Winsen. Die Olympiazweite spielt im Sommer bei den Amundi German Masters in Winsen. Das Damenturnier soll auf eine neue Stufe gestellt werden.
Irgendwann im Herbst klingelte bei Esther Henseleit das Telefon. Ihr Manager Dirk Glittenberg von der Agentur U.COM war dran: „Esther, ich brauche dich. Bekommen wir einen Termin hin?“ Bekamen sie – und so startet die Olympiazweite vom Hamburger Golf-Club Falkenstein nun vom 26. bis 29. Juni als Hauptattraktion bei den Amundi German Masters auf den Green Eagle Golf Courses in Winsen.
„Seit es wieder Profiturniere in Deutschland gibt, ist es mein Ziel, hier zu spielen“, sagte die 25-Jährige am Dienstag im Clubhaus in Winsen, wo die erste Werbestufe für das Profiturnier auf der europäischen LET Tour gezündet wurde. Nach drei Jahren außerhalb Berlins zieht es nun im kommenden Sommer vor die Tore Hamburgs um. „Wir haben eine Woche gefunden, und ich freue mich drauf“, sagte Henseleit.
Olympiazweite Esther Henseleit: „Ich bin kein Superstar“
Der sechswöchige Winter- und Weihnachtsurlaub in Deutschland ohne Golf ermöglichte den Trip nach Hamburg. Auf dem Tisch vor ihr lag die Silbermedaille, die sie bei den Olympischen Spielen in Paris sensationell gewonnen und die ihre Karriere nochmals in eine andere Kategorie gehoben hatte. „Mein Standing in den USA hat sich durch die Medaille schon verbessert. Es haben mich mehr Leute auf dem Schirm“, sagte die Nummer 31 der Weltrangliste. „Aber ich bin kein Superstar.“
Aber aktuell nun mal das weibliche Gesicht des Golfsports in Deutschland. In der Berlinerin Alexandra Försterling (25), die wie Henseleit in Paris für Deutschland gespielt hatte, sowie Aufsteigerin Helen Briem (19) gibt es weitere Spielerinnen mit Star-Potenzial. „Ich finde, das Damengolf steht in Deutschland nicht so schlecht da“, sagte Glittenberg.
Das Damengolf soll „auf eine neue Stufe“
Seit 2022 hatte er als Turnierdirektor das Turnier am Seddiner See ausgerichtet. Nun folgt der Umzug nach Winsen, auch als Kompensation für den Verlust der European Open der Herren, die es nach dem Rückzug von Hauptsponsor Porsche mindestens im kommenden Jahr nicht mehr gibt.
„Winsen ist als Standort für Profigolf gelernt“, sagte Glittenberg, „wir können hier das Damenturnier auf eine neue Stufe stellen.“ Mit einem Preisgeld von 300.000 Euro ist die Dotierung im Vergleich zu den zwei Millionen bei den Herren deutlich geringer. „Wir kalkulieren mit einem Viertel der Gesamtkosten“, so Dirk Glittenberg.
Golf: Damenturnier für mindestens drei Jahre in Winsen
Dennoch will er den Platz wieder mit Riesenrad, Public Village, VIP-Bereich und so fort wieder für die Fans attraktiv machen. „Wenn wir 3000 bis 4000 Zuschauer am Finaltag haben, sind wir zufrieden“, sagt er, „das hängt aber auch vom Leaderboard ab.“ Und schaut rüber zu Esther Henseleit.
Die weiß natürlich ganz genau, wie wichtig sie und eine gute Leistung für den Erfolg der Veranstaltung sein können, die zunächst für drei Jahre in Winsen stattfinden soll. „Ich freue mich darauf, dass dann viele deutsche Fans vor Ort sind, das bin ich nicht so gewohnt“, sagte sie.
Henseleit hält engen Kontakt zum HGC Falkenstein
So gibt es eventuell auch die Chance, die ehemaligen Mitspielerinnen von Falkenstein zu treffen, mit denen sie 2018 die deutsche Meisterschaft und den Europapokal gewinnen konnte. „Ich verfolge noch mit großem Interesse, was sie so machen“, so Henseleit, „und ich habe mich sehr gefreut, dass sie dieses Jahr auch ohne mich dieses Double wieder gewinnen konnten.“
Mit 14 Jahren war sie aus Bad Zwischenahn nach Hamburg gekommen, um ihr Golfspiel zu verbessern. „Jugendarbeit ist für das deutsche Golf sehr wichtig“ erklärte Henseleit und erinnerte sich an ihre eigene Jugendzeit, als sie bei einem Turnier als junge Zuschauerin in München einen unterschriebenen Ball geschenkt bekam.
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Gemeinsam mit ihrem Verlobten und Caddie Reece Phillips wohnt Henseleit längst in Scottsdale (Arizona), weil sie ihren Lebensunterhalt hauptsächlich auf der nordamerikanischen LPGA-Tour verdient. Gastspiele in der alten Heimat sind selten, zuletzt trat sie 2022 bei den Amundi Masters in Brandenburg auf.
„Ich hoffe sehr, viele Freunde und Familie in Winsen zu sehen“, sagte Henseleit, „mehr Aufmerksamkeit bei einem Heimturnier für mich ist schön, das hilft vielleicht auch, den Sport in Deutschland etwas größer zu machen.“ Die Olympiamedaille hatte dazu auch schon ihren Teil beigetragen. „Es hat eine Zeit gedauert, bis das eingesunken ist“, gab Henseleit zu, „erst vergangene Woche hatte ich Zeit, das Olympiaturnier nochmals in voller Länge anzusehen.“
Da kamen dann auch die Erinnerungen und Emotionen wieder, die sonst viel zu schnell wieder verblassen. „Ich habe die ganze Woche im Olympischen Dorf gewohnt, in der Cafeteria gegessen, anderen Stars im Gym zugeschaut“, erzählt sie. „Ich bin voll in Olympia eingetaucht, ich habe mir da einen Lebenstraum erfüllt.“