Kreis Pinneberg. Landesregierung will erfolgreiches Sportstättenförderprogramm auslaufen lassen. Sportvereine kämpfen um weitere Zuschüsse aus Kiel.
Nachdem in den 70er- und 80er Jahren in Deutschland viele Sportstätten gebaut worden sind, müssen etliche dieser Anlagen nun dringend modernisiert werden. Deshalb hatte die Landesregierung 2017, auch auf Anregung aus dem Kreis Pinneberg, ein Sportförderprogramm aufgestellt. Doch das läuft zum Jahresende aus. Die Verantwortlichen in Kommunen und Vereinen befürchten jetzt Schlimmes.
Dabei lief in jüngster Zeit vieles ganz prächtig. Allein in der Kreisstadt Pinneberg wird gerade die Sportanlage „Kampfbahn B“ an der Raa saniert. Und keine 100 Meter weiter wandelt der SC Pinneberg einen Rasenplatz in ein Kunstspielfeld um. „Mit beiden Maßnahmen wird die sportliche Infrastruktur deutlich verbessert. Moderne Sportstätten sind der Schlüssel für eine nachhaltige Sportentwicklung und Grundlage für das Sportland Schleswig-Holstein“, sagt Uwe Hönke, Sprecher der „Holsteiner Runde“, dem Zusammenschluss aller Großsportvereine in Schleswig-Holstein.
Zwei Pinneberger Vereine konnten dank Landesförderung kräftig modernisieren
Die Kosten für das Kampfbahn-B-Projekt beim VfL Pinneberg belaufen sich auf knapp zwei Millionen Euro. Fast die Hälfte davon wird aus dem Investitionspakt von Bund und Land zur Sportstättenförderung beglichen. Ohne diese öffentliche Unterstützung wäre die Erneuerung der Anlagen für die Leichtathletik und die neue Flutlichtanlage nicht zu stemmen gewesen.
Dieses Schicksal droht nun dem Projekt des Sportvereins in Borstel-Hohenraden. Dort soll ein Kunstrasenplatz entstehen, um den hohen Bedarf an Trainingsflächen abzudecken. Doch 2024 war dieses Vorhaben nicht im Förderprogramm berücksichtigt worden.
Uwe Hönke: „Ist das erst 2021 gestartete Projekt Sportland beendet?“
Ohne diese Unterstützung werde es wohl schwierig, große Anlagenbauten sowie Sporthallensanierungen in nächster Zeit umzusetzen, sagt Mark Müller, Geschäftsführer des Kreissportverbandes Pinneberg. Gemeinsam mit seinem Kollegen Uwe Hönke, der auch Geschäftsführer des VfL Pinneberg ist, fordert er die Landesregierung auf, die Sportstättenförderung weiterlaufen zu lassen.
„Moderne Sportstätten sind der Schlüssel für eine nachhaltige Sportentwicklung und Grundlage für das Sportland Schleswig-Holstein“, sagt Hönke. Ist damit das Projekt „Sportland Schleswig-Holstein“, 2021 erst gestartet, schon wieder beendet, fragt der Pinneberger, der als Sprecher der 25 Großsportvereine im Land mehr als 80.000 Aktive vertritt.
Handlungsbedarf: Zu viele Kinder sind bereits übergewichtig
Dies dürfe angesichts der großen Herausforderungen, vor denen der Staat gesamtgesellschaftlich stehe, nicht sein. Uwe Hönke: „Bereits heute sind 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen übergewichtig, über sechs Prozent gelten sogar als adipös. Bewegungsmangel ist dabei eine der Hauptursachen. Der Anteil der Kinder mit motorischen Defiziten zum Schuleintritt wird jedes Jahr höher. Der Sport als Ort des sozialen Miteinanders benötigt adäquate Sportstätten.“
Der Sanierungsbedarf ist riesengroß. Auf 600 Millionen Euro schätzt der Städteverband Schleswig-Holstein die möglichen Kosten landesweit. „Diese Summe wird nun allein auf die Kommunen und die Vereine abgewälzt. Diese sind aber schlichtweg nicht in der Lage, die notwendigen und zum Teil überfälligen Sanierungen und Erneuerungen zu finanzieren“, heißt es in einer Erklärung des Vorstands des VfL Pinneberg.
Gemeindetag: „Einstellung der Förderung geht deutlich zu Lasten der Kommunen“
Betroffen vom Ende der Förderung sind vor allem die Kommunen, denen der größte Teil der Sportanlagen gehört. Sie müssen künftig ohne diese spezielle Landesförderung zurechtkommen und ihre Sportstätten erhalten. Deshalb versuchen die Verbandsvertreter der Kommunen, sich
Marc Trampe, Kreisvorsitzender des Gemeindetages, dem Zusammenschluss der nichtstädtischen Kommunen im Kreis Pinneberg, äußert Verständnis für die notwendigen Konsolidierungsbestrebungen des Landes, sagt aber auch: „Die Einstellung der Sportförderung geht deutlich zu Lasten der Kommunen. Auch die finanzielle Lage der Kommunen ist sehr angespannt, daher ist davon auszugehen, dass ohne die finanzielle Unterstützung des Landes viele notwendige Maßnahmen und Projekte an den Sportstätten nicht realisiert werden können.“
Landesregierung verweist auf das lange bekannte Ende des Programms
Die für den Sport zuständige Innenstaatssekretärin Magdalena Finke verweist darauf, dass es allen Beteiligten bewusst gewesen sei, dass die Zuschüsse vom Land zum Jahreswechsel enden. Sie sagt auf Anfrage: „Die Sportstättenförderrichtlinie ist ein zeitlich begrenztes Förderprogramm des Landes zur Unterstützung der Kommunen. Allein im Rahmen dieser Richtlinie hat das Innenministerium seit 2017 mit mehr als 54 Millionen Euro die Modernisierung und Sanierung von weit mehr als 400 kommunalen Sportstätten in Schleswig-Holstein unterstützt und möglich gemacht.“
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Darüber hinaus seien durch weitere Förderprogramme wichtige Investitionen möglich geworden. „So gab es beispielsweise Förderungen für die grundlegende Sanierung des städtischen Hallenbads in Bad Segeberg, des Mehrgenerationenbads in Hohenwestedt oder für den Neubau von Sporthallen in Kropp und Niebüll, um nur einige Beispiele zu nennen.“ Durch all diese Maßnahmen sei die kommunale Sportstätteninfrastruktur seit 2017 nachhaltig gestärkt worden, „nachdem dies in den Jahren zuvor kaum stattgefunden hatte“. Für die zukünftige Anträge lässt die Staatssekretärin ein Hintertürchen offen: „Das Innenministerium prüft fortwährend, wie die Sportstätteninfrastruktur vor dem Hintergrund der aktuellen Haushaltslage auch künftig weiter modernisiert werden kann.“
Landessportverband fordert, die Richtlinie zu verlängern
Darauf hofft auch der Landessportverband. Thomas Liebsch-Dörschner, Vizepräsident des Landessportverbandes Schleswig-Holstein kommentiert: „Der Landtag hat sich einhellig hinter das Ziel gestellt, Schleswig-Holstein zu einem Sportland weiterzuentwickeln. Zu einem Sportland gehören zuvorderst intakte und moderne Sportstätten. Damit insbesondere der bereits jetzt enorme Sanierungsstau bei kommunalen Sportstätten nicht noch größer wird, muss gegengesteuert werden. Wir erwarten daher, dass die Sportstättenförderrichtlinie über das Jahresende hinaus verlängert und auch mit einer angemessenen finanziellen Ausstattung versehen wird.“