Shkodran Mustafi ist die große Überraschung im Aufgebot der deutschen Fußball-Nationalmannschaft für das Länderspiel gegen Chile. Der 21-Jährige möchte sich am Mittwoch auch einem Millionen-Publikum präsentieren.

Stuttgart. Das Abenteuer A-Nationalmannschaft begann für Shkodran Mustafi mit Hindernissen. Da der 21 Jahre alte Innenverteidiger am Sonntag nach dem 2:0-Erfolg mit seinem Klub Sampdoria Genua beim FC Turin in Italien noch zur Dopingkontrolle musste, verpasste er seinen Flieger nach Stuttgart und musste seine für Sonntagabend geplante Anreise ins DFB-Quartier auf Montagmittag verschieben.

An der Vorfreude auf sein erstes Treffen mit DFB-Kapitän Philipp Lahm und Co., die am Mittwoch (20.45 Uhr/Liveticker auf abendblatt.de) in ihrem ersten Länderspiel des Jahres auf Chile treffen, konnte diese Verzögerung aber nichts ändern. „Es kam sehr unerwartet, aber natürlich freue ich mich riesig über die Nominierung. Damit komme ich meinem Ziel wieder ein Schritt näher“, sagte der 21-Jährige recht selbstbewusst. Nicht zuletzt beim Erfolg der Ligurer in Turin hatte Mustafi, der seit der U16 alle DFB-Jugendteams durchlief und 2009 mit der U17 den EM-Titel gewann, zusätzliches Selbstvertrauen gewonnen und sich als Vorbereiter zum 1:0 ausgezeichnet.

Mustafi darf sich durchaus Hoffnung auf seinen ersten Einsatz in der Nationalmannschaft machen. „Man spürt, dass eine gewisse Nervosität vorherrscht. Es ist wichtig, dass sich die Anspannung beim Training löst. Man wird auch Gespräche mit ihm führen, und dann werde ich nach meinen Eindrücken entscheidend“, sagte Löw, der neben dem Sohn albanischer Eltern noch die Neulinge Matthias Ginter (20) vom SC Freiburg, Pierre-Michel Lassoga (22/Hamburger SV) und André Hahn (23) vom FC Augsburg in das Aufgebot für das Chile-Spiel berufen hatte.

Im Gegensatz zu diesem Bundesliga-Trio ist Mustafi in Deutschland allerdings ein Nobody, der bei Löw und dessen Scouts aber schon länger auf der Liste steht. „Er hat in dieser Saison nicht nur im Verein, sondern auch bei unserer U21 überzeugt“, lobte der Bundestrainer den jungen Globetrotter, der sich in seiner kurzen Karriere vor seinem Wechsel nach Genua schon beim Hamburger SV und in Liverpool beim FC Everton seine Sporen verdiente. Dass er über Nacht noch ein Kandidat für die WM-Endrunde in Brasilien (12. Juni bis 13. Juli) wird, hätte er sich allerdings auch in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können, wie er bei Sky Sport News HD versicherte.

„Also um ehrlich zu sein, ich selber gar nicht. Ich bleibe so ein bisschen noch mit den Füßen auf dem Boden, und für mich ist das jetzt erst mal eine Auszeichnung, erst mal nominiert zu werden, und dann, was kommt, in der Zukunft, nehme ich alles so hin. Also falls ich nominiert werde, ist natürlich noch mal ein Schritt weiter, aber für mich ist es auch schon schön, erst mal bei einem Länderspiel nominiert zu werden“, sagte Mustafi.

Autogrammjäger erkennen Mustafi nicht

Der im hessischen Bad Hersfeld geborene Defensivspieler, an dem 2009 auch schon Borussia Dortmund Interesse bekundet hatte, entschied sich nach einer wenig erfolgreichen Zeit auf der Insel 2012 für einen Wechsel zum damaligen italienischen Zweitligisten Sampdoria Genua. Dort schaffte er in der aktuellen Saison den Durchbruch und avancierte zum Stammspieler, was für U21-Coach Horst Hrubesch keine Überraschung ist: „Er ist eine echte Persönlichkeit und sehr reif für sein Alter. Er kann führen und Verantwortung übernehmen, antizipiert im Spiel sehr gut und macht wenige Fehler.“

Dass Mustafi bei seiner Ankunft in der Schwaben-Metropole noch nicht von allen Autogrammjägern erkannt wurde, möchte er möglichst schon am Mittwoch ändern. „Ich weiß, dass ich in Deutschland ein unbeschriebenes Blatt bin, einfach aus dem Grund, weil ich früh weg bin aus Deutschland. Ich bin so ein bisschen vom Radar verschwunden. Von daher bin ich froh, dass ich mich wieder mal in Deutschland zeigen kann.“