Leverkusen. RB Leipzig schreibt in Leverkusen Geschichte. Am Sonnabend muss Bayern in Dortmund gewinnen, um wieder vorbeizuziehen.
Mit einer beeindruckenden Aufholjagd ist der kesse Aufsteiger RB Leipzig erstmals an die Tabellenspitze der Bundesliga gestürmt. Die Sachsen feierten zum Auftakt des elften Spieltages ein 3:2 (1:2) bei Bayer Leverkusen und zogen mit nun 27 Punkten zumindest bis Sonnabend an Meister Bayern München vorbei.
Zugleich blieb RB am Freitag auch im elften Saisonspiel ohne Niederlage, was noch nie einem Aufsteiger gelungen war. Die von Nationalspieler Julian Brandt angeführten Leverkusener mussten dagegen nach zuletzt drei Pflichtspiel-Siegen in Serie vor dem Champions-League-Auftritt bei ZSKA Moskau einen Rückschlag einstecken und bleiben mit 16 Punkten auf Platz acht.
Emil Forsberg (67. Minute), der von einem Patzer des Nationaltorhüters Bernd Leno profitierte, und Willi Orban (81.) drehten mit ihren Toren vor 27.752 Zuschauern für Leipzig das Spiel. Zuvor war Bayer dank Brandt zweimal in Führung gegangen. Erst bereitete der Jungstar das Führungstor von Kevin Kampl nach 59 Sekunden vor und erzielte dann das zweite Tor (45.+2) selbst. Brandt holte auch noch einen Foulelfmeter heraus, den Hakan Calhanoglu aber vergab (54.). Die Leipziger waren durch ein Eigentor des Österreichers Julian Baumgartlinger in der 4. Minute zum erstmaligen Ausgleich gekommen.
„Dass wir Tabellenführer werden können, ist nicht interessant für uns“, hatte Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl noch vor dem Spiel betont. Vielmehr ging es dem Coach darum, auch im elften Spiel in Serie nicht zu verlieren, was auch gelang. Nun muss der FC Bayern schon im Klassiker bei Borussia Dortmund am Sonnabend gewinnen, will er den Aufsteiger wieder überholen.
Gastgeber gehen sofort in Führung
In einem intensiven Spiel ging es aber denkbar schlecht los für RB. Mit dem ersten Angriff gingen die Gastgeber in Führung. Brandt hatte sich stark auf dem linken Flügel durchgesetzt und mit einem Querpass auf Kampl entscheidenden Anteil am Tor. Die Gäste erholten sich vom Schock aber schnell, hatten aber auch Glück, dass der Ball nach einer Ecke des Schweden Forsberg von der Hüfte Baumgartlingers ins Tor prallte.
Danach wurde das Spiel immer zerfahrener. Bayer war um die Spielkontrolle bemüht, machte sich mit vielen unnötigen Ballverlusten das Leben aber selbst schwer. Leipzig präsentierte sich indes meist gefährlich, wenn es über den schnellen Stürmer Timo Werner ging.
Große Chancen sprangen nach dem furiosen Beginn in der ersten Halbzeit kaum heraus. Umso überraschender die Leverkusener Führung in der Nachspielzeit, als sich Brandt nach einem Pass von Calhanoglu abgeklärt im Abschluss zeigte. In dieser Szene präsentierte sich der Aufsteiger unsortiert, womöglich auch wegen des verletzungsbedingten Ausscheidens von Verteidiger Marvin Compper (30.).
Mit der Führung im Rücken agierte Bayer abwartend und überließ den Gästen mehr die Spielführung. Das schaffte Räume, was beinahe zum Erfolg führte. Brandt kam in einem Zweikampf mit Stefan Ilsanker zu Fall und erhielt dafür einen fragwürdigen Elfmeter. Doch Calhanoglu setzte die Schwäche vom Punkt fort und scheiterte an RB-Keeper Peter Gulacsi. Damit vergab Bayer 10 der letzten 18 Elfmeter.
Ein Fehlschuss, der sich rächen sollte. Nach einem Sololauf überraschte Forsberg mit einem Distanzschuss Leno, der eine ganz schlechte Figur abgab (67.). Bereits im Gegenzug hätte Baumgartlinger für die erneute Bayer-Führung sorgen können, doch Gulacsi war auf dem Posten. Stattdessen kam es für die Gastgeber noch schlimmer: Nach einer Flanke von Forsberg köpfte Orban das Siegtor.
Einen unschönen Zwischenfall hatte es vor dem Spiel gegeben. Vermummten Chaoten bewarfen den RB-Mannschaftsbus mit Farbbeuteln am Bahnhof. Das bestätigte Meinolf Sprink, der Leverkusener Direktor für Fans und Soziales, dem „Express“.