Hamburg. Stützpunktleiter Markus Weise freut sich auf neues Hockey-Leistungszentrum. Ein Spielfeld ist schon gebaut, aber es gibt auch Probleme.

„Moment, da muss ich mal hingehen“, sagt Markus Weise (61) und überquert den funkelnagelneuen Kunstrasenplatz am Hemmingstedter Weg in Richtung der Bäume an der Anwohnerstraße Püttkuhl. Schaut hier, klettert auf eine Brüstung, schaut da und stellt schließlich fest: „Die Fangzäune sind viel zu niedrig.“

Irgendetwas ist eben immer. Auch (oder gerade?) bei Neubauten. Der neue Bundesstützpunkt Hockey auf der gigantischen, bezirklichen Sportanlage gegenüber dem Botanischen Garten in Osdorf steht kurz vor der Fertigstellung. Der neue Kunstrasenplatz, die Bauphase eins, ist bereits komplett errichtet, die Flutlichtmasten stehen, er muss nur noch abgenommen werden. Aber jetzt ist da halt das Problem mit den Fangzäunen.

Überdachung des Trainingsplatzes fertig

Dennoch ist Bundesstützpunktleiter Weise bei diesem Besuch der Baustelle mit dem Abendblatt angetan von den Fortschritten. „Es ist schön, dass das Tragwerk der Dachkonstruktion aus Holz ist“, sagt er mit Blick auf die ebenfalls bereits fertiggestellte Überdachung eines 2500 Quadratmeter großen Kleinspielfeldes mit drei Laufbahnen.

Die neue Anlage erfüllt die hohen Standards des Klimaschutzes: mit einer Photovoltaikanlage, einem begrünten Dach, in Teilbereichen eine Holzfassade, sowie teilweise eine begrünte Fassade. Aus einem bereits vorhandenen Brunnen wird Wasser zur Bewässerung und Reinigung des Platzes verwendet. Später wird dieses Wasser wieder dem nahe gelegenen Ziegelteich zugeführt.

Grüner Kunstrasen für den Grünen Ring

Anders als inzwischen allgemein üblich in Blau, wurde der Belag für das 5865 Quadratmeter große Großfeld mit grünem Kunstrasen belegt. „Wir sind hier Teil des Grünen Rings“, erläutert Weise. Der Kunstrasenbelag für das überdachte Kleinfeld wird dagegen blau, er liegt in elf fetten Rollen bereits daneben und kann ebenfalls bald verlegt werden.

Im Mai 2023 hatte er mit unter anderem Sportsenator Andy Grote, dem Sport-Abteilungsleiter im Bundesinnenministerium Steffen Rülke und weiteren Leuten den symbolischen ersten Spatenstich für die Anlage gesetzt. Nun kann er sicher davon ausgehen, im kommenden Jahr mit dem Trainingsbetrieb dort beginnen zu können.

Funktionsgebäude ist in einem Jahr fertig

„Das Großfeld könnten wir jetzt schon bespielen“, sagt Weise, „aber wir fangen erst mit Beginn der nächsten Feldsaison im Frühjahr an.“ Das hat pragmatische und Kostengründe. Weil Parkplatz und Zuwegung noch nicht fertig sind, müsste so etwas provisorisch errichtet werden und würde Kosten von 50.000 Euro produzieren – „die spare ich lieber.“

Lediglich vom dritten Bauabschnitt ist noch nicht mehr zu sehen, als die Vorbereitung des Baugrundes. Neben dem Kleinfeld entsteht noch ein Funktionsgebäude mit 855 Quadratmetern Nutzfläche. Büros, Umkleiden, Mucki-Bude, alles, was man so braucht, ist dort vorgesehen. Dies soll im Oktober 2025 eingeweiht werden, ein halbes Jahr später, als ursprünglich geplant. In einem Jahr also kann der Bundesstützpunkt komplett fertiggestellt sein.

Bundesstützpunkt Hockey
Markus Weise gewann als Hockey-Bundestrainer drei olympische Goldmedaillen. 2004 mit den Damen, 2008 und 2012 mit den Herren. © FUNKE Foto Services | Roland Magunia

Rund 14 Millionen Euro kostet der Bau, 2,73 Millionen Euro trägt der Bund, rund 10,7 Millionen zahlt die Stadt. „Wir wollen unsere Hamburger Hockeyspielerinnen und -spieler, die erheblichen Anteil an nationalen und internationalen Erfolgen haben, damit weiterhin bestmöglich unterstützen und gleichzeitig die Leistungssportinfrastruktur der Active City zielstrebig ausbauen“, erklärte Grote beim ersten Spatenstich.

Seit 2019 ist der mit seiner Familie in Heimfeld lebende Weise als Bundesstützpunktleiter Hamburg beim Deutschen Hockey-Bund (DHB) angestellt. Das ist viel Planungsarbeit und Papierkram, auch der Bau jetzt brauchte lange Vorarbeiten und Abstimmungen. Auch die Kosten für den laufenden Betrieb reinzuholen ist eine Aufgabe des Stützpunktleiters. Großsponsoren, die so etwas übernehmen, gibt es (noch) nicht.

Weise trainiert deutsche Damen bei der WM im Februar

Der erfolgreichste deutsche Ballsport-Trainer, der 2004 mit den Damen und 2008 sowie 2012 mit den Herren Gold bei den Olympischen Spielen gewann, ist deshalb froh, dass ihm der DHB auch noch aktive Trainerarbeit ermöglicht: „Ich will nicht nur am Schreibtisch sitzen.“ Bei der Hallen-WM im Februar in Kroatien wird er gemeinsam mit Dominic Giskes, seinem Stützpunktleiter-Kollegen in Köln, die Damen-Nationalmannschaft betreuen.

Bei den Bundesligaherren des HTHC unterstützt er in dieser Saison die Trainer Paul Pongs und Tobias Lietz. „Es macht mir noch Spaß, aktiv zu trainieren“, sagt er. Der Kontakt zu Spielern und Spielerinnen bleibt so auch enger. Über Pfingsten feierte er „natürlich“ mit „seinen“ Damen das 20-Jährige Jubiläum des Goldtriumphes von Athen.

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Rund 50 Bundeskader- und etwa 130 Landeskaderathleten ab der U13 werden in Hamburg gefördert. Ihr Training findet bislang dezentral in verschiedenen Hamburger Vereinen und auf dem Uni-Platz an der Rothenbaumchaussee statt. Weise wird dabei von Nils Leest und dem Südafrikaner Ian Haley unterstützt.

„Ab nächstem Jahr haben wir nun den Vorteil, dass wir komplett selbstständig und von den Clubs unabhängig sind“, sagt Weise. Das ist ein Alleinstellungsmerkmal unter den insgesamt fünf Bundesstützpunkten: „Es könnte wirklich cool werden.“