Hamburg. Die VBL möchte die Zweitliga-Volleyballerinnen hochziehen. Vorher muss der ETV das Budget verdreifachen und Herausforderungen meistern.
Die Aussicht ist alles andere als schön. Der Blick durch die Sporthalle Hoheluft streift blutverschmierte Gesichter, Teufelshörner und unterlaufene Augen. Die Zweitliga-Volleyballerinnen des ETV Hamburg haben sich aufgehübscht. Zu ihrem Motto-Montag verkleiden sie sich einmal im Monat, Ende Oktober – Überraschung, Überraschung – ist Halloween das Thema.
Freche Zungen könnten behaupten, dass dies zu den bislang gruseligen Resultaten von einem Sieg aus fünf Spielen passt. Dumm nur: Wer so schwätzt, der darf zum nächsten Halloween mit herausgerissener Zunge gehen. Denn in Wahrheit ist die Aussicht in der Sporthalle Hoheluft grandios. Unabhängig von jeglichen Resultaten wird der ETV nämlich kommende Saison zum jetzigen Stand in der Volleyball-Bundesliga (VBL) antreten.
Volleyball-Bundesliga will ETV Hamburg aufsteigen lassen
Da die Frauen-Bundesliga auf horrende neun Teams geschrumpft ist, sollen zur kommenden Saison vier Vereine im Paket hochgezogen werden. Konkret handelt es sich dabei um Grimma, Flacht bei Stuttgart, Borken – und eben den ETV Hamburg. „Wir schauen bei der Auswahl auf weiße Flecken auf der Volleyball-Landkarte und natürlich auf Standorte mit Potenzial“, sagt Dennis Herter, Manager Standortentwicklung und Sport der VBL.
Für die Aufsteiger wird in den ersten beiden Saisons der Abstieg ausgesetzt, ihnen werden drei erstklassige Spielzeiten garantiert. „Wir wollen den Clubs Planungssicherheit geben, damit sie in Ruhe in die Strukturen investieren können und nicht sofort das Geld ausschließlich in den Kader stecken müssen“, sagt Herter. In der Männer-Bundesliga wurde das Modell erfolgreich erprobt. In der jetzt zweiten Saison haben sich Freiburg und Dachau im Mittelfeld etabliert.
ETV-Sponsoringchef: „Die Active City Hamburg kann mehr für Frauen tun“
Die Erleichterungen gelten auch für die Spielstätte – selbst, wenn es wie beim ETV die kleine, in die Jahre gekommene Sporthalle Hoheluft ist, die nur für gut 300 Zuschauer ausgelegt ist. „Unsere Garantie gilt, sofern ein nachvollziehbarer Spielhallen-Entwicklungsplan vorliegt“, sagt Herter. Ein Neubau ist ausgeschlossen, eventuell schließt sich der ETV Projekten wie dem Elbdome an, sofern diese in die Umsetzung gehen. Aktuell wurden Gespräche mit der Sporthalle Hamburg für Partien wie gegen Stuttgart, Schwerin oder Dresden geführt.
Hier kommt Christian Prüß ins Spiel. Seit der 49-Jährige, der zuvor 13 Jahre lang beim FC St. Pauli gearbeitet hat, Anfang September den Bereich Marketing und Sponsoring beim ETV übernommen hat, ist der „Zwangsaufstieg“ seine oberste Mission. „Der professionelle Frauensport ist in Hamburg unterrepräsentiert. Die Active City kann mehr“, sagt er. Die Offerte der VBL bietet die perfekte Angabe, schmettern muss Prüß – nach eigener Meinung kein begnadeter Volleyballer.
Budget der Volleyballerinnen muss sich verdreifachen
Und der Block, der ihm und dem ETV gegenübersteht, ist mächtig. Um es im Halloween-Stil auszudrücken: Die finanzielle Herausforderung wäre für viele ein Horror. Von 70.000 Euro muss sich das Budget der Volleyballerinnen mindestens verdreifachen. Prüß grinst angesichts dieser Aufgabe diabolisch: „Würde ich nicht daran glauben, säße ich nicht hier.“ Unter anderem mit einem Eventspiel in der Fischauktionshalle will er Sponsoren aus der Hamburger Wirtschaft überzeugen. Es wäre dringend nötig.
In der Bundesliga spielen fast ausschließlich Vollprofis, Gehälter von 1000 Euro monatlich, ein Auto und eine Wohnung sind Basisleistungen. „In Hamburg haben wir einen Standortvorteil, da viele zum Studieren oder Arbeiten für weniger Geld herkommen“, sagt Alexa Thaden (24), die wie ihre Mitspielerinnen lediglich Fahrtgeld bekommt.
Alexa Thaden: „Es wäre dumm, die Chance nicht zu ergreifen“
Die Strukturen beim ETV geben den Profibetrieb noch nicht her. Auswärtsspiele absolviert das Team teilweise an aufeinanderfolgenden Tagen bei benachbarten Konkurrenten, um sich eine zweite Fahrt zu sparen. Der Aufstieg sei eine „große Chance“, sagt Thaden, die Strukturen für die 544 Volleyballer im ETV maßgeblich zu stärken.
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„Die Chance nicht zu ergreifen, wäre dumm“, sagt Thaden. Wie spektakulär sie sich nicht nur verkleiden, sondern spielen können, wollen sie und ihre Kolleginnen an diesem Sonnabend (15 Uhr) in der Sporthalle Hoheluft beweisen. Dann soll die Aussicht für Bayer Leverkusen gruselig sein.