Hamburg. Das ITF-Turnier in der Verbandshalle Horn leistet wichtige Basisarbeit. Schweizer Olympiasiegerin Bencic feiert ihr Comeback.

Belinda Bencic (27) trägt Tochter Bella schaukelnd auf dem Arm durch das Spielerrestaurant, während Trainer Iain Hughes einen leichten Lunch zu sich nimmt. Von oben haben beide dabei einen freien Blick auf die Spielfelder in der Halle des Hamburger Tennisverbandes (HTV) in Horn. Die Matches laufen auf zwei Courts, der Henssler at Home Ladies Cup hat begonnen.

Die Olympiasiegerin von 2021 in Tokio ist dabei natürlich der Topstar, obwohl sie auf einem Tennisturnier der ITF-75-Kategorie (ITF steht für International Tennis Federation) mit gerade einmal 60.000 Euro Preisgeld gar nichts zu suchen hat, eigentlich. Aber Bella ist erst im April geboren, und ihre Mama sucht nun wieder den Einstieg in das Profigeschäft, ein Comeback auf niedrigerem Niveau.

Tennis: Auch Friedsam und Barthel spielen in Horn

„Genau für solche Fälle sind diese Turniere auch gedacht“, sagt Turnierdirektor Björn Kroll (47), „für erfahrene Spielerinnen, die lange aussetzen mussten, vor allem aber für junge, die Turniererfahrungen machen wollen und erste Weltranglisten-Punkte sammeln.“

So schlagen in Hamburg nach einer langen Patellasehnen-Verletzung auch die deutsche Nationalspielerin Anna-Lena Friedsam (30) auf und Mona Barthel (34) aus Bad Oldesloe. Daneben aber auch zahlreiche deutsche Talente wie Julia Stusek (16) und Carolina Kuhl (19). „Es ist eine gute Mischung“, sagt Kroll.

Der DTB sucht mehr Turnier-Veranstalter

Turniere der unteren Kategorie, die Basis des Profi-Tenniszirkus sozusagen, gibt es in Deutschland viel zu wenige. Für Damen in der Halle zur Zeit exakt zwei. Die Chancen auf Wildcards sind da für einheimische Spieler also extrem begrenzt. In anderen Ländern wie Italien läuft das viel besser. Der DTB möchte das kopieren, findet aber wenig Veranstalter. Hamburg ist deshalb besonders wertvoll.

„Im vergangenen Jahr haben wir es als kombiniertes Turnier für Damen und Herren ausgetragen, das ging aus Termingründen in diesem Jahr nicht“, sagt Kroll, der Spielleiter beim HTV ist, freiberuflich für WTA-Turnierdirektorin Sandra Reichel arbeitet und deren Turniere am Rothenbaum und in Linz organisiert.

Turnierdirektor möchte 2025 wieder ein kombiniertes Turnier

Den Plan, wieder Damen und Herren gemeinsam spielen zu lassen, den gibt es für 2025 noch. Bei den Männern wäre wieder ein ATP-Challenger-Turnier, das im März an gleicher Stelle Henri Squire (23/Duisburg) gewann, der inzwischen bereits Trainingsspieler für das Daviscup-Team war.

Der HTV hat seit fünf Jahren die Rechte an dem Turnier, die Regionalliga Nordost und der Schleswig-Holsteinische Tennisverband unterstützen es. „Unser wichtigster Partner ist aber die Stadt Hamburg mit der „Active City“, sagt Kroll, „ohne die wäre es nicht möglich.“ Um so bedauerlicher ist es, dass lokale Stars wie Eva Lys und Noma Noha Akugue nicht dabei sind, sondern Turniere in Asien spielen.

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Ärzte, Physios, Shuttle Service, Ballkinder, Spielerinnen Lounge und sogar eine Players Night am Mittwoch, alles ist vorhanden. Nur eben etwas kleiner. 300 Zuschauer passen auf die Tribüne, am Montag bei den letzten Qualifikationsmatches war die noch äußerst spärlich besetzt. Spätestens ab Dienstag mit dem Start des Hauptfeldes soll das anders werden. Der Eintritt ist frei. „Wir haben ein gutes Feld“, sagt Kroll, „und in den vergangenen Jahren waren oft Spielerinnen dabei, die bei uns ihre Karriere begonnen haben.“