Am Mittwoch spielt Schalke im Playoff-Hinspiel um den Einzug in die Champions League gegen PAOK Saloniki. Es geht gegen ihren Ex-Coach Huub Stevens um sportliche Meriten – und um Millionen.

Gelsenkirchen. An den Theken auf Schalke kursiert längst eine Horror-Vision: Ausgerechnet Ex-Coach Huub Stevens kegelt die Königsblauen mit PAOK Saloniki aus dem Rennen um die wichtigen Millionen-Einnahmen in der Champions League und eventuell auch noch seinen Nachfolger Jens Keller vom Trainerstuhl.

Das 0:4-Debakel am vergangenen Sonnabend beim VfL Wolfsburg wirkt auf Schalke wie ein Stimmungskiller, die Trotzreaktion der Verantwortlichen wie das berühmte Pfeifen im Walde. „Egal, wer der Gegner oder der Trainer ist: Wir wollen in die Champions League“, sagte Sportdirektor Horst Heldt, nachdem er die Nachricht erhalten hatte, dass der griechische Vize-Meister mit dem einstigen Schalker „Jahrhunderttrainer“ der Gegner im Playoff-Hinspiel am Mittwoch (20.45 Uhr/im Liveticker auf abendblatt.de) ist - statt des von der Europäischen Fußball-Union (Uefa) wegen Manipulationsvorwürfen suspendierten ukrainischen Clubs Metalist Charkow.

Fest steht: Ein Scheitern hätte weitgreifende Konsequenzen, vermutlich auch im personellen Bereich. Denn erneut steht Coach Keller nach der indiskutablen Vorstellung in Wolfsburg in der Kritik. Der Nachfolger von Stevens, dessen zweite Ära auf Schalke im Dezember vergangenen Jahres unrühmlich endete, würde einen „Abstieg“ in die Europa League wohl kaum überstehen. Als Warnung steht das Erlebnis vor fünf Jahren, als Schalke in der Qualifikation gegen Atletico Madrid (1:0 und 0:4) den Kürzeren zog und wenig später Trainer Fred Rutten gehen musste.

Man habe jedoch die Möglichkeit, die Dinge sportlich selbst zu regeln, appellierte Heldt. Abgesehen von der sportlichen Blamage würde der finanzielle Verlust schmerzen. Mit mindestens rund 20 Millionen Euro garantierten Einnahmen könnnten die Schalker in der Champions League rechnen und damit zumindest die Ausgaben von insgesamt 15 Millionen Euro für die Verstärkungen vor der Saison kompensieren. In der vergangenen Spielzeit kassierte der Ex-Meister als Achtelfinalist in der Königsklasse immerhin 27,8 Millionen Euro - ohne die Zuschauer-Einnahmen aus den fünf Heimspielen.

Heldt beschwört zwei „Endspiele“

Zwar würde die verpasste Qualifikation die Konsolidierung des Clubs nicht akut gefährden, würde aber auf Dauer wegen dezimierter Möglichkeiten, den Kader qualitativ zu verstärken, die Konkurrenzfähigkeit gefährden. Denn hinter Bayern München und dem Revier-Nachbarn Borussia Dortmund will sich Schalke als Nummer drei in der Bundesliga etablieren. Der zweite Einzug in die Gruppenphase in Folge wäre ein Fingerzeig für die Zukunft des Traditionsklubs. Dazu bedarf es jedoch eines komfortablen Sieges am Mittwoch.

Heldt beschwört zwei „Endspiele“ für seinen Club, denn man könne angesichts der steigenden Konkurrenz in der Bundesliga nicht davon ausgehen, dass Schalke auch im kommenden Jahr eine derartige Chance erhalte. Keller versucht derzeit nach nur einem Punkt aus den ersten beiden Saisonspielen und bereits sieben Gegentoren, zu retten, was zu retten ist. Zu allem Überfluss muss er ausgerechnet auf den verletzten Torjäger Klaas-Jan Huntelaar verzichten, der in den ersten Saisonspielen alte Klasse andeutete, aber nunmehr wegen eines Teilabrisses des Innenbandes im rechten Knie für längere Zeit ausfallen wird.