Hamburg. Hamburgs Handballer begeistern in der ausverkauften Barclays Arena beim 32:32 gegen die SG Flensburg-Handewitt. Mortensen wirft neun Tore.
Ein letztes Mal mit der Nummer eins: „Jogi“ – „Bitter“ antworteten die 11.450 mit weißen Hemden gekleideten Fans des Handball Sport Vereins Hamburg (HSVH), als Arena-Sprecher Torben Pöhls die Mannschaftsaufstellungen vor offiziell 11.650 Zuschauern in der ausverkauften Barclays Arena inszenierte.
Johannes Bitter kommt bei seinem Abschiedsspiel für einen Siebenmeter aufs Feld
Und besagter Johannes Bitter musste auf seinen Einsatz gerade mal 103 Sekunden warten, als er für einen Siebenmeter den Ägypter Mohamed El-Tayar zwischen den Pfosten ablöste. Es sollte allerdings sein einziger Auftritt in seinem finalen 657. Bundesligaspiel sein. Dass Emil Jacobsen den Strafwurf zum zwischenzeitlichen 1:1 für die SG Flensburg-Handewitt verwandelte, brachte dem Linksaußen von den Rängen einige Buhrufe ein.
Was diejenigen wohl vergaßen: Das Abschiedsspiel für den 42 Jahren alten ehemaligen Weltklasse-Torhüter Bitter war ganz nebenbei ein Bundesligaspiel. Mit dem 32:32 (15:17) bereitete der HSVH seinem jetzigen Sportdirektor und Vizepräsidenten dabei ein nicht unbedingt erwartetes Präsent. Weitere folgten später von den Fanclubs und seinen Weggefährten.
HSV Hamburg führt lange Zeit in der ersten Halbzeit
In der ersten Halbzeit hatten die Hamburger stets eine Antwort auf die Treffer der Flensburger parat. Bitter-Freund Casper Mortensen, mit „Danke“ auf dem linken und „Jogi“ auf dem rechten Schuh, tat sich dabei in dieser Phase mit vier Toren besonders hervor. Es war aber auch die zupackende Abwehr und dahinter Torhüter El-Tayar, die den kleinen Vorsprung mit großem Körpereinsatz verteidigten. 11:10 führte der HSVH nach 23 Minuten. Der Norweger Robin Haug hatte zwischendurch einen Siebenmeter von Jacobsen pariert.
Gegen Ende der ersten Hälfte wechselte jedoch das Momentum. Jetzt waren es die Hamburger, die nach mehreren strittigen Schiedsrichterentscheidungen einem kleinen Rückstand hinterherwarfen. Zoran Illic konnten zwar aus dem Rückraum zweimal bis zum 14:14 ausgleichen, aber Simon Pytlick und Nationalmannschaftskapitän Johannes Golla gaben mit ihren Treffern zum 17:14 für Flensburg dem Spiel kurz vor Ende der ersten Halbzeit die erste Wendung.
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Die Hamburger konnten dank Leif Tissier (2), Frederik Bo Andersen, Dominik Axmann und Mortensen in den ersten Minuten nach dem Seitenwechsel jedoch schnell wieder den Gleichstand herstellen, bis die Flensburger nach dem 22:22 (39. Minute) wieder für fast zehn Minuten die Führung übernahmen. Die Dänen Andersen und Mortensen glichen sie in der 48. und 49. Minute zum 29:29 wieder aus, Mortensen in der 53. Minute noch mal zum 30:30. Was Bitter auf der Bank mit emotionalen Gesten jubeln ließ.
Mortensen und Lassen vergeben den möglichen Hamburger Sieg
Drei Minuten später wurde es in der Halle noch lauter. Mortensen warf die Hamburger mit einem Siebenmeter zum 31:30 erstmals in der zweiten Hälfte in Front, Jacob Lassen traf kurz danach zum 32:31 (58.). Die Zuschauer standen auf, schrien „HSV, HSV“, doch Lassen und Mortensen verpassten in der letzten Minute die Entscheidung. Flensburgs Jacobsen gelang mit einem umstritten Siebenmeter mit abgelaufener Uhr noch der letzte Ausgleich zum 32:32.
„Vorher hätte jeder diesen Punkt angenommen, nach ein paar Minuten Enttäuschung werden wir uns alle über das Ergebnis freuen. Es war ein extremer Kampf vor einer überragenden Kulisse“, sagte Mannschaftskapitän Niklas Weller. „,Jogi‘ weiß natürlich, dass er heute im Mittelpunkt steht. Ihm war es aber wichtig, dass wir ein normales Bundesligaspiel machen. Mit dem Punkt haben wir ihm zum Abschied noch mal ein Geschenk gemacht.“
Nächstes Abschiedsspiel im April – dann mit Pascal Hens
Nach dem Spiel würdigten HSVH-Präsident Kay Spanger, Weller und der langjährige Mitspieler Pascal „Pommes“ Hens („Du bist eine Legende“) den scheidenden Torwart. „Er ist ein Super-Charakter und Mannschaftsspieler, eine Führungspersönlichkeit auf und außerhalb des Spielfeldes“, ehrte ihn dieser Tage bereits Bundestrainer Alfred Gislason. „Als Trainer in Magdeburg habe ich ihn 2003 als 20-Jährigen geholt. Er war ein überragender Torhüter und sehr intelligenter Handballer.“
Und weil man niemals so ganz geht, wurde auch gleich das nächste Abschiedsspiel verkündet. Im April wollen Bitter und Hens zwei Teams zusammenstellen, um dann gemeinsam „Tschüs“ zu sagen. Dann aber endgültig.
Tore HSV Hamburg: Mortensen 9 (7 Siebenmeter), Lassen 6, Andersen 5, Axmann 4, Tissier 3, Illic 2, Valuillin 1, Magaard 1, Sauter 1.