Auch Demel kann im Halbfinal-Rückspiel der Europa League beim FC Fulham auflaufen. Moniz begrüßte alle Akteure beim Training am Dienstag.

Hamburg. Er dirigierte, er motivierte, er korrigierte: Interimstrainer Ricardo Moniz hat den HSV am Dienstag auf das wichtige Halbfinalrückspiel der Europa League beim englischen Vertreter FC Fulham (Donnerstag, 21.05 Uhr im Liveticker auf abendblatt.de) vorbereitet. Der Niederländer, der das Amt des beurlaubten Bruno Labbadia bis mindestens zum Saisonende übernimmt, sprühte auf dem Nebenplatz an der HSV-Arena vor Elan. Der Niederländer hat unverhofft die große Chance erhalten, als Trainer der Rothosen die Mannschaft in das erste internationale Endspiel seit dem Gewinn des Landesmeisterpokals 1983 zu führen.

Gut für den bisherigen Techniktrainer: Die angeschlagenen Zé Roberto (Wadenzerrung), Ruud van Nistelrooy (Probleme am Hüftbeuger) und Guy Demel (Knieverletzung), die beim blamablen 1:5 in Hoffenheim fehlten, konnten das volle Trainingspensum absolvieren. Ihr Einsatz im Craven Cottage von London ist nicht gefährdet. Unter der Leitung von Moniz nahmen 23 Spieler an der Einheit am Volkspark teil.

Offensichtlicher konnten die Leitwölfe dabei nicht demonstrieren, wie sehr sie Labbadias Abschied herbeigesehnt hatten. Motivator Ricardo Moniz musste ihnen gar keine Beine machen – sie kamen von selbst und scheinen nach der Fast-Arbeitsverweigerung in der Bundesliga nur ein Ziel zu kennen: Das Finale am 12. Mai am Hamburger Volkspark. „Wir werden alles geben, die Chancen stehen 50:50“, sagte Dennis Aogo.

Am meisten hofft jedoch der Vorstandsvorsitzende Bernd Hoffmann auf den lange geplanten Einzug ins Endspiel und den Triumph in seinem „Wohnzimmer“. Nur der silberne Pokal und die Party am 13. Mai auf dem Rathausmarkt können die vielen Kritiker nach der sechsten Entlassung eines Übungsleiters in Hoffmanns siebenjähriger Amtszeit etwas milder stimmen. „Die Mannschaft will den Schalter umlegen, sie weiß, dass es nichts Größeres gibt“, sagt der 47-Jährige, der mit seiner ebenso ehrgeizigen wie ungeduldigen Art wirtschaftlich einiges an der Elbe bewirkt hat – der große Titel fehlt ihm als Rechtfertigung für den Personalverschleiß allerdings noch immer.

„Das Jahr hat mich auch an Grenzen geführt“, gab Hoffmann bereits im Januar nach dem Vorjahres-Aus im UEFA-Cup-Halbfinale gegen Werder Bremen, dem Abschied von Coach Martin Jol und Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer bei der Mitgliederversammlung zu. Sportlich habe der Vorstand allerdings in der Langzeitwertung Wort gehalten: Die Mannschaft sei in den vergangenen sieben Jahren von Platz 98 der Europa-Rangliste auf nun Platz 12 vorgeprescht, führte der ehemalige Sportfive-Manager gegen seine Gegner an, die ihm fehlenden Fußball- Verstand und Stallgeruch vorwerfen.

Mit einer Gesamtinvestition in den Spielerkader von bisher 128,5 Millionen Euro in seiner Ära will der gebürtige Leverkusener in fünf Jahren unter den Top Ten Europas stehen. Doch nun droht nach fünf Jahren im internationalen Geschäft ein Rückschlag für den Bundesliga- Siebten. Ohne das Mitwirken auf der internationalen Bühne wäre es nicht nur schwer, die Eckpfeiler des Teams zu halten und neue Stars zu verpflichten. Ein exquisiter Nachfolger für den Schleudersitz auf der Trainerposition wäre auch nicht leichter zu bekommen.

Besonders bei Thomas Doll und Labbadia bekundete die Führung vollmundig ihre Langzeitpläne und scheiterte auf der ganzen Linie - nun soll ein erfahrener Fachmann mit gewachsener Autorität das wankende Schiff auf Kurs bringen. Der angeblich schon mit Wolfsburg einig gewordene Gérard Houllier (früher FC Liverpool), Twente- Enschede-Coach Steve McClaren und sogar Jürgen Klinsmann werden im Norden als Kandidaten gehandelt.

Ob der vom Team heiß-geliebte Moniz möglicherweise doch im Trainerteam bleibt und aus seinem Wort bei Red Bull Salzburg und dem Verantwortlichen Beiersdorfer noch herauskommt, ist fraglich. Sicher ist nur, dass nach der Weltmeisterschaft Urs Siegenthaler als Sportdirektor in der Hansestadt mit der Arbeit beginnen wird.

Unterdessen hat der italienische Renommierklub AC Mailand hat seine Bemühungen um eine Verpflichtung von Abwehrspieler Dennis Aogo vom Fußball-Bundesligisten Hamburger SV intensiviert. „Milan hat Interesse, zum Stand der Gespräche kann ich aber derzeit nichts sagen“, erklärte Aogos Berater Gordon Stipic. Die italienische Zeitung Tuttosport hatte am Dienstag berichtet, dass Stipic' Verhandlungen in Mailand bereits weit fortgeschritten seien. Demnach soll der HSV angeblich sechs Millionen Euro Ablöse für den 23-Jährigen verlangen. U21-Europameister Aogo hat bei den Hamburgern noch einen Vertrag bis 2012. Er war im Sommer 2008 für eine Ablöse von 1,3 Millionen Euro vom SC Freiburg zum HSV gewechselt.