Augsburg. Löw streicht Bellarabi, Brandt, Rudy und Reus. Der Dortmunder äußerte erstmals am Sonntag Bedenken, dass es nicht reichen könne.
Nach dem verpatzten vorletzten EM-Test gegen die Slowakei (1:3) wird es ernst für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft. Nun steht auch fest, welche 23 Spieler Bundestrainer Joachim Löw mit zur Endrunde nach Frankreich (10. Juni bis 10. Juli) nimmt. Dabei gab es eine dicke Überraschung: Marco Reus (Borussia Dortmund) muss wegen einer Verletzung ebenso zuhause bleiben wie Sebastian Rudy (TSG Hoffenheim) sowie die Leverkusener Karim Bellarabi und Julian Brandt.
Die Meldefrist bei der Uefa endet an diesem Dienstag um 23.59 Uhr. Am 3. Juni endet dann das Vorbereitungscamp im Tessin, einen Tag später folgt gegen Ungarn die EM-Generalprobe. Nach zwei freien Tagen wird der Weltmeister am kommenden Dienstag sein EM-Stammquartier in Évian-les-Bains am französischen Ufer des Genfer Sees beziehen. Am 12. Juni in Lille startet Deutschland gegen die Ukraine in das Turnier. Weitere Gruppengegner sind Polen und Nordirland.
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Reus äußerte am Sonntag erstmals bedenken
Im Interview sagte Reus noch vor wenigen Tagen, dass er Anfang dieser Woche vermutlich „wieder ins Mannschaftstraining einsteigen“ könne. Er erhielt Spritzen, stundenlange Behandlungen, machte leichte Übungen. Doch die Schmerzen wurden nicht besser. Reus selbst soll am Sonntag erstmals Befürchtungen geäußert haben, dass es nicht reichen könnte. Die Mediziner stützten diese Meinung am Montag und auch am Dienstag im Gespräch mit dem Bundestrainer.
Kommentar: Fans dürfen sich trotzdem auf die EM freuen
Für Reus' EM-Aus sind mal wieder Schmerzen in der Leiste verantwortlich. Schmerzen, die vor fünf Jahren erstmals auftraten, als sie vom Schambein ausgingen. Schmerzen, die er nie mehr dauerhaft losgeworden ist. Im DFB-Pokal-Finale gegen Bayern München ging der Dortmunder an die Grenze – und darüber hinaus. 120 Minuten hielt er trotz Beschwerden in der Leiste durch, traf im Elfmeterschießen, verlor aber doch das nächste Endspiel. Wie schon 2013 das Champions-League-Finale und die Pokalfinals in den folgenden Jahren. Die 120 Minuten von Berlin kosten ihn nun die EM.
Einige Spieler, die nach der Kader-Bekanntgabe mit Reus Kontakt hatten, berichteten, dass er bis zu seiner Abreise kaum ein Wort hervorbrachte, dass ihn selbst Glückwünsche nicht aufheiterten. Glückwünsche zu seinem 27. Geburtstag.
Götze blamiert sich wegen Reus
Die Nichtnominierung von Marco Reus überraschte auch Mario Götze. Der Bayern-Star gratulierte seinem einstigen Dortmunder Teamkollegen noch am Dienstagvormittag kurz vor der Bekanntgabe des deutschen Kaders in mehreren sozialen Netzwerken zu dessen 27. Geburtstag – und verband das Ganze mit der Vorfreude auf gemeinsame Erlebnisse in Frankreich. "Ich kann unser nächstes gemeinsames Turnier nicht erwarten“, schrieb Götze auf Twitter zu Reus. Bei Facebook postete Götze ein Trainingsfoto von sich und Reus, er kommentierte süffisant: "Dehnen ist wichtig im Alter.“
Etwa eine Stunde später, nachdem Bundestrainer Joachim Löw die Bombe platzen ließ und überraschend verkündete, den angeschlagenen Reus nicht ins 23-Mann-Aufgebot berufen zu haben, bearbeitete Götze seine Einträge. Bei Facebook ersetzte er seinen ursprünglichen Kommentar und schrieb: "Unglaublich. Das tut weh!“ Bei Twitter hieß es nun: "Herzlichen Glückwunsch, aber wir sind sehr traurig.“
Zu allem Überfluss verlinkte Götze mit seinem ersten Tweet auch noch auf das falsche Twitter-Profil. Denn @marcinho11 wird von einem User geführt, der gerade mal 65 Follower hat, Reus (@woodyinho) hat dagegen 2,55 Millionen. Allerdings kam die Verwechslung nicht von ungefähr, denn bei Instagram nennt sich der Dortmunder Offensivspieler @Marcinho11.
