Hamburg. EM-Effekt: Noch nie waren so viele Fußballer in Hamburgs Vereinen. Doch Okun fordert die Stadt auf, mehr Plätze zu bauen. Alle Zahlen.
Ein wenig stolz war Christian Okun schon, als er am späten Donnerstagmittag auf der Jahrespressekonferenz des Hamburger Fußball-Verbandes in Jenfeld die Zahlen für 2024 präsentieren konnte. Die guten Nachrichten gleich zu Beginn: mehr Mitglieder, mehr Mannschaften, mehr Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter. Am beeindruckendsten: Insgesamt 230.836 Mitglieder sind in Hamburgs Vereinen. Das ist ein Zuwachs von neun Prozent – und natürlich ein Rekord.
„Wir freuen uns sehr über den Rekord an Menschen in unseren Vereinen. Natürlich liegt das zum einen an der tollen Fußball-Europameisterschaft, die nachhaltig Eindrücke hinterlassen hat. Zum anderen liegt das aber insbesondere an der großartigen Arbeit, die in den Vereinen geleistet wird. “, sagte Okun, der allerdings nicht nur „Friede, Freude, Eierkuchen“-Nachrichten zur Präsentation mitgebracht hatte. „Trotz der steigenden Zahlen müssen wir alle zusammen die Rahmenbedingungen weiter verbessern“, sagte der Verbandspräsident, der dabei besonders die Stadt in die Pflicht nahm.
Fußball in Hamburg: Okun kritisiert die Stadt
Okuns Hauptkritikpunkt: „Es werden beispielsweise zwar Kunstrasenplätze gebaut, aber die Nettosportfläche nimmt ab. Deswegen nehmen leider die Probleme zu, dass trotz des Booms viele Kinder keinen Platz mehr in den Vereinen finden.“ Untermauert werden Okuns Worte durch die Rekordzahl von Kindern, die in diesem Jahr bislang vergeblich auf Wartelisten auf einen Platz in einer Hamburger Mannschaft warten.
Laut HFV hoffen derzeit 8162 Kinder auf einen Platz in einer Mannschaft – also viermal so viele wie noch vor zwei Jahren (2862 Kinder). „Die Stadt sollte sich intensiv Gedanken machen, wie echte neue und nicht nur durch Umbauten entstehende Plätze für den Nachwuchs geschaffen werden“, forderte Okun, der das Problem auch nicht nur in der Innenstadt sieht.
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„Das Problem der Wartelisten ist kein reines Problem der Innenstadtlagen, sondern ein Problem der ganzen Stadt. Wir haben einfach überall lange Wartelisten. Besonders in Stadtteilen mit einkommensschwachen Familien ist die mangelnde Infrastruktur ein noch größeres Problem. Der Sport erfüllt grundsätzlich aber insbesondere dort eine wichtige soziale und gesellschaftliche Rolle.“ Okuns Lieblingsbeispiel: Am Platz in der Slomanstraße auf der Veddel teilen sich fünf bis sechs Vereine für all ihre Mannschaften einen Platz. „Das geht gar nicht!“
Immerhin: Die Angebote für Juniorinnen (226 Mannschaften) und Junioren (1978 Teams) haben zugenommen, und auch über den prozentual größten Anstieg mit 8,7 Prozent im Frauen-Bereich freute sich Hamburgs Fußball-Präsident. Nun sei aber vor allem die Politik gefordert. PS: Im März sind Bürgerschaftswahlen.