Hamburg. Als er um 8.32 Uhr aus seinem schwarzen Porsche Cayenne auf dem Arena-Parkplatz stieg, hatte er es eilig. "Um neun Uhr muss ich meinen Test machen", hastete Paolo Guerrero an den vier schon so früh wartenden Autogrammjägern vorbei. "Danach komme ich wieder", so das Versprechen des Peruaners, der selbiges am Donnerstag zuvor beim HSV nach dreieinhalb Monaten Heimataufenthalt endlich eingelöst hatte.
Trotz Flugangst? Immerhin hatte der Peruaner in Lima dreimal das Flugzeug bestiegen und musste jeweils wieder aussteigen. Trotzdem berichtete die peruanische Zeitung "El Bocon", Guerrero selbst habe geleugnet, jemals unter Flugangst gelitten zu haben. "Es ist alles ein wenig merkwürdig", so die mit einem amüsierten Lächeln untermalte Reaktion von Aufsichtsratsboss Horst Becker, bevor Guerrero selbst dem Theater ein Ende bereitete. "Natürlich habe ich Flugangst. Das war schon so, als ich noch ein Kind war. Und die peruanischen Zeitungen schreiben eh, was sie wollen - schließlich gebe ich denen nie Interviews."
Vielmehr will Guerrero sein Comeback geben. Besser jetzt als gleich. "Ich habe in Peru schon mit dem Ball gearbeitet, mit Freunden gespielt. Es ist alles stabil. Ich hoffe, in Anderlecht schon dabei zu sein." Das wäre am kommenden Donnerstag. Für Trainer Bruno Labbadia eindeutig zu früh. "Ich glaube, gewisse Defizite kann man nicht in einer Woche aufholen."
Dass es da noch einige gibt, hatte der sportliche Kraft- und Ausdauertest am Freitagmorgen deutlich gemacht. Guerrero, der sich im Länderspiel mit Peru gegen Venezuela im September 2009 das Kreuzband gerissen hatte, sieht sich zudem selbst erst "bei 80 Prozent". Dementsprechend desillusionierend fasst HSV-Trainer Bruno Labbadia die Ausgangslage seines peruanischen Patienten zusammen: "Wir hatten ihm einen Plan mit nach Peru gegeben, und der muss weiter abgearbeitet werden. Er muss wissen, dass da noch eine Menge Arbeit in den nächsten Tagen erforderlich ist."
Die gibt es auch noch auf dem Weg zur Verlängerung des auslaufenden Vertrages. "Ich will unbedingt hier bleiben", so Guerrero, "das habe ich immer gesagt und so ist es immer noch. Auf jeden Fall. Aber es gibt noch nichts Neues." Schließlich, so erklärt Labbadia den aktuellen Stillstand, müsse der HSV erst mal die nächsten Tage abwarten, wohin sich die Geschichte ihres unterhaltsamen Angreifers entwickelt.