Barcelonnette. Bei der Tour de France 2024 bleiben die deutschen Sprinter Pascal Ackermann und Phil Bauhaus trotz guter Ergebnisse ohne Sieg.
Pascal Ackermann versuchte noch einmal alles auf dem Weg nach Barcelonnette. Der deutsche Radprofi griff in einem schnellen Rennbeginn mehrfach an, war kurzzeitig sogar in einer Ausreißergruppe dabei. Die Gruppe des Tages, aus der der spätere Sieger Victor Campenaerts (Belgien) am Ende kam, verpasste er dann aber doch. Die hügelige 18. Etappe der Tour de France, sie war auch Ackermanns letzte Chance auf seinen ersten Tageserfolg bei der Frankreich-Rundfahrt, bei der Jasper Philipsen und Biniam Girmay die Sprintankünfte dominierten. Der Pfälzer hingegen muss aufs nächste Jahr für seinen großen Coup warten.
Die deutsche Sprinterherrlichkeit war so bei dieser Tour de France nur hinter den Kulissen zu sehen. Marcel Kittel, mit 14 Etappensiegen deutscher Rekordhalter in dieser Disziplin, suchte dort für das niederländische Fernsehen Interviewpartner. Kittel sorgte auch für den letzten deutschen Sieg im Massensprint. Das war 2017. Danach waren John Degenkolb auf dem Pflaster von Paris – Roubaix (2018) erfolgreich, Lennard Kämna (2020) in den Bergen und Nils Politt (2021) in der Windlotterie. In den letzten beiden Jahren ging Deutschland komplett leer aus bei der Tour, egal ob ein Massensprint anstand, es in die Berge ging oder der Kampf gegen die Uhr ausgefochten wurde.
Ackermann glänzt in vielen Sprintfinals
Das ist bei dieser 111. Ausgabe nicht anders. Dank zweier Spätberufener sieht die Bilanz aber nicht zu schlecht aus. Phil Bauhaus, 30 Jahre alt und bei seiner zweiten Tour de France, sorgte in Nimes für einen guten zweiten Platz. „Mehr war nicht drin. Jasper Philipsen ist eindeutig der schnellere Mann“, zog er seinen Hut vor dem Etappensieger. Immerhin nutzte der Bocholter die Gunst der Stunde. Ein Sturz von Biniam Girmay, dem Mann im Grünen Trikot, hatte das technisch schwierige Finale noch unübersichtlicher gemacht. Bauhaus hatte Glück. Er war aber auch in einer guten Position. Und daraus holte er das für ihn Maximale.
Aus deutscher Sicht übertraf ihn allerdings ein Tour-Debütant: Pascal Ackermann. Sieben Profi-Jahre brauchte er, bevor ihn endlich ein Profirennstall mitnahm. Er zahlte das Vertrauen von Israel-Premier-Tech mit sieben Top-10-Platzierungen zurück. Drei dritte Plätze stachen dabei positiv heraus. „Wenn mir jemand vor der Tour von drei dritten Plätzen erzählt hätte – ich hätte laut gelacht“, meinte Ackermann.
Seine drei letzten Saisons verliefen denkbar schlecht. 2021 verließ er Bora-hansgrohe im Zorn darüber, nicht zur Tour mitgenommen worden zu sein. 2022 gelangen ihm für den neuen Arbeitgeber UAE Emirates nur magere zwei Saisonsiege bei kleineren Rennen. Mit dem Tourstart klappte es erneut nicht. Für UAE war das Unternehmen Titelverteidigung mitTadej Pogacar ohnehin wichtiger. Im letzten Jahr sprang zwar ein Etappensieg beim Giro d’Italia heraus. Das reichte aber erneut nicht für einen Platz im Kader für das größte Radrennen der Welt. Ackermann wechselte daher zum weniger renommierten Team Israel-Premier-Tech. Dort klappte es mit der Tour. Vor allem die Konstanz mit insgesamt sieben Top-10-Resultaten bei zehn Massensprints spricht für seine gute Verfassung.
Bauhaus steigt vorzeitig bei der Tour de France aus
Und weil die Form so gut war, hegte Ackermann noch eine ganz verwegene Hoffnung: Er markierte sich die 18. Etappe am Donnerstag. Die wies zwar über 3.000 Höhenmeter auf, allerdings verteilt über fünf Berge der kleinsten, der dritten Kategorie. Ackermann gehört zu den Sprintern, die gut durchs hügelige Gelände kommen. Die Hoffnung war, in einem reduzierten Feld die eigene Schnelligkeit ausspielen zu können. Es ging dann auch eine 37 Mann starke Gruppe. Ackermann, dem in den letzten Tagen eine Erkältung zugesetzt hatte, fand sich aber nicht darin.
Phil Bauhaus, der zweite kleine deutsche Sprinterlichtblick, war an diesem Tage schon gar nicht mehr dabei. Er hatte kein Ziel mehr. „Ich finde es schade, dass es nicht den Massensprint auf den Champs Elysees gibt“, sagte er dieser Zeitung. Der fiel den Olympischen Spielen in Paris zum Opfer. Stattdessen gibt es am Sonntag zum Tour-Abschluss ein Zeitfahren zwischen Monaco und Nizza. Auch Bauhaus, dann 31 Jahre alt, muss wie Jahrgangskollege Ackermann auf die nächste Saison für seinen Erfolg bei der Tour warten.
Bis es deutsche Sprintersiege in früherer Regelmäßigkeit gibt, wie einst mit Kittel, muss man mindestens auf die nächste Generation warten. Dort zumindest gilt U23-Meister Niklas Behrens vom Development Team von Lidl Trek als vielversprechendes Talent.