Löws Kader-Bekanntgabe im Wortlaut
Die Bekanntgabe des deutschen EM-Kaders durch Bundestrainer Joachim Löw im Wortlaut:
"Wir haben ganz bewusst mehr Spieler in Trainingslager mitgenommen, weil der eine oder andere angeschlagen war. Zudem wollten wir auch noch einmal den Konkurrenzkampf auf gewissen Positionen anstacheln. Wir wussten, dass wir heute eine Entscheidung fällen mussten. Wir haben uns innerhalb des Trainerstabs am Sonntag und Montag ausführlich damit beschäftigt. Natürlich haben wir auch die Mediziner und Physiotherapeuten in unsere Gespräche mit einbezogen.
Letztendlich sind wir zu der Entscheidung gekommen, dass Julian Brandt, Karim Bellarabi, Sebastian Rudy und auch Marco Reus nicht mit nach Frankreich fahren. Diese Entscheidungen tun mir menschlich weh, und für die Enttäuschung der Spieler habe ich großes Verständnis. Ich danke den Spielern. Sie haben ihre Sache sehr gut gemacht. Ich hoffe, dass sie die Enttäuschung gut wegstecken. Sie wissen, dass sie auch in der Zeit nach der EM bei uns weiter eine Rolle spielen.
Im Fall von Marco Reus ist es natürlich besonders bitter. Die Mediziner waren aber sehr skeptisch, dass er die nächsten Wochen voll belastbar ist. Im Moment kann er gerade mal geradeaus laufen. Für ihn tut es mir besonders leid. Ein Marco Reus in Topform wäre für uns eine enorme Bereicherung gewesen. Die Entscheidung musste aus medizintechnischen Gründen aber so ausfallen.
Bei Bastian Schweinsteiger und Mats Hummels haben die Ärzte dagegen eine positive Prognose gestellt. Beide werden im Turnier einsatzfähig sein. Bastian ist bereits wieder voll belastbar, bei Mats wird es noch einige Tage dauern, aber auch er wird uns in Frankreich zur Verfügung stehen. Bei beiden sieht es gut aus."
Stuttgarts Maxim verpasst die EM
Mittelfeldspieler Alexandru Maxim vom Bundesliga-Absteiger VfB Stuttgart ist aus dem EM-Aufgebot der rumänischen Nationalmannschaft gerutscht. Coach Anghel Iordanescu strich den 25-Jährigen nach dessen enttäuschender Leistung im Länderspiel gegen die Ukraine (3:4) aus seinem Kader.
15 Deutschland-Legionäre für Österreich
Der österreichische Nationaltrainer Marcel Koller hat insgesamt 15 Deutschland-Legionäre in seinen EM-Kader berufen. Nach dem 2:1 gegen Malta im vorletzten Testspiel am Abend strich Koller wie erwartet den 20 Jahre alten Valentino Lazaro von Red Bull Salzburg aus dem Aufgebot. Angeführt wird der Austria-Kader von Bayern-Star David Alaba. Die Österreicher sind erstmals seit acht Jahren wieder bei einer EM dabei, 2008 waren sie als Co-Gastgeber automatisch qualifiziert. In Frankreich sind Portugal, Island und Ungarn die Gegner.
