Coach Ricardo Moniz hat beim HSV jetzt das Sagen - für zwei Wochen. Doch wer wird dann Trainer? Wir wollen Ihre Meinung. Stimmen Sie ab.

Hamburg. Bruno Labbadia ist beim HSV Geschichte. Der neue Cheftrainer heißt Ricardo Moniz - allerdings nur für zwei Wochen. Der Wechsel des 45-Jährigen nach Salzburg steht schon länger fest. Fakt ist: Der Trainerstab der Hanseaten wird zur neuen Saison komplett erneuert. Jetzt gilt es für Boss Bernd Hoffmann, einen Coach zu finden, mit dem beim HSV endlich Kontinuität einkehrt.

Wer ist auf dem Markt? Armin Veh und Lucien Favre sind frei. Weitere Namen werden gehandelt. Lothar Matthäus macht kein Hehl daraus, gerne einen Klub in der Bundesliga zu trainieren. Auch Bundestrainer Joachim Löw wird immer wieder ins Spiel gebracht. Wir wollen Ihre Meinung! Wer soll der neue HSV-Trainer werden?

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Im gleißenden Scheinwerferlicht machte Ricardo Moniz kein Geheimnis daraus, dass ihm die Rolle des plötzlichen Hauptdarstellers an "diesem dramatischen Tag" alles andere als glücklich stimme. "Für mich ist das ein schwieriger Moment", wiederholte der Niederländer mehrfach, bis es auch der letzte der zahlreichen Medienvertreter notiert hatte. So drängten sich gestern Mittag mehr als 60 Zeitungs-, TV- und Radiojournalisten in der Buseinfahrt der Nordbank-Arena um den freundlichen Mann mit der schwarz-glänzenden Lockenpracht, den nur die wenigsten von ihnen seit seinem Wechsel zum HSV im Sommer 2008 so richtig wahrgenommen hatten und der trotzdem rund vier Stunden zuvor als Interimsnachfolger Bruno Labbadias auserkoren wurde. "Trainer machen sich oft zu wichtig", sagte der neue Cheftrainer bereits in der Vergangenheit gerne, und wiederholte es auch gestern bereitwillig, "nur die Mannschaft ist wichtig."

Moniz meint, was er sagt. Als Klubboss Bernd Hoffmann dem 45-jährigen Fußballlehrer am frühen Montagmorgen mitgeteilt hatte, dass er seinen bisherigen Chef bis Saisonende ersetzen soll, fragte der Techniktrainer zunächst bei Labbadia nach, ob der damit einverstanden sei. "Ich schätze Bruno als Trainer und als Menschen", erklärte Moniz sein Zögern. Erst als Labbadia signalisierte, dass er Moniz nicht böse sei, willigte der ein: "Mir war sehr wichtig, zunächst mit Bruno zu sprechen. Er hat gesagt, dass es jetzt nur noch um die Mannschaft geht." Und nachdem sich Labbadia von seinen Spielern, die ihn in den vergangenen Wochen sträflich im Stich gelassen hatten, verabschiedet hatte, ergriff Moniz erstmals als Cheftrainer in der Kabine das Wort: "Ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass wir den Schalter umlegen können."

Dass er es ernst meint, bewies der frühere "Skill Coach" von Tottenham Hotspur bereits in seiner ersten Trainingseinheit, die er gestern um 10.16 Uhr mit einem höflichen "Guten Morgen" startete. Während er einen Großteil der Stammspieler zum Auslaufen in den Volkspark schickte, ließ er die restlichen Profis (Frank Rost, Wolfgang Hesl, Tom Mickel, David Rozehnal, Henrik Dettmann, Paolo Guerrero, Marcus Berg, Bastian Reinhardt, Miroslav Stepanek und Tolgay Arslan) zum Ende der 71-minütigen Einheit im Hinblick auf das Halbfinalrückspiel der Europa League gegen Fulham am Donnerstag Elfmeter üben. "Wir haben noch immer ein historisches Ziel vor Augen", sagte Moniz, "daran hat sich nichts geändert."

Geändert hat sich dagegen die Wertschätzung, die dem charismatischen Niederländer plötzlich im eigenen Verein zuteil wird. "Ricardo Moniz ist unglaublich engagiert, extrem positiv, leidenschaftlich und emotional", schwärmte Bernd Hoffmann über die Qualitäten seines neuen leitenden Angestellten, "es war schwer, jemanden zu finden, der mehr hundertprozentiger HSVer ist." Verwunderlich ist dabei nur, wie man eben diesen "Mr. 100 Prozent" spätestens nach 17 Tagen als Cheftrainer nach dem "historischen Ziel", dem Endspiel der Europa League am 12. Mai in Hamburg, beinahe widerstandslos nach Salzburg ziehen lässt. Dort soll Moniz unter dem früheren HSV-Sportchef Dietmar Beiersdorfer die RedBull-Nachwuchsabteilung leiten.

Bis es den Weltenbummler, der neben Deutschland und den Niederlanden bereits in England, der Schweiz und in Belgien als Techniktrainer gearbeitet hat, tatsächlich nach Österreich zieht, will er bis zum Sommer alles für seinen Noch-Arbeitgeber tun. "Es gibt jetzt kein Zurück mehr", sagte Moniz, der seine internationale Uefa-Pro-Lizenz, vergleichbar mit dem deutschen Fußballlehrerschein, vor fünf Jahren in London absolvierte.

Auf einen Assistenztrainer will der Berufsoptimist, der bislang nur die U-19 des PSV Eindhoven als Cheftrainer trainiert hatte, bewusst verzichten, obwohl noch am Montagmorgen Amateurtrainer Rodolfo Cardoso für diese Rolle im Gespräch war. Und während der HSV um 13.25 Uhr die temporäre Beförderung Moniz' offiziell bekannt gab, wurde auch Cardoso am gestrigen Tag eine Pressemitteilung gewidmet: "Rodolfo Cardoso besucht das Hamburger Weg-Projekt 'Praktisch gut - Perspektive mit Plan'" hieß es in einer Rundmail am frühen Abend. Eine Überschrift, die man auch dem Nachfolger von Moniz im kommenden Sommer wünscht.