Der Abwehrspieler aus Kamerun ist in Ungnade gefallen: Im Champions League Spiel gegen ZSKA Moskau zeigte er aus Frust den Fans seinen Mittelfinger. Die Folgen: Zwei Spiele Sperre, eine Geldstrafe und Rufe nach seinem Rauswurf.
Hamburg. Vom Publikumsliebling zum Buhmann: Fußball- Künstler Thimothee Atouba rastete völlig aus, zeigte den pfeifenden Anhängern des Hamburger SV mehrmals den "Stinkefinger" und wird nun zum Problemfall an der Elbe. "Völlig unabhängig davon, was vorher passiert, das geht gar nicht", schimpfte HSV-Vorstandschef Bernd Hoffmann nach dem Eklat beim 3:2 der Hanseaten in der Champions League gegen ZSKA Moskau. Am Tag darauf entschuldigte sich Atouba zwar bei der Mannschaft, konnte aber seine Suspendierung für zwei Bundesliga-Spiele und eine empfindliche Geldstrafe nicht verhindern.
HSV-Führung steht zu ihrem Spieler "Wir stehen weiterhin zu unserem Spieler", stellte HSV- Sportdirektor Dietmar Beiersdorfer am Donnerstag vor Journalisten klar, dass man sich nach der obszönen Geste nicht gleich von dem Nationalspieler trennen werde. In einer schriftlichen Entschuldigung von Atouba hieß es: "Ich habe dem Verein und der Mannschaft großen Schaden zugefügt." Nur wenige Tage nach diesem Vorfall gegen Nürnberg aufzulaufen, das "geht natürlich nicht", fand Trainer Thomas Doll, der seinen angeschlagenen Profi aber auch in Schutz nahm. "Seine Erklärung zeigt, dass er hier mit dem Herzen Fußball spielt", sagte Doll, dem das vereinsschädigende Verhalten des Kameruners nach seiner Auswechselung in der 69. Minute sichtlich an die Nieren ging.
Achter Platzverweis für einen Hamburger Profi Der achte Platzverweis für einen Hamburger Spieler in dieser Saison war der empörendste. Weil Atouba zunächst einen Elfmeter verschuldete und beim zweiten Gegentor nicht beherzt zur Sache ging, pfiffen ihn fast 50 000 Zuschauer bei jedem Ballkontakt aus. Der 24- Jährige gab entnervt auf, forderte seine Auswechslung und ging danach auch noch auf Co-Trainer Ralf Zumdick los. Die Undiszipliniertheit war für Atouba der Tiefpunkt eines Jahres, in dem der filigrane Techniker mehr Schlagzeilen durch Verletzungen und höhere Gehaltsforderungen machte als durch sportliche Taten.
Trotz einer chronischen Schambein- bzw. Leistenverletzung, die noch kein Arzt genau diagnostizieren konnte und die auch durch die Behandlung eines afrikanischen Heilers nicht besser wurde, stellte er sich angeschlagen immer wieder zur Verfügung. Mangels fehlender Alternativen auf der linken Seite schonte Doll ihn nicht.
Gehandicapt war er nur ein Schatten seiner selbst und zog zuletzt viel Kritik auf sich. Verständnis für den Mannschaftskollegen zeigte Kapitän Rafael van der Vaart: "Natürlich darf das nicht passieren. Aber es ist eine ganz schwere Zeit für ihn und er wurde bei jeder Aktion ausgepfiffen."