Hamburg. Stefanie Lipsky sah bei dem Rennen viele Stürze. Anfänger sollten sich nicht überschätzen und der Veranstalter sein Konzept überdenken.
Stefanie Lipsky (40) ist im Radsport einiges an Härte gewohnt. Nach dem Cyclassics-100-Jedermannrennen am vergangenen Sonntag lässt sie jedoch offen, ob sie an dem Hamburger Radrennklassiker noch einmal teilnimmt. „Von der ersten Minute an war das ein hektisches Rennen“, klagte Lipsky, die für das „Gruppetto-Womens-Racing-Team“ an den Start ging. „Ich habe links und rechts von mir zahlreiche Stürze mitbekommen.“
Einer der Teilnehmer war bei einem Massencrash nahe Barmstedt so schwer verletzt worden, dass er per Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen werden musste. Nach Abendblatt-Informationen erlitt die Person eine Wirbelverletzung. Lebensgefahr bestand nicht.
Bei dem Hamburger Radrennen überschätzen sich viele Anfänger
Den Massencrash hatte Lipsky, die als zweite Frau ins Ziel kam, zwar nicht mitbekommen, allerdings sah sie ungewöhnlich viele Unfälle. Die flache Strecke würden sich viele Anfänger zutrauen, die es nicht gewohnt sind, bei hohen Geschwindigkeiten in Gruppen zu fahren. „Selbst, wenn du ein guter Fahrer bist, hast du keine Chance, wenn jemand direkt vor dir stürzt“, sagt Lipsky.
Seit zehn Jahren fährt sie Rennen. Dass ein Jedermannrennen wie am Sonntag unterbrochen und neutralisiert zu Ende gefahren wird, habe sie noch nie erlebt. Sie rät, bei Unfällen von Mitfahrern nicht unbedacht anzuhalten. „In der Spitzengruppe kann ich keine Vollbremsung machen. Die Rennstrecke ist wie eine Autobahn, dann verursache ich den nächsten Crash.“ Wer dagegen etwas gemütlicher weiter hinten Feld fährt, einen Sturz mitbekommt und sicher halten kann, der sollte seine Hilfe anbieten.
Stefanie Lipsky findet: „Ein Cyclassics-Frauenrennen wäre doch ein cooles Experiment“
Am hilfreichsten wäre es, wenn die Teilnehmer vorher das Fahren in Gruppen übten. Vom Veranstalter wünscht sie sich, weniger Aktive auf einmal losfahren zu lassen, was aber viel Zeit kostet. Auch ein Frauenrennen wäre für Lipsky eine Alternative. „Bei den Frauenrennen gibt es weniger Stürze, einfach, weil nicht so viele an den Start gehen. Weniger Masse auf der Straße hilft bei der Unfallprävention.“
Lipsky ist Mitgründerin des rein weiblichen „Gruppetto-Womens-Racing-Teams“. Sie glaubt, dass Frauen sich auf der Rennstrecke etwas umsichtiger verhalten. Von zwölf Teammitgliedern sind bei dem gemischten Cyclassics-Rennen nur drei mitgefahren. Den anderen sei es einfach zu gefährlich gewesen, sagt Lipsky. „Ein Cyclassics-Frauenrennen wäre doch ein cooles Experiment.“
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Klar sei, dass ein Rennen nie perfekt organisiert werden kann und Stürze nicht komplett auszuschließen sind. „Es ist super, dass es so ein Event in Hamburg gibt und es liegt an uns allen, das Rennen sicherer zu machen“, sagt Lipsky. In diesem Jahr nahmen rund 11.000 Menschen an den Jedermannrennen teil, diese Zahl soll im nächsten Jahr noch gesteigert werden. Um die Sicherheit von noch mehr Menschen zu gewährleisten, wird es auf die Veranstalter, aber auch auf jeden einzelnen Fahrer ankommen.