In der zweiten Halbzeit gegen Saloniki hatten Dutzende Polizisten den Schalker Fanblock gestürmt. Grund soll eine mazedonische Flagge gewesen sein, die als Provokation der griechischen Anhänger gewertet wurde.

Gelsenkirchen. Die Begegnung des Fußball-Bundesligisten Schalke 04 gegen PAOK Saloniki (1:1) im Play-off-Hinspiel zur Champions League hat nicht nur in sportlicher Hinsicht ein Nachspiel.

Auch polizeilich könnte noch ausführlicher Protokoll geführt werden über die Partie in der Veltins Arena. Grund ist der massive Polizeieinsatz im Schalker Fanblock während der zweiten Halbzeit, der auch den knapp sechs Millionen Zuschauern der Live-Übertragung nicht verborgen blieb.

Dutzende Polizisten hatten den Block gestürmt, in dem sich hauptsächlich Mitglieder der Ultras Gelsenkirchen aufhalten, und dabei Pfefferspray und Schlagstöcke eingesetzt. Zuvor war im Block eine mazedonische Flagge gezeigt worden, die angeblich die Griechen provozierte.

Die Schalker Ultras sind mit Anhängern des mazedonischen Erstligisten Vardar Skopje befreundet. „Allein das Zeigen der roten Fahne erfüllt den Tatbestand der Volksverhetzung“, sagte eine Polizeisprecherin der ARD.

Nach dem Zeigen der Flagge hätten die griechischen Anhänger mit einem „Angriff“ auf die Nordkurve gedroht. Die Schalker Fans weigerten sich jedoch, das Banner zu entfernen, daraufhin entschied sich die Polizei zu dem Einsatz.

Diesen kritisierte die Schalker Vereinsführung heftig. „Der Einsatz war völlig unverhältnismäßig. Wir können dies absolut nicht gutheißen und bringen dafür nicht das geringste Verständnis auf“, sagte Vorstandsmitglied Peter Peters.

Der Einsatz sei weder mit dem Klub abgestimmt gewesen, noch wäre er in dem Fall „auch nur ansatzweise“ gefordert oder gutgeheißen worden. „Wir sehen dringend Gesprächsbedarf. Dieser Vorfall muss unbedingt aufgearbeitet werden“, sagte Peters.

Unverständnis bei der Polizei

Dass der Verein Kritik am Einsatz der Ordnungshüter übt, kann wiederum die Polizei nicht nachvollziehen. Stefanie Dahremöller, Sprecherin der Gelsenkirchener Polizei, sagte bei Radio Emscher Lippe: „Auch die Schalker Verantwortlichen wussten, dass es sich um volksverhetzende Tatbestände handelt.“

Darüber seien die Sicherheitsbeauftragten informiert worden. Die Nachfrage des Moderators, weshalb alleine eine mazedonische Flagge den Tatbestand der Volksverhetzung erfülle, ließ die Sprecherin unbeantwortet.

+++ Der Einsatz im Video +++

Die Maßnahme rechtfertigte Dahremöller mit der Verhinderung von Gefahr für „Leib und Leben unbeteiligter Zuschauer“. Schließlich hätten die mehr als 2000 Saloniki-Fans als Reaktion auf die rote Fahne einen Platzsturm und Spielabbruch angedroht. Im Block der Griechen, in dem Pyrotechnik gezündet wurde, wollte die Polizei dagegen nicht eingreifen. „Das wäre nicht verhältnismäßig gewesen“, sagte die Sprecherin.

Wie es im Polizeibericht heißt, sei außerdem eine „deeskalierende Kommunikation durch die griechischen Polizeibeamten und Vereinsverantwortlichen“ wegen „gesteigerter Emotionalität nicht mehr möglich“ gewesen.

Weitere Polizeieinsätze rund ums Spiel

Schon vor der Champions-League-Begegnung in Gelsenkirchen hatte es einen größeren Polizeieinsatz gegeben. Weil Saloniki-Fans bei der Anreise zum Spiel im Dortmunder Hauptbahnhof Pyrotechnik zündeten, wurde 150 Anhänger bei der Ankunft durchsucht.

Zwei 20 und 22 Jahre alte Griechen wurden festgenommen, da bei ihnen mehrere Polenböller und Signalfackeln gefunden wurden. Vor dem Spiel schritten Bundespolizisten gegen Provokationen von rund 70 Saloniki-Fans ein.

Nach dem Spiel wurde ein Schalker Fan in Gewahrsam genommen, da er griechische Anhänger „massiv“ provoziert haben soll. Insgesamt stellte die Bundespolizei acht Strafanzeigen, unter anderem wegen Körperverletzung und Verstößen gegen das Waffen- und Betäubungsmittelgesetz.