Trainer Armin Veh wird Eintracht Frankfurt am Saisonende verlassen. Was intern schon länger bekannt war, wurde am Montag auch publik. Dem Erfolgscoach fehlen bei der Eintracht auf Dauer die sportlichen Perspektiven. Was er ab dem Sommer macht, steht noch nicht fest.
Frankfurt. Armin Veh war sichtlich angefressen. Dass er Eintracht Frankfurt am Saisonende verlassen wird, stand intern schon seit mehreren Wochen fest. Dass diese für den Verein so einschneidende Nachricht nun ausgerechnet am Montag und damit mitten im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga bekannt wurde, passte dem scheidenden Trainer aber überhaupt nicht. „Wenn Herri sagt, das ist der richtige Zeitpunkt, dann ist das der richtige Zeitpunkt“, sagte Veh in Richtung des Vorstandsvorsitzenden Heribert Bruchhagen. Dabei war sein Weggang im Juni nach dann dreijähriger und bislang sehr erfolgreicher Arbeit am Morgen durch einen Artikel der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ an die Öffentlichkeit gelangt.
Veh hatte den Verantwortlichen der Eintracht bereits im Januar im Trainingslager in Abu Dhabi mitgeteilt, dass er seinen auslaufenden Vertrag nicht verlängern wird. Er wollte nach eigenen Angaben frühzeitig für Klarheit sorgen und ein „Rumgeeiere wie im letzten Jahr“ vermeiden, als sein Verbleib schon einmal auf der Kippe stand.
Inhaltlich verlässt der Erfolgscoach den Verein vor allem deshalb, weil er mehr als die Rückkehr in die Bundesliga und den Einzug in die Europa League nicht mehr glaubt, erreichen zu können. Angesichts eines Etats von nur etwas mehr als 30 Millionen Euro für sein Team sieht er bei der Eintracht keine sportlichen Perspektiven. „Sie versuchen hier alles und machen auch alles, um die Eintracht in der Liga zu etablieren. Aber es sind einfach auch Grenzen da. Und das sind nicht unbedingt meine Ziele“, sagte Veh.
Ob er nun eine Auszeit nehmen oder zu einem potenteren Verein wie dem FC Schalke 04 wechseln wird, ließ der frühere Meistertrainer des VfB Stuttgart offen. „Ich habe noch keinen Verein in der Hinterhand und weiß auch nicht, ob ich ein Jahr Pause mache“, sagte er.
Bruchhagen und Sportdirektor Bruno Hübner, die bis zuletzt gehofft hatten, Veh noch einmal zum Bleiben bewegen zu können, müssen nun einen neuen Coach suchen. Konkrete Gespräche hat es nach Angaben der beiden noch nicht gegeben. „Nach Armin Veh einen Trainer zu finden, ist nicht einfach. Mir wäre es am liebsten, er würde bleiben“, meinte Hübner. „Aber natürlich haben wir uns schon den einen oder anderen Gedanken gemacht. Eintracht Frankfurt stand in den letzten Jahren für erfrischenden Offensivfußball. Wir wollen diese Philosophie auch unter dem neuen Trainer aufleben lassen.“
Veh war im Sommer 2011 nach dem Bundesliga-Abstieg nach Frankfurt gewechselt. In seiner ersten Saison führte er die Eintracht in die erste Liga zurück, in seiner zweiten gelang sogar der Sprung in die Europa League. Sollte er in dieser Spielzeit noch den Klassenverbleib schaffen, „wäre das die Krönung einer außerordentlich erfolgreichen Zeit“, wie Bruchhagen sagte. „Mir ist es wichtig, dass wir dieses Ziel schaffen“, betonte auch Veh noch einmal. „Wenn die Mannschaft das in diesem Jahr, nach der Belastung und den vielen Verletzten schafft, dann hätte sie Großes geleistet.“
Durch den wichtigen 2:1-Sieg gegen den direkten Konkurrenten VfB Stuttgart sind die Chancen auf den Klassenerhalt weiter gestiegen. Jan Rosenthal (80.) und Alexander Meier (89.) drehten die Stuttgarter Führung durch Martin Harnik (31.) am Sonntagabend noch um. „Wir sind alle optimistisch“, sagte Bruchhagen und betonte: „Es ist unumstößlich, dass Armin seinen Vertrag bis zum 30.6. erfüllt.“
Dass seine Autorität und damit letztlich auch die Mannschaft unter seinem feststehenden Weggang leiden könnte, befürchtet der Trainer unterdessen nicht. „Sehe ich aus wie eine ’Lame Duck’? Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich das bin“, meinte Veh. „Jupp Heynckes hat im letzten Jahr alle drei Titel gewonnen, obwohl er schon im Dezember wusste, dass er im Sommer nicht mehr da sein wird.“