Frankreich muss nachnominieren
Gastgeber Frankreich muss bei der EM auf Mittelfeldspieler Lassana Diarra verzichten. Der Profi von Olympique Marseille leide an einer Entzündung im linken Knie und könne beim Heimturnier nicht spielen, teilte der französische Verband auf seiner Homepage mit. Für Diarra nominierte Trainer Didier Deschamps Morgan Schneiderlin von Manchester United nach. Bayerns Kingsley Coman steht ebenfalls im 23-köpfigen Aufgebot. Der Gastgeber bestreitet am 10. Juni im Stade de France von Saint-Denis gegen Rumänien das Eröffnungsspiel. Weitere Gegner sind Albanien und die Schweiz.
Irland setzt auf verletzten Keane
Altstar Robbie Keane steht trotz seiner jüngsten Wadenverletzung im Aufgebot der irischen Nationalmannschaft für die EM. Der 35 Jahre alte Torjäger von Los Angeles wurde von Nationaltrainer Martin O'Neill in das endgültige 23er-Aufgebot für das Turnier berufen. Der Kapitän der Boys in Green hatte Anfang des Jahres wegen einer Operation am rechten Knie pausieren müssen und verpasste am Dienstagabend die verpatzte EM-Generalprobe gegen Weißrussland (1:3). Die Iren starten am 13. Juni in Paris gegen Schweden in die EM. Weitere Gegner in der Vorrundengruppe E sind Belgien und Italien.
Bale führt Aufgebot von Wales an
Mit Champions-League-Sieger Gareth Bale von Real Madrid reist Neuling Wales zur EM. Neben dem Superstar nominierte Nationaltrainer Chris Coleman am Dienstag 22 weitere Profis für den endgültigen Kader. Mit zwölf Profis spielt knapp die Hälfte des Aufgebots bei Clubs in der englischen Premier League.
Bale ist dabei der einzige Spieler im walisischen Aufgebot, der nicht auf der britischen Insel sein Geld verdient. Leistungsträger sind neben dem Flügelflitzer auch Aaron Ramsey vom FC Arsenal, Andy King von Meister Leicester City oder Joe Allen, der bei Jürgen Klopps FC Liverpool spielt.
Die Mannschaft von Real-Star Bale bestreitet vor der EM noch einen Test am 5. Juni in Stockholm gegen Schweden. Danach folgt die Abreise ins EM-Stammquartier nach Dinard in die Bretagne. Wales trifft im ersten EM-Spiel am 11. Juni in Bordeaux auf die Slowakei. Danach folgen die Begegnungen gegen England (16. Juni) und Russland (20. Juni).
Sechs Nationen feiern EM-Premiere:
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Draxler verliert Trikotnummer an Weigl
Nach der Kader-Bekanntgabe stehen nun auch die Rückennummern fest, die die deutschen Spieler in Frankreich tragen werden. Dabei musste Julian Draxler die Nummer 15, die er noch im Test gegen die Slowakei trug, an Julian Weigl abtreten. Draxler erhält dafür die Nummer 11. Leroy Sané wird mit der Nummer 20 geführt, der weitere Youngster Joshua Kimmich mit der 21. Die höchste Trikotnummer hat Mario Gomez (23). Ob die Vergabe bei den Torhütern (Bernd Leno/12; Marc-André ter Stegen 22) ein Indiz auf die Rangfolge hinter Stammkeeper Manuel Neuer (1) gewertet werden kann, bleibt abzuwarten.
Stimmen zur Kader-Nominierung
Nur ein Leicester-Profi für England
Shooting-Star Marcus Rashford von Manchester United gehört zum endgültigen Aufgebot von Mitfavorit England. Im Gegensatz zu dem 18 Jahre alten Angreifer wurden die Mittelfeldspieler Andros Townsend (Newcastle United), Fabian Delph (Manchester City) und Danny Drinkwater von Meister Leicester City von Teammanager Roy Hodgson aus dem vorläufigen Aufgebot gestrichen.
