Hamburg. 28,8 Millionen Deutsche betreiben organisiert Sport. Auch die Zahlen in der Hanstestadt steigen. Doch es gibt auch Kritik.

Wer am Mittwochabend durch den Stadtpark spaziert, muss wachsam sein. Denn es könnte passieren, dass plötzlich eine große Gruppe Läufer aus der Dunkelheit auftaucht und wie eine Herde Antilopen an einem vorbeirauscht. Die ambitionierten Freizeitsportler gehören zum Verein Hamburg Running, der jeden Mittwoch auf der Jahnkampfbahn trainiert und zum Warmwerden durch den Stadtpark rennt.

Den Verein gibt es seit 2016, mit aktuell knapp 200 Mitgliedern steckt er im Vergleich zu anderen Sportvereinen noch in den Kinderschuhen. Doch im Kleinen ist hier ein Trend zu beobachten, der für die ganze Stadt gilt: Immer mehr Hamburgerinnen und Hamburger sind in Sportvereinen aktiv.

DOSB: 28,8 Millionen Deutsche in Sportvereinen

Um genau zu sein sind es 557.480 in diesem Jahr, exakt 29,18 Prozent der Hamburger Bevölkerung. So viele wie seit 2016 nicht mehr, als mit 585.485 Mitgliedern der bisherige Höchststand erreicht wurde. Auch deutschlandweit freut sich der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB), der die Zahlen veröffentlichte, über einen neuen Rekord: Fast 28,8 Millionen Menschen waren 2024 Mitglied im organisierten Sport.

„Wir haben in den vergangen Jahren ein überproportionales Wachstum verzeichnet“, sagt Lina Rieper, Vorstandsvorsitzende von Hamburg Running. „Im Vergleich zum HSV sind wir natürlich gar nichts. Aber wir haben uns für unsere Verhältnisse toll entwickelt.“ Der HSV zählt im Amateursportbereich mehr als 8000 Mitglieder.

Hamburg: So wenig Vereine wie seit zehn Jahren nicht

Konträr zur positiven Entwicklung der Mitgliedszahlen läuft in Hamburg jene der Vereine. 804 zählte der DOSB in diesem Jahr, so wenige wie seit zehn Jahren nicht (802). 2017 waren es noch 821, seitdem werden es kontinuierlich weniger. „Es ist grundsätzlich schwierig, Leute für Vereinsarbeit zu begeistern“, sagt Rieper. „Es heißt nicht umsonst ‚Arbeit‘. Da fließt viel Zeit, Energie und Kraft rein.“ Das will nicht jeder leisten.

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Daher überrascht sie die rückläufige Entwicklung nicht. Rieper nennt noch weitere mögliche Gründe: „Die Jahnkampfbahn platzt aus allen Nähten, während andere Anlagen verwahrlosen“, sagt sie. „Im Sommer wird es schwierig, dort zu trainieren, ohne anderen in die Quere zu kommen.“

Insgesamt gebe es in Hamburg zu wenig Sportplätze außerhalb des Fußballs, das mache es auch für kleine Vereine schwieriger, an Trainingszeiten zu kommen. Und so kommt es dazu, dass bei steigender Nachfrage das Angebot zuletzt gesunken ist.