Hamburg. 8,3 Millionen Euro investieren Stadt und Bund in das Vereinsgelände des SC Vorwärts/Wacker Billstedt mit Ex-HSV-Profi Carsten Kober.
Manfred Bremer hat extra eines seiner Lieblingsbücher mitgebracht. Gut eingepackt hält der 82-Jährige das leicht vergilbte, aber sonst gut erhaltene Buch, das in einem blauen Papierumschlag vor dem Regen geschützt ist, unterm Arm. Es erzählt von der Entstehungsgeschichte des SC Vorwärts/Wacker Billstedt, die Bremer seit 72 Jahren miterlebt. So lange ist der in Glinde lebende Rentner schon Mitglied des Vereins.
Ebenjene Vereinshistorie gestaltet seit elf Jahren auch Carsten Kober aktiv mit. Der 57-Jährige, der zwischen 1987 und 1996 in 223 Pflichtspielen für den HSV auf dem Platz stand, ist der Präsident in Billstedt. Und als solcher hat er dazu beigetragen, dass Bremers Buch um ein Kapitel erweitert werden kann.
Billstedt: Ex-HSV-Profi freut sich über Millionen-Investment
Insgesamt 8,3 Millionen Euro investieren Stadt und Bund zu gleichen Anteilen in Kobers Vereinsgelände. In mehreren Bauabschnitten wird die gesamte Anlage umfassend modernisiert. Die erste Bauphase fand am Montagmittag mit der offiziellen Übergabe der zwei neuen Kunstrasenplätze, zu der mit Rolf Bösinger auch ein Staatssekretär aus Berlin angereist war, ihr Ende.
„Das ist natürlich etwas Besonderes, dass wir hier in Billstedt jetzt mit insgesamt drei Kunstrasenplätzen auftreten können“, freut sich Kober. „Das stärkt die ganze Region und hilft natürlich ganz besonders den Jugendlichen.“ Kober streckt seinen Arm aus und zeigt auf die Hochhäuser, die direkt hinter den neuen Plätzen wie Berge aus dem Boden ragen.
Kober: „Wir leben Integration in Billstedt“
„Die Kids wollen nicht in diesen Blocks abhängen, die wollen sich bewegen“, sagt er. „Hier in Billstedt brauchen wir nicht über Integration zu reden, das wird hier aktiv gelebt.“ Manchmal komme er einfach nur zum Platz, um zu schauen, wie die Jugendmannschaften trainieren, erzählt der Ex-Profi: „Das macht einfach Spaß.“
Er selbst wohnt nicht in Hamburgs Osten, sondern in der Nähe von Norderstedt. Früher sei er sechsmal pro Woche zum Verein gekommen, inzwischen „nur“ noch viermal, auch seiner Frau zuliebe. „Ich habe das so gelöst, dass ich meiner Frau einen dritten Hund gekauft habe“, erzählt Kober und lacht. „Sie ist ausgebildete Hundetrainerin und damit auch gut beschäftigt.“
Kober ist anzumerken, dass er in Billstedt eine neue Leidenschaft und ein neues sportliches Zuhause gefunden hat. Seinen alten Verein verfolgt er aber natürlich immer noch. „Ich war Sonntag beim Spiel gegen Darmstadt im Stadion. Man hat bei den Zuschauern gemerkt, dass Merlin Polzin und Loic Favé gut ankommen“, sagt Kober und rät seinem alten Verein dazu, den beiden Trainern langfristig das Vertrauen zu schenken: „Der HSV braucht junge Leute und keine alten Kamellen.“
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Junge Leute, die vielleicht irgendwann mal bei den Profis landen, sollen auch auf seiner neuen Anlage ausgebildet werden. In den nächsten Bauphasen werden Stück für Stück auch die Nebenanlagen und bestehende Gebäude modernisiert sowie unter anderem ein Beachvolleyballfeld und ein komplett neues „Multifunktionsgebäude“ errichtet. Wenn alles fertig ist, wird neben Carsten Kober sicherlich auch Manfred Bremer wieder vorbeikommen und die neuen Kapitel in der Geschichte des Vereins begleiten.