Hamburg. Tour-de-France-Shootingstar Girmay mit Siegchancen. Auch Milan und Philipsen im Kreis der Favoriten. Einschränkungen für Autofahrer.
Am Sonntag wird Hamburg wieder zum Mekka des Radsports. Die Bemer Cyclassics, das bedeutendste Radrennen Deutschlands, verwandeln die Hansestadt am 8. September in eine Rennstrecke für Jung und Alt, Profis und Amateure. Sie alle kämpfen bei dem Eintagesrennen um die beste Zeit und gegen den Waseberg.
Den sportlichen Auftakt machen die Amateure beim Jedermannrennen Cyclassics 60. Start ist zwischen 7.30 und 8 Uhr auf der Alsterglacis. Das Cyclassics-100-Rennen beginnt anschließend zwischen 8.40 und 9.50 Uhr. Nachdem die rund 11.000 gemeldeten Amateure auf der Mönckebergstraße im Ziel angekommen sind, geht es für die 161 Profis der UCI-World-Tour erst los. Um 11.15 Uhr startet das Eliterennen.
Die Cyclassics Hamburg bringen hochkarätige Radsportprominenz in die Stadt
Welcher Fahrer zuerst nach 197,9 Kilometern gegen 15.45 Uhr das Ziel erreicht, ist bei dem mit Stars gespickten Rennen schwer zu sagen. „Das Starterfeld ist unfassbar gut“, sagt Renndirektor Fabian Wegmann. Sollte es zum Massensprint kommen, werden den Belgiern Jasper Philipsen (26/Alpecin-Deceuninck) und Tim Merlier (31/ Soudal Quick-Step), dem Niederländer Olav Kooij (22/Visma | Lease a Bike), dem Italiener Jonathan Milan (23/Lidl-Trek) sowie Biniam Girmay (24/Intermarché-Wanty) gute Chancen auf den Sieg eingeräumt.
Die fünf Athleten zählen zu den besten Sprintern der Saison, haben in diesem Jahr zusammen 42 Siege eingefahren. Ihnen allen fehlt noch ein Erfolg in Hamburg. Milan gewann im Mai beim Giro d’Italia zum zweiten Mal in Serie das Trikot für den besten Sprinter. Bei der Deutschland-Tour im August holte er drei Etappensiege.
Biniam Girmay brillierte zuletzt bei der Tour de France und hat in Hamburg Sieg-Chancen
Der herausstechende Name ist aber der von Girmay, der als erster Afrikaner das Grüne Trikot bei der Tour de France gewann, als erster Dunkelhäutiger eine Etappe als Erster beendete. Bisher bringt es der Eritreer auf fünf Saisonsiege. Der dänische Titelverteidiger Mads Pedersen (28) geht in diesem Jahr bei den Cyclassics nicht an den Start.
Aus deutscher Sicht haben Phil Bauhaus (30/Bahrain-Victorious), Pascal Ackermann (30/Israel – Premier Tech) und Max Kanter (26/Astana Qazaqstan) wohl die größten Chancen, vorne mitzufahren. Auf dem Podium vermutet Ex-Profi Rick Zabel (30) Milan, Philipsen und Girmay. Bis vor Kurzem nahm Zabel selbst am Eliterennen der Cyclassics teil, in diesem Jahr mischt der Radsportrentner sich unter die Amateure.
Ex-Profi Zabel und Renndirektor Wegemann sind sich bei den Favoriten einig
„Ich vermisse es grundsätzlich zwar weniger, mir eine Startnummer anzustecken, aber die Chance, auf einer abgesperrten Strecke Rad zu fahren, mich sicher zu fühlen, die möchte ich gern nutzen“, sagt Zabel. Fabian Wegmann (44) vermutet dieselben Fahrer auf dem Podium, rechnet aber auch mit einem starken Rennen des Österreichers Marco Haller (33), der für das deutsche Team Red-Bull-Bora-hansgrohe fährt und die Cyclassics 2022 gewann. „Er hat mit Sicherheit eine Außenseiter-Chance“, sagt Wegmann.
Seit diesem Jahr ist der dreimalige Deutsche Meister sportlicher Leiter der Cyclassics und setzt auf Altbewährtes. „Wir halten erst mal am Streckenkonzept fest“, sagt der Münsteraner. Die Strecke der Elitefahrer führt von der Alsterglacis in nordwestlicher Richtung über Schenefeld, Quickborn, Barmstedt, und Bokel nach Wedel. Ab dort geht es entlang der Elbe Richtung Innenstadt, wo die Radsportler auf den berüchtigten Waseberg treffen.
Straßensperrungen in Hamburg am Sonntag schon ab 4.30 Uhr
Danach müssen bis zum Ziel noch rund 15 Kilometer zurückgelegt werden, zwei Drittel davon auf der Elbchaussee. Auf der Mönckebergstraße könnte es einen spannenden Kampf um den Sieg geben. „Ein Massensprint auf Hamburgs Einkaufsmeile ist also der wahrscheinlichste Ausgang“, heißt es vom Veranstalter.
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Die ersten Sperrungen werden am Sonntag um 4.30 Uhr eingerichtet. Hiervon betroffen sind der Startbereich der Straße An der Alster, die Kennedybrücke, die Alsterglacis und der Theodor-Heuss-Platz. Die restlichen Streckensperrungen werden im Lauf des Tages sukzessive aufgebaut. Wichtig sei es, die Streckenführung konfliktfrei zu gestalten, sagt Innen- und Sportsenator Andy Grote (SPD).
Auch wenn die Unannehmlichkeiten möglichst gering gehalten werden sollen, steht fest: Am Sonntag gehört die Stadt den Amateuren, Profis und Fans – ganz einfach dem Radsport. Für Hamburgerinnen und Hamburger könnte es sich also lohnen, statt auf das Gas in die Pedale zu treten.