt man zumindest. Stimmt natürlich nicht, und trotzdem fühlte sich Armin Veh kurz vor dem zum Krisengipfel deklarierten Nordderby zwischen Werder Bremen und dem HSV dazu bemüßigt, die Kraft der Zahlen zu erwähnen. Seine Mannschaft sei eines der zweikampfstärksten Teams der Liga, sagte der HSV-Trainer, das beweise auch die Statistik. Dabei weiß auch Veh, dass bekanntlich jede Statistik nur so gut ist, wie man sie selbst fälscht. Natürlich hatte der HSV im Spiel gegen Wolfsburg sämtliche Statistiken dominiert, hatte mehr Chancen, Zweikämpfe, Torschüsse, Ecken und wahrscheinlich sogar mehr Einwürfe. Nur eben nicht mehr Tore. Und genau das soll sich mit einem vermutlich rundum erneuerten Team an diesem Sonnabend in Bremen (18.30 Uhr/Sky und Abendblatt-Liveticker) ändern.
Veh will seine Mannschaft gleich auf fünf Positionen ändern
Gleich auf fünf Positionen will Veh im Vergleich zum Spiel gegen Wolfsburg umbauen lassen. Zé Roberto soll hinten links für Marcell Jansen spielen, der dafür nach vorne links rückt. Tomas Rincon dürfte Zé Roberto im Mittelfeld ersetzen, Maxim Choupo-Moting könnte vom linken auf den rechten Flügel rücken und Eljero Elia darf wohl erstmals hinter Ruud van Nistelrooy als hängende Spitze ran. So ließ Veh jedenfalls beim gestrigen Abschlusstraining trainieren. Und zumindest statistisch gesehen darf sich der Coach gute Chancen ausrechnen, etwas Zählbares mit nach Hamburg zu holen. Immerhin hat Werder mit nur vier Punkten aus fünf Spielen den schlechtesten Saisonstart seit neun Jahren hingelegt.
"Ich habe meine Zweifel, ob es für Bremen in dieser Saison für die oberen Plätze reicht", sagt auch Benno Möhlmann. Der derzeit arbeitslose Trainer, der sowohl beim HSV als auch bei Werder beschäftigt war, gibt im Gespräch mit dem Abendblatt allerdings nicht nur nackte Zahlen als Grund für seine Einschätzung an. "In Werders Zentrale fehlt Mesut Özil, zudem haben die Neuzugänge noch nicht überzeugt", sagt Möhlmann, der dem HSV in Bremen sogar einen Sieg zutraut. Der Familienvater, der in Bremen wohnt und auch im Stadion sein wird, glaubt, dass es im 93. Nordderby besonders auf drei Positionen ankommt, die allesamt nicht von Veh verändert wurden: die Torhüter Frank Rost und Tim Wiese, die Innenverteidiger Heiko Westermann und Per Mertesacker und die Stürmer Ruud van Nistelrooy und Claudio Pizarro.
Letztgenannter darf sich - zumindest sagt das die Statistik von Castrol - wie kein Zweiter auf die Partie freuen. Stolze zwölf Treffer erzielte Pizarro bereits gegen seinen Lieblingsgegner. "Sowohl Pizarro als auch van Nistelrooy sind absolute Top-Stürmer", schwärmt Möhlmann, "allerdings ist Claudio für das Bremer Aufbauspiel wichtiger als umgekehrt." Bemüht man aber auch bei diesem Stürmervergleich die Macht der Zahlen, kommt man zu einem erstaunlichen Ergebnis: In drei Spielen van Nistelrooys gegen Werder (zweimal mit Real Madrid, einmal mit dem HSV) hat der Niederländer dreimal getroffen.
Einen vierten Treffer im vierten Spiel will Bremens Torhüter Tim Wiese unter allen Umständen verhindern. "Wiese ist ein überdurchschnittlicher Keeper, der über die Jahre zu einer echten Größe gereift ist", sagt Möhlmann, der aber ähnlich viel von Wieses Gegenüber Rost hält: "Ich war nicht überrascht, dass er sich als Nummer eins beim HSV durchgesetzt hat." Für beide Torhüter sei eine Schlüsselrolle im Derby reserviert, sagt Möhlmann.
Der zuletzt verletzte Mertesacker ist Bremens Hoffnungsträger
Eine wichtige Rolle dürften auch Westermann beim HSV und Mertesacker bei Werder in der Abwehr übernehmen. "Als Per verletzt war, hat man gesehen, wie sehr er gefehlt hat", sagt Möhlmann, der sogar so weit geht, den Nationalspieler als "Bremens Hoffnungsträger" zu betiteln. Und Westermann habe er ja noch in Fürth trainiert. "Heiko ist konstant in seinen Leistungen, eine echte Stütze beim HSV."
Die "echte Stütze" hält von all dem Zahlenwerk im Übrigen genauso viel wie vom Gegner: "Ganz ehrlich: Mich interessiert Werder überhaupt nicht." Wichtig sei einfach, dass sein Team nach drei sieglosen Spielen endlich wieder drei Punkte einfährt, sagt Westermann. Dann sieht auch die Statistik gleich wieder viel besser aus.
HSV: Rost - Demel, Westermann, Mathijsen, Zé Roberto - Jarolim, Rincon - Choupo-Moting, Elia, Jansen - van Nistelrooy.
Bremen: Wiese - Fritz, Prödl, Mertesacker, Silvestre - Bargfrede, Frings - Hunt, Wesley, Marin - Pizarro.
Schiedsrichter: Kinhöfer (Herne).