Er wird sich die Szene im Fernsehen nicht ansehen. “Im ersten Moment hatte ich einen Schock und dachte, da geht nichts mehr. Doch dann waren die...

Hamburg. Er wird sich die Szene im Fernsehen nicht ansehen. "Im ersten Moment hatte ich einen Schock und dachte, da geht nichts mehr. Doch dann waren die Schmerzen nur leicht, und ich konnte zum Glück weiterspielen", erinnerte sich HSV-Kapitän David Jarolim an die Szene aus der 49. Minute, in der sich der Tscheche eine Bänderdehnung zuzog, nachdem er - wie die TV-Bilder offenbarten - böse umgeknickt war. "Der Knöchel tut aber längst nicht so weh wie diese Niederlage", so der Mittelfeldmotor, der nach einer längeren Behandlungspause überraschend weiterspielen konnte.

"David hat Charakter", lobte ihn auch Trainer Martin Jol anschließend, "er hatte schon vorher Probleme mit dem Knie und hat weitergemacht. Er ist ein sehr wichtiger Spieler für uns." Wie wichtig er tatsächlich ist, das zeigt die Statistik, die Jarolim trotz der Verletzung mit den meisten Ballkontakten (91) auch als effektivsten Torschussvorbereiter (5) auf dem Platz entlarvte. "Aber bei der Vielzahl von Fehlern, die wir gemacht haben, dürfen wir uns nicht über die Niederlage wundern", schimpfte Jarolim, "nach dem Anschlusstreffer von uns gleich wieder so ein dummes Gegentor - da kommst du nicht gegen an."

Insbesondere das Zweikampfverhalten in der Defensive hatte Jarolim die Stimmung versaut. "Ich hatte es vor dem Spiel gesagt und alle gewarnt. Der Dzeko fällt immer sehr schnell. Und jede zweite Woche bekommt der VfL einen Elfmeter. Jetzt auch gegen uns - das kotzt mich an." Gleiches gelte für die Tatsache, eine weitere große Chance, sich an der Tabellenspitze abzusetzen, nicht genutzt zu haben. "Das ist vielleicht das, was uns noch bis nach ganz oben fehlt", so die erste Analyse Jarolims, "wir sind im Zweikampfverhalten leider noch zu naiv. Besonders hinten."

Dennoch: Auch wenn Jarolim schonungslos die offensichtlichen Missstände im eigenen Team anklagte, der HSV ist auf einem guten Weg. Nach den ersten Minuten des Frusts über die Niederlage fing sich auch der ehrgeizige Mittelfeldspieler wieder. "Wir sind weiterhin oben dran und werden uns unser Selbstvertrauen wiederholen." Schon am Mittwoch im DFB-Pokal-Viertelfinale gegen Wehen Wiesbaden (19 Uhr, Nordbank-Arena) will Jarolim wieder einsatzfähig sein. "Ich habe mir den Knöchel verbunden, kühle ihn und werde ihn etwas schonen. Danach geht es wieder los - wir kommen wieder."