Damit ist Angreifer Jamie Vardy der einzige Spieler des Überraschungsmeisters der Premier League im 23-köpfigen Kader der Three Lions. Die meisten Spieler stellen Vizemeister Tottenham Hotspur und der von Jürgen Klopp trainierte FC Liverpool (je fünf).
England trifft in Gruppe B auf Russland (11. Juni), Wales (16. Juni) und die Slowakei (20. Juni).
Özil in den Socials top, Hector hält sich raus
Welcher deutsche EM-Spieler hat eigentlich die meisten Anhänger im Social Web? Zur EM hat die dpa-Tochter news aktuell zusammen mit Faktenkontor ausgewertet, wie erfolgreich die DFB-Spieler in den wichtigsten Sozialen Netzwerken Facebook, Twitter und Instagram sind. Den ersten Platz sichert sich aktuell Mesut Özil mit insgesamt 47 Millionen Fans und Followern. Ihm folgen mit Abstand Toni Kroos (21 Millionen) und Mario Götze (19 Millionen). Marco Reus wäre auf Platz vier gelandet (19 Millionen), wenn er den EM-Kader nicht verletzungsbedingt hätte verlassen müssen.
Thomas Müller schafft es mit insgesamt 14.100.100 Anhängern nur auf den sechsten Platz. Abgeschlagen auf dem letzten Platz: Jonas Hector. Der Spieler vom 1. FC Köln verfügt als einziger deutscher EM-Fahrer über keinen verifizierten Account auf Facebook, Twitter oder Instagram. Die Zahlen für das Ranking wurden am 19. Mai 2016 erhoben. Das komplette Ranking:
DFB-Stars und ihre Fans im Social Web
Neustädter für Russland dabei
Schalkes Roman Neustädter gehört zum endgültigen russischen Aufgebot. Der 28-Jährige, der in Dnjpropetrowsk in der ehemaligen Sowjetunion geboren ist, wurde von Nationaltrainer Leonid Sluzkij am Dienstag in den 23-köpfigen Kader für die Euro berufen.
Neustädter hatte nach einem Treffen im Winter mit Vertretern des russischen Verbandes die russische Staatsangehörigkeit beantragt. Für die deutsche Nationalmannschaft stand der Ex-Gladbacher zweimal auf den Feld: am 14. November 2012 in Amsterdam gegen die Niederlande (0:0) und am 29. Mai 2013 auf der USA-Tour in Boca Raton/Florida gegen Ecuador (4:2) - beides waren keine Pflichtspiele.
In der abgelaufenen Bundesligasaison absolvierte Neustädter 30 Spiele für Schalke. Sein Vertrag bei den Königsblauen läuft aus.
Völler wurde von Bierhoff vorab informiert
Bayer Leverkusens Sportchef Rudi Völler hat das EM-Aus für Karim Bellarabi und Julian Brandt akzeptiert. "Oliver Bierhoff hat mich noch vor der Pressekonferenz angerufen und informiert. Ich weiß ja aus eigener Erfahrung, wie schwer so eine Entscheidung ist“, sagte der ehemalige DFB-Teamchef der Deutschen Presse-Agentur. "Vor vier Wochen habe ich mich noch gefragt, wer kann außer Karim Bellarabi von unseren Jungs noch auf den EM-Zug springen. Ich kann nicht beurteilen, inwieweit die Verletzung da eine Rolle gespielt hat“.
