Sinsheim/Gelsenkirchen. Nach der fünften Niederlage im fünften Spiel kündigt Manager Heidel ungemütliche Tage für die Profis an. Auch der Trainer poltert mit.
Am Tag danach versteckten sich die Schlusslichter zunächst im Wald. Gemeinsam mit Trainer Markus Weinzierl ging es für die Profis von Schalke 04 am Montag zum Auslaufen ins Grüne. Auf die Farbe der Hoffnung will sich Christian Heidel aber nicht verlassen. Der neue Manager, der wie der neue Coach nach dem historischen Fehlstart bereits mächtig unter Druck steht, faltete die Spieler im Anschluss an das 1:2 (1:2) bei 1899 Hoffenheim nach allen Regeln der Kunst zusammen.
Eine Stunde nach dem Abpfiff trat Heidel vor die Journalisten, erlaubte sich zunächst einen Scherz ("Es werden ja immer weniger - so weit sind wir schon"), und zog dann vom Leder. Bei seiner Brandrede waren dem 53-Jährigen, der nach fünf Pleite in fünf Bundesligaspielen bereits den Abstiegskampf ausgerufen hat, die Fragen der Medienvertreter fast egal.
Heidel nimmt Höwedes von Kritik aus
Heidel war es in erster Linie wichtig, seine dringenden Botschaften loszuwerden. Und die waren eindeutig an die Profis gerichtet. Nur den zumindest kämpferisch überzeugenden Kapitän Benedikt Höwedes nahm der Sportvorstand explizit von seiner Kritik aus.
"Dem ein oder anderen ist offenbar noch nicht bewusst, wo wir zu Recht stehen. Bei einigen ist diese Realität noch nicht angekommen. Das muss schnell in die Köpfe rein", sagte Heidel ruhig im Ton, aber knallhart in der Sache: "Es ist Zeit für eine Zäsur. Ich werde die Tabelle ausschneiden, sie vergrößern, und sie in die Kabine hängen."
Heidel machte deutlich, dass es für die Spieler in den Tagen vor der Partie am Donnerstag gegen RB Salzburg in der Europa League ungemütlich wird. "Wir sind in der ersten Hälfte 53 Kilometer gelaufen. Das ist beunruhigend wenig", wetterte der Sportchef: "Das ärgert mich maßlos, das hat mit Mentalität und Charakter zu tun. Das werde ich der Mannschaft nochmal sagen in der Woche."
Heidel froh über verweigerten Elfmeter
Sollten die Worte nicht fruchten, will der frühere Manager des FSV Mainz 05 noch härter durchgreifen. "Hier herrscht eine Lethargie. Aber das werden wir nicht länger zulassen. Das müssen wir abstellen. Dann spielen andere", kündigte Heidel an: "Die, die dieses Phlegma haben, spielen dann nicht mehr. Dann kommen Leute rein, die malochen."
Hart gearbeitet hatten die Schalker, denen schon lange eine Einstellungsproblem nachgesagt wird, vor 29.288 Zuschauern in Sinsheim (wieder einmal) nicht. Trotz der Führung durch Eric-Maxim Choupo-Moting (4.) gaben die Königsblauen die Partie unter den Augen von Bundestrainer Joachim Löw leichtfertig aus der Hand. Andrej Kramaric (17.) und Lukas Rupp (41.) treten das Spiel zugunsten der Gastgeber.
Dass Schiedsrichter Tobias Welz (Wiesbaden) den Gästen in der Nachspielzeit einen klaren Handelfmeter verwehrte, war Heidel sogar recht. "Das hätte nichts an der Art und Weise unseres Auftritts geändert. Vielleicht ist es sogar besser so", äußerte der Manager.
Weinzierl verliert den Spaß
Die Angriffe Heidels in Richtung der Spieler waren aus taktischer Sicht clever. So lenkte der Manager geschickt davon ab, dass hinter seinem Wunschtrainer bereits Fragezeichen stehen. Mit der Rückendeckung Heidels konnte auch Weinzierl zum ersten Mal hart mit seinen Schützlingen ins Gericht gehen.
"Der Spaß ist vorbei. Fünf Niederlagen zu Saisonbeginn, das ist ein Albtraum. Bei uns herrscht eine brutale Drucksituation, die wir uns selbst eingebrockt haben", sagte der Coach: "Wir müssen die individuellen Fehler abstellen, sonst wird das Erfolgserlebnis nicht so schnell kommen, wie wir es brauchen."