Gewettet haben sie nicht. Wetten seien grundsätzlich nichts für ihn. Wirklich? “Das mache ich nie“, so die Erklärung von Alex Silva, als er am...

Hamburg. Gewettet haben sie nicht. Wetten seien grundsätzlich nichts für ihn. Wirklich? "Das mache ich nie", so die Erklärung von Alex Silva, als er am Freitag um 13.34 Uhr den Trainingstrakt betrat. 16 Stunden Rückflug aus Brasilien hatte der 1,93 Meter große Defensivspezialist hinter sich. "Das war genügend Zeit, sich die Wichtigkeit dieses Nordderbys noch mal klar zu machen", so Silva, der den gesamten Flug über mit niemand geringerem als seinem Landsmann Diego Ribas da Cunha, besser bekannt als Diego, Spielmacher von Werder Bremen, über das anstehende Nordderby philosophierte. Ohne zu wetten.

"Er hat mir die ganze Zeit erzählt, dass bei einem Nordderby beide Städte immer außer Rand und Band sind, hier eine explosive Stimmung im Stadion herrscht. Er hat mich richtig heiß gemacht. Ich nehme die Partie sehr ernst." Obgleich seine Vorbereitung nicht zwingend optimal war. Ein arbeitsrechtlicher Prozess - seine ehemalige Haushälterin hatte auf Wiedereinstellung geklagt - erforderte seine Anwesenheit. Und bedingte seine Abwesenheit beim Training in Hamburg. "Ich habe jeden Tag im Fitnessstudio gearbeitet, zudem mit dem Junioren-Team meines Heimatklubs FC Sao Paulo trainiert." Zu seinen ehemaligen Profikollegen wollte er nicht, "weil dann alle Zeitungen von meinem Wunsch zurückzukehren geschrieben hätten."

Und den gibt es nicht. Im Gegenteil. Silva fühlt sich nach eigener Aussage in Hamburg pudelwohl. Als Innenverteidiger verpflichtet, spielt der 23-Jährige inzwischen als Abräumer im Mittelfeld. Dort sogar eine zentrale Rolle. "Alex ist enorm wichtig, wird immer besser", lobt Trainer Jol, der seinem Neuzugang für das Spiele gegen Bremen die Rolle des Schattenmannes von Diego zugedacht hat. "Kein Problem", so Silva mit einem süffisanten Lächeln, "ich kenne Diego von der Copa America und den Olympischen Spielen, habe ihn bei der Nationalmannschaft im Training oft decken müssen. Ich kenne ihn und seine Art sehr gut. Und auch wenn er für mich der beste Bundesligaspieler ist - er wird es sehr schwer haben."

Zusammen mit Guy Demel soll der Brasilianer den verletzten Nigel de Jong sowie den gesperrten David Jarolim vertreten. Und nicht nur die freudige Begrüßung mit einem fast nicht nachvollziehbaren Handschlag-Ritual verdeutlicht, dass sich die Vertreter der "A-Abräumer" hervorragend verstehen. Auch die starke erste Halbzeit in Berlin hinterließ Eindruck. "Eins haben die beiden gezeigt - wir brauchen uns auf der Position keine Sorgen machen", sagt Joris Mathijsen, der den HSV anstelle Jarolims erstmals als Kapitän aufs Feld führen wird.

Anders sieht es der niederländische Aushilfs-Häuptling angesichts des Werder-Angriffes. "Bremen ist seit Jahren offensiv sehr stark", so Mathijsen, "auch dieses Jahr. Das Spiel wird nicht nur von den Emotionen auf den Rängen her ein harter Kampf. Aber darauf sind wir eingestellt. In so einem Derby ist sowieso fast egal, wer dir gegenübersteht. Da sind immer 110 Prozent gefragt." Die wird auch Silva geben (müssen). Ob er fit ist? Silva bestimmt: "Darauf können sie wetten." Also doch.