Somit ist Torhüter Bernd Leno der einzige Bayer-Akteur im EM-Kader. "Für ihn freue ich mich natürlich und drücke ihm die Daumen“, sagte Völler. Dass Nachwuchsspieler Brandt nicht dabei ist, hält er für unproblematisch. "Julian gehört ohnehin die Zukunft im deutschen Fußball und der Nationalmannschaft. Wenn er aus dem Urlaub kommt, wird er wieder richtig Gas geben“, sagte Völler. Zu einer möglichen Olympia-Teilnahme von Brandt wollte sich der Bayer-Sportchef nicht äußern.
Reus, Brandt, Bellarabi und Rudy gestrichen
Bundestrainer Joachim Löw hat überraschend Marco Reus (Borussia Dortmund) sowie Sebastian Rudy (TSG Hoffenheim), Karim Bellarabi und Julian Brandt (beide Bayer Leverkusen) aus dem Kader für die Fußball-Europameisterschaft gestrichen.
Damit verpasst Marco Reus nach der WM 2014 in Brasilien ein weiteres Mal ein großes Turnier. "Er kann im Moment nur geradeaus laufen. Für uns und für ihn eine bittere Entscheidung gewesen, er wäre eine Bereicherung gewesen“, sagte Löw über Reus. "Die Prognosen für ihn waren nicht günstig, aus medizinischen Gründen musste ich ihn streichen", betonte Löw. Der Wermutstropfen kam für Reus ausgerechnet an dessen 27. Geburtstag.
Die derzeit noch nicht einsatzfähigen Weltmeister Bastian Schweinsteiger und Mats Hummels gehören hingegen zum 23 Spieler umfassenden Aufgebot, teilte Löw am Dienstag im Trainingslager in Ascona mit. "Bei Mats Hummels wird's noch ein paar Tage dauern, das ist klar. Da müssen wir abwarten. Nach Auskunft der Ärzte werden beide beim Turnier zur Verfügung stehen.“ Der Dortmunder Innenverteidiger Hummels hatte zuletzt einen Muskelfaserriss in der Wade erlitten. DFB-Kapitän Schweinsteiger sei laut Löw nach seiner Knieverletzung wieder voll belastbar und soll daher ab sofort ins Mannschaftstraining einsteigen. "Die Mediziner haben bestätigt, dass Bastian Schweinsteiger und Mats Hummels beim Turnier einsatzfähig sind", begründete Löw die Nominierung der beiden angeschlagenen Routiniers.
Auch die Jungstars Joshua Kimmich, Julian Weigl und Leroy Sané fahren zur EM.
Khedira auf einmal guter Dinge
Die Zuversicht bei Mahner Sami Khedira ist nach der ersten Woche der EM-Vorbereitung zurück. "Ich bin sehr, sehr positiv gestimmt", sagte der 29 Jahre alte Mittelfeldspieler von Juventus Turin am Dienstag mit Blick auf die EURO. Im Januar hatte Khedira erklärt: "Wenn wir ehrlich sind, hätten wir in unserer aktuellen Verfassung keine Chance."
Die damalige Schwäche sei "ein Mentalitätsproblem" beim Weltmeister-Team gewesen, betonte der Mittelfeldspieler nun: "Das ist völlig normal und auch menschlich nach so einem großen Triumph und angesichts der verletzten Spieler. Was jetzt hier im Trainingslager passiert: Jeder für sich besinnt sich auf seine eigenen Stärken und bringt sie zum Vorschein." Die Spieler seien "verantwortlich, die Siegermentalität reinzubringen. Die Qualität, das Turnier zu gewinnen, ist extrem vorhanden".
Hummels und Schweinsteiger sind dabei
Die Antwort auf die spannendste deutsche Nominierungsfrage ist vorab durchgesickert. Die noch nicht einsatzfähigen Bastian Schweinsteiger und Mats Hummels haben am Dienstagvormittag in Ascona eine individuelle Übungseinheit absolviert, wie die „Bild“ via Twitter meldete. Nach dpa-Informationen war das geplante Mannschaftstraining wegen heftigen Regens abgesagt worden.
