Hamburg. Im Februar findet in Kroatien die Hallenhockey-Weltmeisterschaft statt. Warum zwei Südamerikaner sich in Marienthal darauf vorbereiten.
Bei Nehuen Ayala Gallo reicht die Liebe zum Hockey bis unter die Haut. Der 27 Jahre alte Argentinier sitzt in der kühlen Hockeyhalle des Marienthaler Tennis und Hockey Clubs im Trikot seines neuen Vereins und präsentiert stolz das Tattoo eines Hockeyspielers auf seinem linken Unterarm.
„Ich spiele Hockey, seit ich acht Jahre alt bin. Der Sport begleitet mich schon mein ganzes Leben“, sagt der junge Mann mit der Brille, den alle nur Nenu nennen. „Mein ganzer Alltag dreht sich um Hockey.“ Da sei es nur folgerichtig gewesen, das erste Tattoo auf dem Körper seiner Passion zu widmen.
Hallenhockey: Argentinische Nationalspieler in Marienthal
Neben Nenu sitzt noch ein Hockeyspieler aus Argentinien. Weil Facundo Navarro Guastelli – oder kurz gesagt: Facu – aber erst vor wenigen Tagen in Deutschland gelandet ist, sieht er noch deutlich erschöpfter aus als sein Mitspieler. Die beiden sind Nationalspieler ihres Landes im Hallenhockey. Und nach Deutschland sind sie gekommen, um sich auf die Weltmeisterschaft im Februar in Kroatien vorzubereiten.
Es ist der Social-Media-Plattform Instagram zu verdanken, dass die beiden in der Halle neben der Horner Rennbahn gelandet sind. „Ich habe vergangenes Jahr schon einen Verein gesucht, bei dem ich spielen kann, und bin dann auf den MTHC gestoßen“, erzählt Nenu.
Hallenhockey: Kontakt kam über Instagram zustande
Zufälligerweise war zu der Zeit ein Argentinier als Trainer in Marienthal angestellt, den Nenu bereits aus der Jugend kannte. „Er war vor zehn Jahren mein Coach, aber ich wusste nicht, dass er in Hamburg arbeitet“, erzählt er. „Dass wir uns hier wieder getroffen haben, war reiner Zufall.“
Der Mittelfeldspieler kam für ein paar Monate nach Deutschland, um sich hier auf hohem Niveau weiterzuentwickeln. In diesem Winter kehrte er zurück – und brachte seinen Kumpel Facu gleich mit. Die beiden kennen sich aus der Nationalmannschaft, haben unter anderem gemeinsam an der Hallenhockey-WM 2023 in Südafrika teilgenommen und dort den siebten Platz erreicht.
Argentinier spielen in der Zweiten Liga
„Hier in Europa haben wir die besten Bedingungen, um uns auf die nächste WM vorzubereiten“, sagt Facu, der zum ersten Mal in Deutschland ist. „Und insbesondere hier in Hamburg ist das Niveau extrem hoch, es gibt so viele gute Mannschaften.“ In den kommenden zwei Monaten werden sie mit den 1. Herren des MTHC in der Zweiten Liga spielen und diese „ganz gut aufmischen“, wie ein Mitspieler im Vorbeigehen prophezeit.
Untergekommen sind die beiden beim Präsidenten des Vereins, in dem sie nebenbei auch als Trainer im Damen- und Jugendbereich arbeiten. Doch die meiste Zeit machen sie Sport: „Wir gehen laufen, gehen ins Fitnessstudio und trainieren immer, wenn die Halle frei ist“, sagt Facu, der sich aber erst noch an das Hamburger Wetter gewöhnen muss.
„Wusste nicht, dass es so viel regnet“
„In Buenos Aires waren 28 Grad“, erzählt der 26-Jährige mit einer gewissen Sehnsucht in der Stimme. „Dass es hier kalt wird, war mir klar, aber ich wusste nicht, dass es so viel regnet.“ Zum Glück verbringt er sowieso die meiste Zeit in der Halle und wird dem nasskalten Wetter so bestmöglich aus dem Weg gehen.
In ihrer Heimat ist Hallenhockey eher eine Randsportart. Im Feldhockey gehört die argentinische Mannschaft aber zu den besten der Welt. Ihren größten Erfolg feierten die Südamerikaner bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro, als sie erst im Halbfinale die deutsche Mannschaft mit 5:2 besiegten und sich anschließend im Finale gegen Belgien die Goldmedaille holten. Bei den darauffolgenden Spielen schieden sie jeweils im Viertelfinale aus.
Hallenhockey: Argentinier spielen gegen Deutschland
Hallenhockey wird ausschließlich im Süden des Landes, wo ganzjährig eher kühlere Temperaturen herrschen, gespielt und ist längst nicht so verbreitet wie das Pendant unter freiem Himmel. Weil Nenu und Facu inzwischen in Buenos Aires im nördlichen Teil Argentiniens wohnen, sind die Trainingsmöglichkeiten begrenzt und das Niveau überschaubar.
„Von 14 Spielern aus der Nationalmannschaft trainieren elf in Europa“, berichtet Nenu, der sich mit den anderen Spielern regelmäßig austauscht. „Der Verband hat wenig Geld, deswegen hilft es uns sehr, dass so viele schon hier sind und die Flüge nach Kroatien nicht so teuer werden.“ Ein gemeinsames Training gibt es erst kurz vor dem Start der WM Ende Januar. Dort treffen die Argentinier in der Gruppenphase auf Iran, Malaysia – und Deutschland.
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„Das wird ein Highlight“, freut sich Facu, der davon träumt, mit seiner Mannschaft ins Halbfinale einzuziehen. Während er das sagt, kommt eine Frau herein und begrüßt die beiden Hockeyspieler mit den Worten: „I do everything for you, just tell me!“ Facu und Nenu lächeln etwas verlegen und bedanken sich höflich, aber eigentlich wollen sie nur eins: Hockey spielen.