Hamburg. Der Eimsbütteler TV plant den Aufstieg in die Volleyball-Frauen-Bundesliga. Die Liga würde die Hamburgerinnen willkommen heißen.
Am vergangenen Wochenende haben sich die Volleyballerinnen des Eimsbütteler Turnverbandes (ETV) mit überzeugenden Siegen beim TSV Flacht (Rheinland-Pfalz) und beim SSC Freisen (Saarland) auf Platz vier der eingleisigen 2. Bundesliga Pro geschlagen. In der nächsten Saison könnte es noch höher für das junge Team hinausgehen. Der Verein hat einen Vorlizenzierungsantrag für die Frauen-Bundesliga gestellt – als einer von neun Clubs der zweiten Spielklasse. „Die Liga hatte uns dazu aufgefordert“, sagt der ETV-Vorsitzende Frank Fechner (60). Nach Abstimmung in den Gremien habe sich der Club zu dem Schritt entschlossen.
Volleyball-Bundesliga: ETV-Frauen sind in der Liga willkommen
Mit dem Antrag sind zunächst keine Verpflichtungen verbunden, es ist die erste formale Handlung für einen möglichen Aufstieg. Hintergrund ist, dass die Volleyball-Bundesliga (VBL) bei Männern und Frauen ihre höchste Klasse auf 14 Teams aufstocken will, um attraktiver für Fernsehen und Sponsoren zu werden. Hamburg wäre ein willkommener Standort. 2016 hatte sich das Volleyball Team Aurubis aus Fischbek-Neugraben nach Rückzug seines Namensgebers aus der Frauen-Bundesliga abgemeldet, obwohl ein neuer Hauptsponsor bereit stand.
Die Männer-Bundesliga hat besagten Prozess zur aktuellen Saison erfolgreich gestartet und vier Aufsteiger integriert. Sie spielt jetzt mit zwölf Mannschaften. Die Frauen, dort treten derzeit zehn Teams ans Netz, wollen nun 2024 nachziehen.
Volleyball-Bundesliga: ETV darf weiter in der Sporthalle Hoheluft spielen
Dafür hat die VBL ihre Lizenzbedingungen abgesenkt. Weder Größe und Ausstattung der Hallen noch ein Mindestetat sind künftig vorgeschrieben. „Wir nehmen euch so, wie ihr seid“, hieß es von der Liga gegenüber dem ETV. Damit sich die Aufsteiger sportlich und wirtschaftlich entwickeln können, wird der Abstieg für zwei Jahre ausgesetzt. „Unter dieser Konstellation lohnt es sich darüber nachzudenken, ob wir das Angebot wahrnehmen wollen“, sagt Fechner. Bis zum 2. Mai 2024 müssen die endgültigen Lizenzunterlagen bei der VBL eingereicht werden. Die entscheidet dann über die Besetzung der Bundesliga.
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Trainer Holger Schlawitz (35) und die Spielerinnen wurden inzwischen über die Pläne informiert. „Die Resonanz war durchweg positiv, fast schon euphorisch“, sagt Ulrich Kahl (60), ehemaliger Trainer der ETV-Frauen und heutiger Leistungssportkoordinator. Natürlich sei die Mannschaft noch nicht erstligareif, sie habe aber Potenzial, der Trainingsumfang müsste von drei- auf mindestens viermal in der Woche erhöht werden. Mit Clara Schuster (16) und Maja Lange (17) hatten sich zuletzt zwei der größten Hamburger Volleyballtalente dem Verein angeschlossen.
Eimsbütteler Turnverband fördert bisher keinen Profisport
Fechner rechnet damit, den Etat von bisher etwa 70.000 auf gut 200.000 Euro aufstocken zu müssen: „Das sollten wir schaffen.“ Gespielt werden soll weiter in der Sporthalle Hoheluft am Lokstedter Steindamm, die 300 Zuschauern Platz bietet, eventuell mit einer Zusatzbestuhlung auf eine Kapazität von 500 Besuchern aufgestockt werden kann. „Ein Umzug in größere Hallen in anderen Hamburger Bezirken käme für uns nicht in Betracht. Wir sind ein Eimsbütteler Verein“, sagt Fechner.
Grundsätzlicher sei dagegen das Problem, dass sich der ETV (rund 20.000 Mitglieder in 22 Abteilungen) seinem Leitbild nach als Breitensportverein verstehe, Profisport ausschließe, allenfalls Aufwandsentschädigungen zahle. Fechner: „Dennoch haben wir bisher keiner Mannschaft den Aufstieg verwehrt oder deren sportliche Ambitionen beschnitten.“
Volleyball-Bundesliga: ETV reist zur Weiterbildung nach Stuttgart
Um sich ein Bild über die Anforderungen zu machen, will Fechner im Januar mit einer Delegation den Allianz MTV Stuttgart besuchen. Die Stuttgarter waren einst ebenfalls ein reiner Breitensportverein und stellen jetzt ein Spitzenteam in der Volleyball-Bundesliga der Frauen, wurden zuletzt dreimal deutscher Meister.