Kapitän Schweinsteiger kann nach zwei Knieverletzungen im EM-Jahr noch nicht wieder mit dem Team trainieren. Löw attestierte dem 31-Jährigen zuletzt aber Fortschritte. Schweinsteiger nahm in Ascona bereits das Balltraining auf. Innenverteidiger Hummels kann nach einem Muskelfaserriss in der Wade aktuell nur Fitnesstraining absolvieren. Der Weltmeister wird auf jeden Fall erst im Laufe des am 10. Juni beginnenden EM-Turniers in den Spielbetrieb eingreifen können.
"Die Gesamteindrücke der letzten Wochen und Monaten werden entscheiden, dazu die aus den Trainingseinheiten hier und aus dem Spiel gegen die Slowakei“, hatte Löw zu seinem Auswahlverfahren erklärt. Zugleich kündigte er an, den vier aussortierten Spielern die Nachricht persönlich zu überbringen.
Am Abend wird das endgültige Aufgebot vor 350 eingeladenen Kindern aus Vereinen und Schulen der Region Tessin in Ascona trainieren. "Wir haben ein großes Ziel im Sommer, da muss jeder bei hundert Prozent sein“, erklärte Weltmeister Mario Götze nach dem 1:3 im vorletzten EM-Testspiel gegen die Slowakei.
Ibrahimovic & Co. helfen den Fans
Mit einer im Fußball bislang einmaligen Aktion unterstützen Schwedens Nationalspieler ihre Fans, die mehr Zeit bekommen sollen, um die EM-Auftritte der Tre Kronor im Fernsehen verfolgen zu können. Mehrere schwedische Stars, darunter auch Albin Ekdal vom Hamburger SV, verteilten in Stockholms Straßen Formulare, mit denen Anhänger bei ihren Arbeitgebern um Sonderurlaub für die EM-Spiele ihres Teams bitten können. Wörtlich heißt es darin: "Lieber Chef, hiermit suche ich für den 13., 17. und 22. Juni um freie Tage im Dienste der Nation an." Hintergrund: Insbesondere während der ersten beiden EM-Auftritte von Zlatan Ibrahimovic und Co. müssen viele Schweden noch arbeiten.
Die Skandinavier treffen zunächst am 13. Juni um 18 Uhr auf Irland, am 17. Juni um 15 Uhr auf Italien und schließlich am 22. Juni um 21 Uhr auf Belgien. Auch für einen eventuellen Husarenritt der Schweden bis ins Finale ist in dem Antrag vorgesorgt: "Wenn Zlatan und die anderen in Superform sind, könnte ich sogar bis zum 10. Juni frei benötigen", heißt es darin. Die Fans können sich die Urlaubsgesuche auch im Internet herunterladen.
Doping-Agentur testet acht DFB-Spieler
Die deutsche Nationalmannschaft hat in ihrem Trainingsquartier in Ascona unangemeldeten Besuch der Nationalen Anti-Doping Agentur (NADA) erhalten. Die NADA nahm acht Spielern Blut- und Urinproben ab. Solche Proben führt die NADA regelmäßig durch. Die Spieler werden ausgelost, die Namen nicht bekannt gegeben.
Schweden-Coach kritisiert alle außer Zlatan
Schwedens Nationaltrainer Erik Hamrén hat mit ungewohnt scharfer Kritik auf das 0:0 seiner Elf im Test am Montagabend gegen Slowenien reagiert. "Wir haben einen Weltklasse-Abschlussspieler im Team", sagte Hamren hinterher und meinte seinen Kapitän und Superstar Zlatan Ibrahimovic, der gegen die Balkan-Kicker geschont worden war.
"Die Übrigen", äußerte der Trainer, "sollten ihre Chancen auch mal nutzen. Wir müssen einfach besser darin werden, die sich bietenden Gelegenheiten zu verwerten. Sonst wird es bei der Europameisterschaft mehr als schwer für uns." Schweden trifft bei der EM in der Vorrundengruppe E auf Irland, Italien und Belgien.
