Hamburg. Die Paralympicssiegerin von 2012 beendet ihre Karriere in der Nationalmannschaft. Weiter voller Einsatz für die BG Baskets.
Paris! „Das war auf einer Stufe mit London 2012“, sagt Maya Lindholm. Und das, obwohl die Hamburgerin in Englands Metropole die Goldmedaille bei den Paralympics im Rollstuhlbasketball gewonnen hatte. In Paris war das sportliche Abschneiden der Nationalmannschaft Anfang September dagegen „nicht so wie erhofft“.
Dennoch: „Die Halle war immer voll, die Stimmung großartig und nur positiv, es war ein sehr emotionales Erlebnis. Ein perfekter Abschluss.“
Freitag Eintrag in das Goldene Buch der Stadt
Abschluss? „Ja, ich höre in der Nationalmannschaft auf“, sagt die Aufbauspielerin der BG Baskets im HSV, „ich bin 33, ich bin seit 2009 dabei. Man muss immer mehr tun, um das Niveau zu halten – und diesen Schritt kann und möchte ich nicht mehr gehen.“
Der Eintrag in das Goldene Buch der Stadt Hamburg am Freitag für die Hamburger Paralympics- und Olympiateilnehmer ist also ihr letzter Auftritt als internationale Athletin: „Ich gehe mit einem positiven Gefühl.“
Andere Nationen sind an Deutschland vorbei gezogen
Platz sechs wurde es in Paris am Ende für das Team. „Das internationale Leistungsniveau wird immer besser, vor allem athletisch“, sagt Lindholm, „wir können das mit unseren spielerischen und technischen Fähigkeiten nicht mehr kompensieren.“ Andere Nationen seien in Sachen Professionalisierung und Trainingsmöglichkeiten an Deutschland vorbeigezogen.
Auch die BG Baskets im HSV, die nach einem Jahr Zweite Liga in die Bundesliga zurückkehrten, werden einen schweren Kampf um den Klassenerhalt vor sich haben. Nach der Saisonauftaktniederlage bei den ambitionierten Hannover United steht am Sonntag (15 Uhr) in der Inselparkhalle das erste Heimspiel gegen die Rhine River Rhinos Wiesbaden an. Ebenfalls ein Team, das versucht, „oben“ anzuschließen, wo seit Jahren die Mannschaften aus Elxleben in Thüringen und Wetzlar die Liga dominieren.„Die finanziellen Möglichkeiten sind der Hauptgrund für die Leistungsunterschiede“, glaubt Lindholm.
BG Baskets können finanziell nicht mithalten
Die Spitzenclubs kalkulieren mit rund einer Million Euro pro Jahr. Der Etat der BG Baskets liegt im niedrigen sechsstelligen Bereich. Ohne die strukturelle Hilfe des HSV sowie der Partner und Kooperationen ginge das alles nicht. „Der Standort ist ganz entscheidend. Es ist schwierig, in einer Großstadt mit vielen anderen Sportangeboten Partner zu finden“, sagt David Schulze, Koordinator BG Baskets beim HSV: „Wir stellen unser Projekt oft bei potenziellen Sponsoren vor, aber wir kassieren viele Körbe.“
„Ich habe den Eindruck, dass das Besondere unseres Sports in Hamburg noch nicht so angekommen ist“, meint Lindholm. „Wir Spielerinnen und Spieler haben alle eine Geschichte und zeigen, was dennoch möglich ist. Aber das wird nicht so wertgeschätzt.“
Lindholm arbeitet in Vollzeit als Ergotherapeutin
Lindholm ist seit ihrem 14. Lebensjahr infolge einer Rückenmarksentzündung querschnittsgelähmt. Sie arbeitet Vollzeit als Ergotherapeutin im BG Rehazentrum HafenCity. „Ich brauche die Arbeit neben dem Sport, anders würde es nicht funktionieren.“
Bei anderen ist das anders. So hat vor dieser Saison auch Nationalspielerin Anne Patzwald (35) die BG Baskets endgültig verlassen und sich erneut Italiens Meister ASD Briantea 84 in Cantu in der Lombardei angeschlossen. Ihren Job als Ergotherapeutin in der BG Klinik hat sie gekündigt. „Wir haben vor der Saison mit ihr gesprochen und versucht, sie zu halten“, sagt Schulze, „aber gegen die Möglichkeiten der Italiener haben wir keine Chance.“
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Hamburgs langjährige Topspielerin Mareike Miller (34) spielt und lebt seit einem Jahr in Trier und hat dort nun auch einen neuen Job angenommen. So ist Maya Lindholm die „Last Woman standing“ des langjährigen Erfolgstrios der BG Baskets.
„Ich bin Hamburgerin, ich bin hier verwurzelt, ich liebe meinen Job, den Verein und das Spiel und kann hier alles verbinden“, sagt Maya Lindholm, „der Weg der Professionalisierung ist für den Sport dennoch richtig, aber für mich ist der Zug abgefahren.“