Der HSV hat gegen Paolo Guerrero die höchste Geldstrafe in der Klubgeschichte verhängt. Der Stürmer hatte einen Zuschauer mit einer vollen Trinkflasche beworfen.

Hamburg. Der HSV wird seinen Stürmer Paolo Guerrero nicht entlassen. Dafür brummte der Traditionsklub dem Peruaner für dessen Wurf mit einer Trinkflasche auf einen Zuschauer nach dem 0:0 gegen Hannover 96 die höchste Geldstrafe auf, die je ein Hamburger Profi zahlen musste - eine Summe im hohen fünfstelligen Bereich.

+++HSV-Experte Dieter Matz über den Guerrero-Eklat+++

Die Hamburger sehen von einer Sperre ab, weil es in seiner persönlichen Vorgeschichte keinen Vergleichsfall gibt, heißt es beim Bundesligisten. Guerrero will sich noch in dieser Woche bei dem Fan persönlich entschuldigen. Trotzdem ist es nicht sicher, ob der Stürmer für die nächsten Spiele zur Verfügung steht. Der DFB könnte ihn noch sperren. Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes hat sich Montag noch nicht zu einer möglichen Untersuchung geäußert. Offenbar ist erst am Dienstag mit einer Mitteilung des Verbandsgremiums zu rechnen.


"Es tut mir wahnsinnig leid. Ich war sehr imspulsiv in diesem Moment. Meine Reaktion war sehr schlecht. Ich möchte mich bei allen Fans, allen Hamburgern, meiner Mannschaft und dem Trainer entschuldigen", sagte Guerrero einen Tag nach dem Skandal.

HSV-Boss Bernd Hoffmann rechtfertigte die hohe Geldstrafe: "Das Verhalten von Paolo Guerrero war inakzeptabel. Wir haben uns mit der Entscheidung sehr schwer getan, uns aber trotzdem für eine Geldstrafe entschieden."

"Geh doch zurück nach Peru", soll der Zuschauer dem zuletzt lange verletzten Angreifer zugerufen haben. Ob das die einzigen Äußerungen waren, ist zumindest anzuzweifeln. Guerrero nahm daraufhin seine volle Trinkflasche und warf sie dem Mann direkt an den Kopf. Joris Mathijsen und Jonathan Pitroipa versuchten Guerrero anschließend zurückzuhalten, ansonsten wäre der völlig entnervte HSV-Spieler dem Zuschauer wohl noch hinterhergejagt. „Bei allen Emotionen: Da muss man sich im Griff haben“, sagte DFB-Sportdirektor Matthias Sammer in der Sendung Sky90.

HSV-Torhüter Frank Rost versuchte das Verhalten seines Mitspielers zu rechtfertigen und schoss dabei ebenfalls über das Ziel hinaus: "Es war ein Fehler, aber er hat es nicht grundlos getan. Er hat ihn sauber getroffen. Die New York Yankees würden ihn sicher sofort verpflichten", so die ironische, aber unangebrachte Reaktion des Führungsspielers - die er jedoch bereits am Montag bereute. Auf seiner Homepage relativierte der Schlussmann seine Aussagen.

"Vorrausgeschickt sei – und das habe ich gestern auch so gesagt – dass das, was Paolo gemacht hat, auf gar keinen Fall passieren darf. Er wird seine Strafe vom Verein und vom DFB bekommen und das ist auch richtig so. Niemand darf mit Gewalt auf eine verbale Provokation reagieren", erläuterte Rost. "Doch auch ein Fußballprofi hat das Recht auf Respekt. Auch nach einem Spiel wie gestern. Und er ist nicht per Beruf zur wüsten Beleidigung freigegeben. Aber er muss mit solchen Anfeindungen, die weit unter die Gürtellinie gehen und persönlich sind, umgehen können und darf nicht emotional darauf reagieren. Und schon gar nicht gewalttätig. Paolo hat einen Riesenfehler gemacht und muss nun mit den Konsequenzen klarkommen. Das steht außerhalb jeder Diskussion."

Deutliche Worte des HSV-Torhüters, der nach dem Schusspfiff aus einer sehr emotionalen Gefühlslage heraus reagiert habe. "Wir hatten gerade ein wirklich entscheidendes Spiel vergeigt und sehr schlecht gespielt. Ich war total geladen und da kommen Reporter und stellen mir Fragen nach Guerrero. Eigentlich hätte ich etwas ganz anderes sagen wollen doch das ging nicht so fiel mir nur die Sache mit den Yankees ein – warum auch immer. Ich gebe zu, dass Zynismus nicht wirklich ein geeignetes Mittel der Reaktion bei einem Liveinterview ist und heute würde ich vielleicht auch anders antworten. Aber ich werde mich nicht hinstellen und die Moralkeule gegen meinen Mitspieler schwingen."