Wird Rüdiger direkt weiterverkauft?
Der AS Rom, der die Kaufoption für Nationalspieler Antonio Rüdiger vom VfB Stuttgart gezogen hat, will den 23 Jahre alten Innenverteidiger angeblich wieder weiterverkaufen. Laut Corriere dello Sport möchte der Hauptstadtklub Rüdiger, für den die Römer eine Ablösesumme von neun Millionen Euro zahlen, für mindestens den doppelten Preis auf den Markt bringen.
Schon innerhalb eines Monats rechnet AS Rom mit Rüdigers Weiterverkauf. Borussia Dortmund, der FC Chelsea, der in der neuen Saison vom jetzigen italienischen Nationalcoach Antonio Conte trainiert wird, Jürgen Klopps FC Liverpool und Frankreichs Meister Paris Saint-Germain sind laut des Blattes an Rüdiger interessiert. Laut Corriere könnte die Roma sogar bis zu 25 Millionen Euro für Rüdiger verlangen.
Stuttgart hatte Rüdiger vergangenen Sommer für vier Millionen Euro nach Rom verliehen. Rüdiger steht im vorläufigen EM-Aufgebot von Bundestrainer Joachim Löw.
Französische Bahnstreiks zur EM
Elf Tage vor EM-Beginn droht in Gastgeberland Frankreich der Kollaps des öffentlichen Verkehrsnetzes. Die Eisenbahner kündigten am Dienstag an, ihre Proteste gegen eine geplante Lockerung des Arbeitsrechts auf die am 10. Juni beginnende Euro auszuweiten. In diesem Fall würde während des Turniers etwa die Hälfte des regionalen und nationalen Verkehrs auf der Schiene zum Erliegen kommen.
"Wir werden die Leute nicht davon abhalten, zu den Fußballspielen zu gehen", sagte Philippe Martinez, Vorsitzender des Allgemeinen Gewerkschaftsbundes CGT: "Aber die Regierung muss sich auf Gespräche einlassen. Es liegt alles in ihrer Hand." Bereits am Dienstag starten die Eisenbahner ihren nächsten Streik.
Erst am Montag hatte die Fluglinie Air France Pilotenstreiks für den Juni angekündigt, Mitarbeiter der Pariser Metro legen am Donnerstag vorläufig die Arbeit nieder. Die Reformpläne von Staats-Präsident Francois Hollande, mit denen unter anderem die 35-Stunden-Woche und der Kündigungsschutz gelockert werden sollen, sorgen in Frankreich seit Wochen für erregte Debatten. Außerdem wurden die Atomkraftwerke und die Raffinerien in Frankreich in den letzten Wochen teilweise lahmgelegt.
Vogts warnt Löw-Team vor zu viel Lockerheit
Ex-Bundestrainer Berti Vogts hat Weltmeister Deutschland vor einer zu lockeren Einstellung bei der EM gewarnt. "Wenn die Spieler denken, es läuft von alleine, dann werden sie sich wundern", sagte der 69-Jährige im Interview mit der Rheinischen Post: "Denn jeder will den Weltmeister schlagen."
Nach dem Triumph in Brasilien werde für das Löw-Team die größte Herausforderung "die Motivation der Mannschaft" sein. "Löw muss den Gedanken der WM zurückbringen ins Team, sodass jeder Spieler alles dem 'Wir wollen den Titel holen' unterordnet", sagte Vogts, der nach dem Titel 1990 selbst eine Weltmeistermannschaft von Franz Beckenbauer übernahm und der letzte Trainer war, der einen EM-Titel (1996) mit Deutschland gewann.
Wenn es Löw aber gelänge, diese Probleme zu meistern, sehe er Deutschland neben Gastgeber Frankreich als Topfavorit an: "Ich kann mir ein Endspiel der beiden vorstellen."